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Homeoffice in Zeiten des Coronavirus: Pro und Contra

Immer mehr Firmen bieten für ihre Mitarbeiter Homeoffice an.
Immer mehr Firmen bieten für ihre Mitarbeiter Homeoffice an. ©pixabay.com
Größere Firmen bieten ihren Firmen Homeoffice an, verbieten Meetings oder sogar das Händeschütteln. In Zeiten des Coronavirus versuchen Unternehmen das Virus so gut wie möglich einzudämmen. Doch hilft das wirklich?

PRO

Die Regierung hat am gestrigen Dienstag einige Maßnahmen empfohlen, um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich gehalten. Unter anderem wurden Unternehmen angehalten, ihren Mitarbeitern so weit wie möglich Homeoffice zu ermöglichen. Bisher hat sich kein Experte gemeldet, der diese Maßnahmen komplett überzogen findet. Jedoch scheint es etwas Ur-Österreichisches zu sein, "alles nicht so schlimm" zu finden. Man denkt, man wisse es besser, man kann Risiken eingehen, weil es ja keine Risiken sind. Leute, die diese Positionen vertreten und leben, sind jedoch meist nicht die, die sich mit der Virus-Forschung beschäftigen. Es empfiehlt sich – auch wenn es der Stolz schwermacht – auf die Experten zu hören.

Homeoffice hat auch große Auswirkungen auf die Sicherheit, sowohl die eigene, als auch die der anderen. Bei einer Inkubationszeit von 14 Tagen fällt oft nicht auf, dass man selbst oder die Arbeitskollegien bereits erkrankt ist. Zu Hause kann man nicht angesteckt werden und vor allem auch andere nicht anstecken. Besonders für ängstliche Personen kann Homeoffice zusätzlich den Vorteil haben, sich nicht unnötig Sorgen über eine mögliche Ansteckung zu machen. Außerdem handelt es sich um eine Übergangsphase und nicht um eine Lösung für die nächsten 20 Jahre. Man wird also nicht komplett vereinsamen und Studien zufolge steigt im Homeoffice die Produktivität signifikant. Wer Homeoffice in Anspruch nehmen darf, sollte dies tun. Nur zwei Argumente, die noch dafürsprechen: Die Gesamtsituation wird entlastet – auch im Verkehr und zu Hause kann man besser auf seine eigenen Bedürfnisse achten, um fit zu bleiben.

Zugegeben, die Maßnahmen bringen viele Veränderungen mit sich, nicht immer sind diese angenehm. Vielleicht hätte man sich selbst und andere nie angesteckt und ist sozusagen "umsonst" zu Hause geblieben. Doch es gilt hier an das große Ganze zu denken – nämlich die Kinder, die Alten, die Schwachen, den Nächsten zu schützen. Auch wenn es manchmal schwieriger, manchmal anstrengender, manchmal komplizierter ist.

(lyd)

CONTRA

Nach dem Erlass der Regierung, der auch verstärkten Einsatz von Homeoffice vorschlägt, bieten immer mehr Firmen ihren Mitarbeitern an, von Zuhause aus zu arbeiten. In Unternehmen ohne bestätige Verdachtsfälle ist das jedoch kaum zielführend.

Bei vielen Berufsgruppen ist Telearbeit von Haus aus komplett ausgeschlossen. Vom Krankenhauspersonal bis hin zum Billa-Kassierer: Berufe, die viel mit Menschen zu tun haben und dadurch auch besonders gefährdet sind, können nicht auf Homeoffice umsteigen.

Telearbeit wäre interessant, falls auch die Schulen und Kindergärten schließen, denken sich alle anderen. Doch wer Homeoffice wegen der Kinderbetreuung macht, hat weder Homeoffice noch Kinderbetreuung richtig verstanden. Ein „Homeoffice-Zwang“ würde sich auch mental bemerkbar machen: Der Arbeitsplatz bietet die Ablenkung, die gerade in diesen schweren Zeiten dringend gebraucht wird.

Dazu kommt, dass das Coronavirus eine Inkubationszeit von zwei Wochen vorsieht: Wer sich nächste Woche krank fühlt, kann es sich schon letzte Woche angesteckt haben. Büroarbeiter können zwar jetzt schon daheimbleiben, stecken aber dort vielleicht ihre Kinder oder – in einem Mehrgenerationenhaushalt – Eltern oder Großeltern an. Gerade jene Gruppe, die vor dem Coronavirus bewahrt werden muss.

Die meisten Menschen, die etwa in Italien positiv auf Corona getestet wurden, sind 51 Jahre alt oder älter. Das Durchschnittsalter der Todesopfer lag bei rund 80 Jahren, das der Infizierten bei etwa 60 Jahren (Stand 10. März). Hier kann es zu schweren Verläufen kommen, die auch im Krankenhaus behandelt werden müssen.

Laut Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Charité in Berlin, werden sich wahrscheinlich 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung mit dem Coronavirus infizieren. Wichtig ist, dass die Infektionskurve möglichst flach bleibt, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet. Daher gilt es das Virus möglichst weit von Risikogruppen fernzuhalten – ein Homeoffice-Zwang hilft dabei aber nicht.

(obl)

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