AA

Historikerbericht zu NS-Zeit vorgelegt

Dorotheum
Dorotheum
„Die Zusammenarbeit des Dorotheums mit den NS- Behörden war umfangreich“, heißt es in der Zusammenfassung des lange erwarteten Historikerberichts des Auktionshauses, der am Donnerstag in Wien präsentiert wurde.

“Auf wirtschaftlicher Ebene hat das Dorotheum vom NS-Regime profitiert”, betonte Sonja Niederacher vom dreiköpfigen Historikerteam. “Es war bemüht, Aufträge von NS-Behörden zu bekommen und nicht gezwungen worden, für sie Versteigerungen durchzuführen”, so Niederacher. Die genaue Höhe der Profite aus jener Zeit konnte allerdings nicht erhoben werden. Der Bericht liegt nun als Buch im Oldenbourg Verlag vor, die dazugehörigen Akten wurden dem Staatsarchiv übergeben.

„Akt der Verantwortung gegenüber der Geschichte.“

Dorotheum-Geschäftsführer Martin Böhm sprach von einem „symbolischen Akt“, einem „Akt der Verantwortung gegenüber der Geschichte.“ Er erinnerte daran, dass bei der Privatisierung 2001 32 Mio. Dollar aus dem Verkaufserlös an den „Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus“ überwiesen und das Dorotheum als erstes und einziges Auktionshaus im deutschsprachigen Raum eine eigene Provenienzforschung eingerichtet habe.

Zudem bat Böhm „alle Betroffenen, denen Leid zugefügt wurde von Seiten unseres Hauses, um Entschuldigung“. Lorenz Mikoletzky, Generaldirektor des Staatsarchiv, wies auf den Umstand hin, dass vergleichbare Berichte etwa zur Postsparkasse und zur Ersten Bank bisher nicht vorliegen.

Der Historiker Stefan August Lütgenau erklärte, „der ökonomische Aspekt der Entrechtung und Vernichtung der Juden“ sei ein zentraler Baustein des NS-Regimes gewesen: „Das Dorotheum sah im Unrecht seine Chance!“ An Entziehungen und Arisierungen sei das Dorotheum nicht aktiv beteiligt gewesen, als Kommissionär seien aber für die einliefernden Behörden Versteigerungen von entzogenen Gütern durchgeführt worden, hieß es.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Historikerbericht zu NS-Zeit vorgelegt
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen