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Hinrichtungen in Bludesch geübt

Nach der Geiselübung vom Dezember 2003 in der Walgau-Kaserne in Bludesch hat sich nun die Feldkircher Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Sie prüft unter anderem auch Schein-Erschießungen.

Bereits vergangene Woche berichteten die “VN” über simulierte Waffengewalt gegen Rekruten in Bludesch.

“Es ist noch viel mehr passiert als Verhöre im Knien, Fesselungen und verbundene Augen. Es wurden sogar Exekutionen durch aufgesetzte Schein-Pistolenschüsse vorgetäuscht”, wird ein betroffener Rekrut in Medienberichten zitiert.

Der Vorarlberger Militärkommandant Gottfried Schröckenfuchs bestätigt auf “VN”-Anfrage Schein-Erschießungen und betont, dass dies bereits seit vergangener Woche der Beschwerdekommission bekannt sei. Konsequenzen Mittlerweile prüft die Staatsanwaltschaft Feldkirch den Sachverhalt, wie Franz Pflanzner auf “VN”-Anfrage bestätigt: “Es besteht auch in Bludesch der Verdacht auf eine entwürdigende Behandlung von Untergebenen laut Militärstrafgesetz – und genau daraufhin untersuchen wir den Vorfall.” Personelle Konsequenzen sind in Vorarlberger bisher ausgeblieben, obwohl die Beschwerdekommission von einem “Verstoß gegen die Menschenwürde” sprach. Verteidigungsminister Günther Platter wollte gestern Konsequenzen in Vorarlberg weder bestätigen noch ausschließen.

Unterdessen entzog er Generalmajor Christian Segur-Cabanac die Kompetenzen für die Ausbildung von Rekruten. Künftig wird nicht mehr der von Segur-Cabanac geleitete Führungsstab, sondern der Planungsstab für die Ausbildung zuständig sein. Außerdem ordnete Platter die Überarbeitung der Ausbildungsrichtlinien an. Geiselnahmen würden künftig mit Rekruten nicht mehr praktisch geübt.


Militärkommandant Gottfried Schröckenfuchs im Gespräch mit den “VN”.

VN: Gab es Schein-Erschießungen?

Schröckenfuchs: Ja, im Rahmen der bereits bekannten Übung. Das stand bereits vergangene Woche in unserem internen Bericht und ist nichts Neues. Das ist hart genug, aber Geiselnahmen werden weltweit unter Waffensimulation geübt. Ich selbst bin schon 100 Mal mit Platzpatronen erschossen worden. Das ist das tägliche Brot.

VN: Die Beschwerdekommission sagt, das sei “menschenunwürdig” gewesen.

Schröckenfuchs: Das war eine Geiselübung, kein Kaffeekränzle. Aber es sind Fehler passiert, ich möchte da nichts verteidigen. Mir fällt nur auf, dass sich kein einziger Betroffener beschwert hat. Weder in Freistadt, Landeck oder Bludesch.

VN: Hätten Sie als Kommandant Schein-Erschießungen befohlen?

Schröckenfuchs: Nein, hätte ich nicht.

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