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Hilfe kennt keine Grenzen

Bei einem Notfall auf dem Bodensee gibt es für Polizei und Rettungsdienste keine Grenzen. „Wenn ein deutscher Fahrgast auf einem österreichischen Schiff am Schweizer Ufer verunglückt, wird erst einmal geholfen."

“Die Sachbearbeitung ist zweitrangig, das kann man später ausschnapsen”. Das sagte Klaus Achtelstetter, Leiter der Wasserschutzpolizei Lindau, am gestrigen Samstagnachmittag bei einer nationalen Seenotübung vor der bayerischen Bodenseestadt Lindau auf der MS „Konstanz”.

Diese Kooperation sei ein Beispiel für die in Europa einmalige Rechtslage. Von der Uferzone abgesehen gibt es auf dem Bodensee nämlich keine Staatsgrenzen. Nahezu grenzenlos sei deshalb auch die Zusammenarbeit der Behörden und Organisationen bei Seenotfällen, erinnerte Achtelstetter. Der bayerische Brückenkopf am „Schwäbischen Meer” hat nur eine Uferlänge von 18 Kilometern, aber bei einem Großeinsatz rücken Polizei und Rettungsorganisationen mit einer eigenen Flotte unter weiß-blauer Flagge aus. Deren Alarm- und Kommunikationssystem wurde bei der großen Seenotübung einem Härtetest unterzogen.

Im Ernstfall komme es vor, dass Meldungen von Augenzeugen bei den Rettungszentralen in Feldkirch, Friedrichshafen und Kempten gleichzeitig auch bei der Polizei in Lindau und bei der Gendarmerie in Bregenz (die See-Gendarmerie in Hard bei Bregenz stationiert, Anm.) eingehen. „Da muss man sich schon darüber unterhalten, wer ausrückt”, schilderte Achtelstetter die Situation im Dreiländereck. Die großen Fahrgastschiffe der weißen Bodenseeflotte aus Österreich, Deutschland und der Schweiz haben Kapazitäten zwischen 300 und 1.200 Passagiere. „Wenn da was passiert, muss man schnell reagieren. Der Einsatzablauf muss eingeübt sein, damit es nicht zu Verzögerungen kommt.”

Zu den Kuriositäten auf dem Bodensee zählt der Lindauer Wasserpolizeichef u.a. die Bergung eines Flugzeugwracks in der Nähe des Schweizer Ufers Anfang 1994. Die Cessna hatte angeblich Plutonium an Bord. Deshalb war die Bergung ziemlich aufwendig und die Frage relevant, wer das bezahlt. Achtelstetter: „Die Schweizer haben schließlich entschieden, dass sie das Wrack an die Oberfläche bringen, den Rest der Bergung müssten die Deutschen erledigen. Seitdem gibt es wenigstens in der Vertikalen eine Grenzziehung.”

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