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Heute startet die neue Premier-League-Saison

Salah und David Silva im Zweikampfduell
Salah und David Silva im Zweikampfduell ©AP
Der FC Liverpool eröffnet heute mit dem Spiel gegen Norwich City die Premier-League-Saison. VOL.AT hat die Titelaspiranten analysiert.

Nachdem gestern mit dem "Deadline Day" das Transferfenster auf der Insel geschlossen wurde, startet heute die neue Premier-League Saison. Wir haben die Titelaspiranten für euch unter die Lupe genommen.

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Winterpause und Videoschiedsrichter

Steigende Fernsehgelder, rund 1,3 Milliarden Euro an Transferausgaben und der teuerste Verteidiger der Welt - die Premier League ist auch in dieser Saison eine Liga der Superlative. In der neuen Spielzeit werden erstmals auch Video-Schiedsrichter über die Liga-Spiele wachen.

Ebenfalls wird es erstmals eine Winterpause von 14 Tagen geben, bei der jedoch jeweils die Hälfte der Mannschaften an den beiden Spieltagen auflaufen werden - eine kreative Lösung, um eine spielfreie Zeit trotzdem zu umgehen.

Jürgen Klopp gegen Pep Guardiola: Dieses Trainerduell dürfte auch diese Premier-League-Saison bestimmen (AFP)

Manchester City

Der Titelverteidiger startet am Samstag um 13:30 Uhr bei einem Auswärtsspiel gegen West Ham United. Nach der reichen Punkteausbeute in der abgelaufenen Saison und der allgemeinen Dominanz der vergangenen Jahre, spielt die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola selbstverständlich wieder um den Titel.

Obwohl ManCity mit sagenhaften 23 Gegentreffern nur ein Tor mehr als der FC Liverpool kassierte, hat sich der Meister vornehmlich in der Defensive verstärkt. Für den Rechtsverteidiger João Cancelo wurden 65 Millionen Euro an Juventus Turin und für den defensiven Mittelfeldspieler Rodri sogar 70 Millionen an Atlético Madrid überwiesen. Mit den Außenverteidigern Angeliño und Pedro Porro wurde die Mannschaft zudem breiter aufgestellt.

Im Austausch verkaufte man den Rechtsverteidiger Danilo für 37 Millionen Euro an Juventus, der Brasilianer war in der letzten Saison nur selten zum Einsatz gekommen. Neben dem Abgang von Delph sticht jedoch vornehmlich ein Abgang heraus: Der 33-jährige Vincent Kompany wird künftig wieder in seiner belgischen Heimat spielen. Zu oft plagten den Innenverteidiger muskuläre Probleme - ein Umbruch.

Die Mannschaft von Pep Guardiola ist auch in diesem Jahr ein klarer Titelfavorit. Die Vierer-Abwehrkette gehört zu den spielerisch Besten der Welt und ist ein wichtiger Faktor bei der Unterstützung der kreativen Offensive um De Bruyne, "die Silvas" und Sterling. Die Verletzung von Leroy Sané könnte jedoch - unabhängig von den Wechselgerüchten - ein kleiner Dämpfer beim Saisonstart sein.

FC Liverpool

Mit dem heutigen Spiel um 21 Uhr eröffnet der FC Liverpool die Premier League gegen den Aufsteiger aus Norwich. Nachdem Liverpool mit 97 Punkten als punktstärkster Vize-Meister in die Premier-League-Geschichte einging, gilt es für das Team von Trainer Jürgen Klopp, den fehlenden Punkt auf Manchester City in dieser Saison nicht liegen zu lassen.

Klopp setzt bei diesem Vorhaben augenscheinlich auf die bestehende Mannschaft, sodass keine potenziellen Stammspieler gekauft oder wichtige Spieler verkauft wurden. Der ablösefreie Adrián von West Ham United soll den Abgang von Ersatz-Torhüter Simon Mignolet kompensieren und mit dem 17-jährigen Sepp van den Berg wurde ein aussichtsreiches Talent für die Nachwuchsmannschaft verpflichtet.

Der oftmals verletzungsgeplagte Stürmer Danny Ings wechselte nach seiner Leihe nun endgültig für rund 22 Millionen Euro vom Champions-League-Sieger zum FC Southampton. Linksverteidiger Alberto Moreno zog es zurück nach Spanien. Perspektivspieler Marco Grujic wird ein weiteres Jahr an Hertha BSC ausgeliehen.

Der FC Liverpool ist wohl der Titelaspirant neben Manchester City. Den Scousern könnte gerade die Konstanz in der Kaderplanung zugute kommen. Allerdings fehlt ein weiterer offensiver Flügelspieler, der im Angriffsspiel mehr Variationen ermöglicht. Die größte Schwäche sind die Ersatzmöglichkeiten auf den Positionen der Außenverteidiger. Mit dem Abgang von Moreno und dem Kreuzbandriss von Clyne müssen Alexander-Arnold und Robertson ihre fantastischen Leistungen dauerhaft abrufen - einzig Milner oder Joe Gomez könnten Abhilfe schaffen.

FC Chelsea

Mit Manchester United wartet auf den FC Chelsea gleich ein schwieriges Auftaktspiel. Am Sonntag um 17:30 Uhr muss Frank Lampard in seiner Generalprobe beweisen, dass er die Vorbereitungszeit als Trainer gut genutzt hat. Die Erwartungen an die Vereinslegende sind hoch, schließlich wurde sein Vorgänger Maurizio Sarri trotz des Gewinns der Europa League, einem dritten Platz in der Meisterschaft und einem im Elfmeterschießen verlorenen League-Cup-Finale abgesägt.

Aufgrund der Transfersperre warf der FC Chelsea ausnahmsweise nicht mit den britischen Pfund um sich. Zusammen mit zurückkehrenden Leihspielern wurde Mateo Kovačić erneut an der Stamford Bridge begrüßt. Da der Kroate nach seiner Ausleihe bereits einen Tag vor der Transfersperre registriert war, konnte der 45 Millionen Euro-Transfer von Real Madrid dennoch abgewickelt werden.

Die wichtigsten Abgänge dürften die beiden Stammspieler David Luiz und Eden Hazard sein. Den Brasilianer Luiz zog es für knapp neun Millionen Euro zum Stadtrivalen Arsenal, während Hazard für unfassbare 100 Millionen zu Real Madrid wechselte und damit das wohl größte Loch im Kader hinterlässt.

Mit Frank Lampard als neuem Trainer ist es schwer vorherzusagen, wie Chelsea diese Saison abschneidet. Jedenfalls bleiben Zweifel, ob die zwei Jahre als Trainer von Derby County ausreichen, um eine solche Mannschaft unter Erfolgsdruck zu führen. Bedenkt man die Verletzungen auf unterschiedlichsten Positionen und die mangelnden Torerfolge der letzten Saison, liegt es wohl vornehmlich an den Leihe-Rückkehrern Pulisic und Batshuayi, einen neuen Impuls zu setzen. Denn ob Giroud heuer wieder besser einnetzt, bleibt fraglich. Mit Tammy Abraham gäbe es jedenfalls eine junge Alternative für reichlich Torerfolge.

Tottenham Hotspur

Am Samstag um 18:30 muss Tottenham im heimischen Stadion gegen Aufsteiger Aston Villa ran. Das Team des Trainers Mauricio Pochettino überrascht jedes Jahr aufs Neue. Mit dem knappen vierten Platz in der Liga und der Finalteilnahme in der Champions League, dürften die Erwartungen an die Spurs jedoch weiter gestiegen sein.

Auf dem Transfermarkt ließen es die Londoner verhältnismäßig ruhig angehen. Mit dem Neuzugang aus Lyon, Tanguy Ndombélé, konnten sie sich für 60 Millionen Euro im zentralen Mittelfeld verstärken und mit Ryan Sessegnon einen englischen U21-Nationalspieler für 27 Millionen gewinnen, der auf der linken Seite sowohl offensiv, als auch defensiv eingesetzt werden kann. Ein Transfer von Paulo Dybala zu den Spurs ist erst vor kurzem gescheitert.

Am schmerzhaftesten dürfte vermutlich der Abgang von Rechtsverteidiger Kieran Trippier sein, der für 22 Millionen Euro zu Atlético Madrid wechselte. Zudem bekam der Niederländer Vincent Janssen in dieser Saison keine Chance mehr, für die Spurs einzunetzen. Nachdem er so gut wie nie auf dem Platz gestanden hat, wechselt er nun nach Mexiko. Auch für Stürmer Fernando Llorente ist Schluss: Er konnte in den vergangenen Saisons nicht an die Torquote bei seinem vorherigen Arbeitgeber anknüpfen.

Mit dem Abgang von Trippier liegt es nun an Serge Aurier, seine vermehrten Einsatzzeiten zu nutzen und den hervorragend aufgestellten Defensivverbund zu komplettieren. In Mittelfeld und Sturm sind die Londoner ebenfalls bestens ausgestattet - einziges Manko könnte der Fokus auf Mittelstürmer Harry Kane sein. Bei einer Verletzung des Engländers hätte Pochettino keinen kräftigen Zielspieler als Ersatz. Die Spurs sind erneut eine Wundertüte: Von der Europa League bis zur Meisterschaft ist alles möglich.

FC Arsenal

Arsenal startet am Sonntag um 15 Uhr bei einem Spiel im hohen Norden gegen Newcastle United. In der abgelaufenen Saison musste sich Trainer Unai Emery mit einem knappen fünften Platz zufrieden geben. In dieser Saison geht es erneut vornehmlich um die Teilnahme an der Champions League.

Bei den "Gunners" war während des Transferfensters einiges los. Es bleibt jedoch fraglich, ob die Verpflichtungen ihr Geld wirklich wert sind und in der qualitätsreichen Premier League eine Verstärkung darstellen. Mit David Luiz wurde zwar ein Routinier für "kleines Geld" verpflichtet, doch die 80 Millionen Euro für Nicolas Pépé, die 30 Millionen für den sofort wieder ausgeliehenen Wiliam Saliba und die 27 Millionen für Celtic-Linksverteidiger Kieran Tierney schlagen sicherlich auf dem Konto zu Buche. Gerade Pépé muss seine zahlreichen Torbeteiligungen beibehalten, um den Einkaufspreis zu rechtfertigen.

Die Abgänge bei Arsenal verdeutlichen einen klaren Umbruch: Mit Iwobi wechselte für rund 30 Millionen Euro zwar auch ein junger Spieler den Verein, doch mehrheitlich wurde das Team - ohne Rücksicht auf vorherige Einsatzzeiten - durch die Abgänge verjüngt: Koscielny, Welbeck, Ramsey, Lichtsteiner und Petr Cech haben künftig alle keine Kanone mehr auf der Brust.

Die Verletzungen in der Defensive könnten - wie auch unter Wenger - zum Problem werden. Zwar sind momentan alle Innenverteidiger fit, doch auf den Außen muss Emery entweder fexibel sein, oder über die Saison hinweg auf den Verletzungsrückkehrer Bellerin setzen. Während der Sturm mit Pépé, Aubameyang und Lacazette zumindest auf dem Papier recht stark sein sollte, ist das Mittelfeld der Knackpunkt: Özil und Mkhitaryan dürfte es schwer fallen, die Mannschaft in die Nähe des Siegertreppchens zu führen.

Manchester United

Der Gegner des FC Chelsea startet mit ähnlichen Voraussetzungen auf der Trainerbank. Vereinslegende Ole Gunnar Solskjaer ist zwar bereits einige Monate länger im Amt und besitzt einen größeren Erfahrungsschatz als Trainer, doch ob dies ausreicht, um den Titel zu holen, ist eher zweifelhaft.

ManU setzte in dieser Transferperiode auf wenige, dafür aber teure Ab- und Zugänge. Defensiv verstärkten sich die "Red Devils" mit Innenverteidiger Harry Maguire von Leicester City - Rekordablöse 87 Millionen Euro - sowie dem Rechtsverteidger Aaron Wan-Bissaka zu einem Kostenpunkt von 57 Millionen. Der 12-Millionen-Transfer von Linksaußen Daniel James gerät dabei zur reinen Kosmetik.

Der Umbruch in Manchester hielt sich ebenso in Grenzen: Valencia und Herrera wechselten ablösefrei. Letzterer war in der vergangenen Saison noch häufiger zum Einsatz gekommen. Romelu Lukaku, dessen Leistung seit seiner Verpflichtung vor zwei Jahren stetig abgefallen ist, wurde für 65 Millionen Euro an Inter Mailand verkauft - ein Transfer, der von Spieler und Verein äußerst gewünscht war, jedoch fast an der Ablösesumme gescheitert wäre. Zuvor war ein Tausch mit Juventus-Star Dybala im Gespräch gewesen.

Nach dem ernüchternden sechsten Platz der Vorsaison, kann ManU sich eigentlich nur verbessern. Das Potenzial wäre jedenfalls vorhanden. Bei Toren und Gegentoren muss sich das Team des Norwegers im harten Konkurrenzkampf jedoch verbessern, sonst helfen die klangvollen Namen in allen Mannschaftsteilen recht wenig. Während Verteidigung und Sturm gut und breit besetzt sind, wird es im Mittelfeld vor allem auf die Leistungen von Matić und Pogba ankommen.

*Die Zahlen zu den wichtigsten Transfers haben wir bei "transfermarkt.at" recherchiert.

(Red.)

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