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Heute beginnt wieder der Ernst des Lebens

Dornbirn - Für mehr als 50.000 Kinder und Jugendliche in Vorarlberg beginnt heute Montag wieder die Schule. Felix freut sich schon lange drauf.

So. Jetzt also. Jetzt muss sich der Felix ungefähr so fühlen, wie damals, als er zum ersten Mal die Stoppelschuhe geschnürt hat und rausgelaufen ist aufs Fußballfeld. Draußen, im Stadion Rohrbach. Aber da hatte er ja gar keine Zeit für große Gedanken. Wer das runde Leder kickt, tut das von Beginn mit Leib und Seele oder gar nicht. Felix spielt für Admira Dornbirn. Aber heute Morgen läuft er zum ersten Mal auf ein ganz anderes Spielfeld: Er kommt zur Schule.

Der Paul findet das klasse. Weil der nämlich in Felix’ Fußstapfen tritt. Kommt heute in den Kindergarten, in die „Fischlegruppe“. Und Carmen und Maria freuen sich schon auf den zweiten Moosbrugger. Mal sehen, ob sie ihn auch „Moses“ nennen werden wie seinen Bruder.

Jetzt aber setzt er sich erst einmal auf den schwarz-goldenen Fußball im Wohnzimmer und sieht dem Felix zu, was der so alles aus der Tasche zaubert. Der hat nämlich schon alles. „Seine Lehrerin hat uns einen Brief geschrieben.“ Damit schritt Mutter Sonja zum Einkauf.

Mit getragener Miene öffnet er die brandneue Federschachtel: Buntstifte, Filzstifte, Lineal, alles da. „Schou dia Möhli“, sagt er stolz und zieht von einem braunen Filzstift die Kappe ab. „Der hot zwoa Spitza, a dünne und a dicke.“

Da fragt man sich allmählich, weshalb so junge Burschen überhaupt noch zur Schule müssen, aber Felix setzt noch eins drauf. Rechnen kann der nämlich auch schon. „Eins und eins?“ „Des isch doch viel z’liecht.“ Wo er doch schon beim Jassen selber zusammenzählt.

Da aber schärft sich das Auge des Interviewers und er schreitet zur Nagelprobe. Also der Bauer, was ist der Wert? “20.“ Und das Nell? Das pfeift er triumphierend zwischen den Zahnlücken hervor: “14.“

Und sogar zusammenzählen könnte er’s, wenn ihn nicht die Frage nach gelegentlichem Schwindeln leicht aus dem Konzept brächte. Weil „bschießa“ tut er natürlich nie beim Jassen, aber die Schamröte treibt ihm die Antwort doch ins Gesicht.

Heute steht Felix als eines von 4630 Kindern zum ersten Mal in einer Schule. Wird an einer Schulbank Platz nehmen und vermutlich nach zehn Minuten leichte Probleme mit dem Stillsitzen kriegen. Und Mama Sonja wird hinten stehen, an die Wand des Klassenzimmers gelehnt, mit einer Träne im Knopfloch. Weil da nämlich eben ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Heute. 4630 Mal in Vorarlberg.

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