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Haneke: "Ich nehme die Dinge ernst!"

Am Donnerstag diskutierte Regie-Legende Michael Haneke bei den Wiener Stadtgesprächen über die Oberflächlichkeit der Medien, seine eigenen Filmwerke - und warum er eben nicht in den Keller lachen geht.

Bei der 13. Ausgabe der Wiener Stadtgespräche tummelten sich zahlreiche gespannte Zuhörer am Donnerstagabend in den Hallen des AK Bildungszentrums. Grund: Moderator Peter Hümer begrüßte keinen Geringeren als den österreichischen Regisseuren Michael Haneke („Das Weiße Band“, „Die Klavierspielerin“) am Podium.

Was als Diskussion über die Wirkung der visuellen Medienbilder auf das Publikum beginnen sollte, driftete schnell in eine Vertiefung und Analyse über das filmische Schaffen Hanekes. Das Publikum schien es nicht zu stören, im Gegenteil. Gebannt blickte man aufs Podium, als Haneke nonchalant darlegte, warum seine Filme so sind, wie Haneke-Filme eben sind – schonungslos in ihrer Intensität, berührend und beklemmend zugleich, verstörend, aber auf ihre ganz spezielle Art fesselnd.

Ob er nicht auch mal eine nette Komödie produzieren könnte? „Nein, denn ich kann das einfach nicht. Man kann von einem Schumacher auch nicht verlangen, dass er plötzlich Hüte machen soll!“

Wie viel Haneke erträgt man?

Typisch für seine Filme ist nicht zuletzt das bedrückende Übermaß an Gewalt. Beispiel: Funny Games U.S., die zweite Fassung, die in den USA allerdings ein großer Flop wurde. Dennoch hat der Film eine Stimmung, die für den Zuschauer oft kaum auszuhalten ist – bezeichnend für die Filme des Regisseurs. Haneke selbst betont, dass das auf keine sadistischen Züge seinerseits zurückgeht (wie ihm von bösen Zungen manchmal nachgesagt wird). „Ich bin kein Sadist, ich nehme die Dinge lediglich ernst! Ebenso, wie ich das Publikum ernst nehme. Und jeder, der sich über die Gewalt in meinen Filmen beschwert, ist eigentlich ein Heuchler – man kann ja jederzeit aufstehen und gehen.“  Das Publikum „zu Selbstständigkeit zu vergewaltigen“, es zum Nachdenken und zur Reflexion zu bewegen, ist sein erklärtes Ziel.

Lacht ein Michael Haneke manchmal bei Filmen? „Ich schaue gerne gute Komödien, ich gehe nicht in den Keller lachen, wie viele vielleicht glauben! Aber ganz ehrlich: Nennen Sie mir einen Film, den Sie wirklich gut fanden, der ein Happy End hat…“.

Zur Person:

Michael Haneke (* 23. März 1942) ist österreichischer Filmregisseur und Drehbuchautor.  Seine Filme („Die Klavierspielerin“, „Caché“, „Das weiße Band“, uvm.) wurden vielfach preisgekrönt,  unter anderem mit der Goldenen PalmeFilmfestspiele von Cannes, dem Golden Globe Award und dem Europäischen Filmpreis.

An der Wiener Filmakademie lehrt Haneke seit 2002 als Professor für Regie.

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