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"Haltet Eure Töchter fest..."

Ausnahmezustand herrscht in Hohenems. Grund: Die deutsche Teenie-Band Tokio Hotel. 3500 Kinder und Jugendliche sorgen für eine ausverkaufte Tennishalle.  

ZUM FORUM: MITREDEN UND ABSTIMMEN

Ein Großaufgebot an Sicherheitskräften soll für einen reibungslosen Ablauf sorgen.

„Schrei, wenn du kannst“ und „Rette mich“. Nein, das sind nicht die Wörter aus dem Munde begeisteter Fans, sondern zwei Songtitel der angesagtesten Teenie-Band seit den Backstreet Boys: Tokio Hotel. Mädchen kreischen und fallen bei den Auftritten von Gustav (18), Georg (17) und den 16-jährigen Zwillingsbrüdern, Bill und Tom der Reihe nach in Ohnmacht. „Es wird wild“, prophezeit der Veranstalter Hannes Hagen. 60 Leute sind für die Security eingeplant. Weiters stehen 30 Sanitäter und zwei Notärzte mit zwei Intensivkrankenschwestern bereit.

„Wir werden ab sieben Uhr morgens mit Wolldecken vor Ort sein“, sagt Rettungseinsatzleiter Martin Bertsch. Die Freiwillige Feuerwehr aus Hohenems rückt mit zehn Mann aus: „Unsere Hauptaufgabe wird die Freihaltung der Verkehrswege für die Einsatzfahrzeuge und die Parkplatzregelung sein“, sagt Kommandant Robert Franz.

Es sind insgesamt weit mehr Einsatzkräfte eingeplant, als das Gesetz vorschreibt. „Bei dieser Art von Euphorie muss man sichergehen. Die wichtigsten Vorkehrungen wurden getroffen“, meint Hagen. Für das leibliche Wohl im Wartebereich sorgen fliegende Händler, die Limo und Snacks verkaufen. Wasser wird gratis verteilt.

Um einen Anstrum beim Einlass zu verhindern, werden Nummern der Reihe nach ausgegeben. Damit beginnt man bereits am späten Vormittag. In Gruppen kommen die Teenager dann ab 17.30 Uhr in die Konzerthalle. Der Saal selber wird mit Wellenbrechern unterteilt. Der Grund: Damit kein zu starker Druck von hinten auf die vorderen Besucher entstehen kann.

Hagen war seit dem Tourbeginn der Band mit dem Management eng in Kontakt. Nach jedem Konzert gab es Tipps und Verbesserungsvorschläge. Hohenems ist der viertletzte Auftritt der aktuellen Tokio-Hotel-Tour. Von den vorangegangen Shows hätte man immer wieder gelernt. „Das waren oft Kleinigkeiten. Zum Beispiel wird jetzt streng darauf geachtet, dass der Zeitplan des Konzertes eingehalten wird“, erzählt der Veranstalter. Beginn ist um 18.30 Uhr und Schluss wird punktgenau um 20.30 Uhr sein, inklusive Vorband. Dies sei eine wichtige Vorkehrung, um die Kräfte der Teenies nicht zu überfordern.

„Dass Mädchen kollabieren werden, lässt sich aber trotz aller getroffenen Vorkehrungen sicher nicht vermeiden“, meint Hagen. Gerechnet wird mit etwa 60 bis 100 Jugendlichen, denen die Luft ausgehen wird. Diese werden im extra eingerichteten Sanitätsraum sofort versorgt. Außerdem stehen für Notfälle noch zwei Krankenwagen zur Abfahrt bereit.

Die wirkliche Gefahr bei Teenie-Phänomenen wie Tokio Hotel geht aber vor allem von den Fans selber durch ihre Hysterie aus. Gekreische, Tränen, Ekstase und jedes Mal gibt es sogar Ohnmächtige.

Unterschätzen darf man so eine Ohnmacht aber nicht: Aus den bisherigen Konzerten weiß man, in den Hallen ist es heiß, laut und eng. Hinzu kommt, das die Fans vor Aufregung kaum essen und viel zu wenig Wasser trinken. Die Folge ist meistens eine Hyperventilation. Das heißt, sie atmen falsch und können in Ohnmacht fallen. Auch ein Blutdruckabfall droht.

„Hysterie kann tatsächlich anstecken, wenn viele Menschen in einem erregten Zustand im engen körperlichen Kontakt stehen“, sagt Psychologin Esther Kocsis aus Feldkirch. Frauen seien davon viel häufiger betroffen als Männer.

Fällt jemand in Ohnmacht, sollte er sofort aus dem Saal rausgebracht und untersucht werden. Kinder und Jugendliche, die ein solches Konzert zum ersten Mal erleben, klärt man am Besten über die zu erwartende Situation auf und weist sie darauf hin, dass sie rechtzeitig aus dem Raum gehen, sobald sie sich nicht mehr wohl fühlen. Nach dem Motto: „Rette sich, wer kann.“

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