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Haggen: Eine Baustelle im Paradies

Lochau - Der Lochauer Haggen ist eine der schönsten Wohnlagen Vorarlbergs. Wie sich die Pfänderhang-Parzelle verändert - und wer noch bauen darf.

Traumhafte Seesicht, idyllische Lage am Pfänderhang. Nicht umsonst hat Touristiker Walter Klaus (74) seinen Alterssitz hierher verlegt. Doch das Antlitz des Haggens verändert sich. Über den Sommer wurde das einstige Paradies zu einer schmutzigen Baustelle. Die Zugezogenen sind nicht immer willkommen, in der Vergangenheit kämpften Haggen-Bewohner schon mit Zivilprozessen um die Seesicht. „Da hat keiner eine Freude, wenn vor ihm gebaut wird – aber die Aussicht ist im Baugesetz nicht geregelt“, sagt Lochaus Bürgermeister Xaver Sinz.

Drei Bauvorhaben laufen derzeit. „Das spielt sich aber alles in längst gewidmetem Bauland ab“, bestätigt der Vorsteher der 5702-Einwohner-Gemeinde. Überhaupt sei seit Erstellung des Flächenwidmungsplanes 1989 nichts hinzugewidmet worden. Zuletzt wechselten aber einige Baugründe die Besitzer, somit war es nur eine Frage der Zeit, bis die Bagger aufrollten. Zusätzlich wird in der Wiese am Unterhaggen nach Quellen gebohrt. „Die aufgeschüttete Baustraße wird aber wieder zurückgebaut“, sagt Sinz.

Neben zwei in Bau befindlichen Einfamilienhäusern – in etwas unattraktiverer Lage direkt vor der Haggen-Wohnanlage – sorgt vor allem ein neues Haus in Zartrosa, nur neun Meter von der Geländekante entfernt, für Aufsehen. Bauherr des Schmuckstücks mit sagenhaftem Ausblick ist Manfred Fink. Jener Fink, dem bis zum Verkauf an Walter Klaus das Gasthaus Haggen samt 46.000 Quadratmetern Grund gehörte. 2,4 Mill. Euro wechselten vor knapp zwei Jahren den Besitzer, nun sind Klaus und Fink Nachbarn. Weil es leichte Abweichungen zu den Bauplänen gibt, ist die Baustelle zwar derzeit mit einem partiellen Baustopp belegt, doch die Fertigstellung ist nahe.

Bausünden am Haggen

„Ich verstehe, dass die Leute hier am Haggen wohnen wollen“, erklärt Kommerzialrat Klaus die Faszination der Hangparzelle – der Baulärm im Hintergrund ist beim „VN“- Gespräch aber unüberhörbar. Klaus formuliert es vorsichtig: „Ich würde mich freuen, wenn bei Bauvorhaben der Baustil etwas mehr beeinflusst werden könnte. Denn bei den bisherigen Gebäuden am Haggen sind auch Bausünden dabei – das ist meine subjektive Meinung.“

Gemeint ist damit die vor zehn Jahren errichtete Rhomberg-Wohnanlage (23 Einheiten). Selbst Walter Heinz Rhomberg, Chef der Firmengruppe, meinte bei einem „VN“-Stammtisch in Lochau: „Unser Projekt am Haggen war eines unserer schlechtesten, vielleicht sogar das schlechteste. Ich entschuldige mich dafür.“ Auch der Bürgermeister ist mit der Entwicklung der Parzelle (siehe Grafik) nicht völlig zufrieden: „Dort oben ist in der Vergangenheit einiges schief gelaufen.“ Doch wer gewidmetes Bauland habe, dem könne kein Bauverbot erteilt werden. „Mit dem neuen Gestaltungsbeirat werden nun aber Baueingaben sehr restriktiv behandelt“, so Sinz. Er will den Charakter des Haggens bewahren: „Einen zweispurigen Straßenausbau, eine Parzellenausweitung oder eine Ausdehnung der Baufläche wird es nicht geben.“

Dementsprechend hoch sind die Preise für die verbliebenen zwei bis drei Baugrundstücke am Haggen: „Hier werden Liebhaberpreise bezahlt, bis zu maximal 600 Euro pro Quadratmeter sind realistisch. Sofern Grundstücke überhaupt verkäuflich sind, bekommt der Meistbietende den Zuschlag“, sagt Petra Kreuzer, Geschäftsführerin von S-Immobilien.

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