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Häusliche Gewalt: Toolbox soll Umgang mit Opfern verbessern

©APA/HERBERT NEUBAUER
Für Mitarbeiter in Gesundheitseinrichtungen wurde nun eine "Toolbox für Opferschutzgruppen" entwickelt, um Opfern häuslicher Gewalt helfen zu können. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) präsentierte diese.
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Gesundheitseinrichtungen sind oft der erste - und auch einzige - Ansprechpartner von Opfern häuslicher Gewalt in Österreich. Um die Betroffenen besser erkennen und unterstützen zu können, wurde von Experten im Auftrag des Gesundheitsministeriums eine online "Toolbox für Opferschutzgruppen" erstellt. Mit dieser sollen die Mitarbeiter in ihrer Schlüsselrolle noch mehr sensibilisiert werden.

Anschober: "Jede fünfte Frau Opfer häuslicher Gewalt"

"In Österreich ist jede fünfte Frau im Laufe ihres Lebens von häuslicher Gewalt betroffen. Das ist schon eine dramatische Zahl", sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Montag bei der Präsentation der Toolbox in Wien. Während viele Betroffene vor einer Anzeige zurückschrecken, suchen 27 Prozent Hilfe in Gesundheitseinrichtungen wie Spitäler oder Arztpraxen, um sich behandeln zu lassen. Allerdings versuchen Opfer dabei oft aus Scham, finanzieller Abhängigkeit oder anderen Gründen, die Ursache ihrer Blessuren zu verheimlichen.

Fortschritte im Kampf gegen Gewalt an Frauen

Österreich hat in den vergangenen Jahren zwar durch zahlreiche Gesetze und den Aufbau eines Hilfenetzes viele Fortschritte bei Gewalt gegen Frauen gemacht, doch ist die Dunkelziffer weiterhin sehr hoch, wie Rosa Logar, Leiterin der Wiener Interventionshilfe gegen Gewalt in der Familie, unterstrich. Gerade der Gesundheitsbereiche habe aber ein großes Potenzial, derartige Fälle zu erkennen und das Ausmaß der Gefährdung abzuklären.

Was die Toolbox bewirken soll

Genau dies soll mit der Toolbox besser erreicht werden: Das Tool richtet sich sowohl an die Mitglieder der Opferschutzgruppen in den Krankenhäusern als auch generell an Gesundheitsberufe wie niedergelassene Ärzte. Dabei gehe es nicht darum, im Spital oder der Ordination eine etwaige Schuldfrage zu klären oder das Opfer umgehend aus der Gewaltspirale zu befreien, sondern um eine bessere Behandlung, die richtige Dokumentation der Fälle und ein Hinführen zu den entsprechenden Hilfsorganisationen, wie Sabine Sramek, Leiterin der Opferschutzgruppen der Barmherzigen Brüder, erklärte.

Wissenschaftlich fundierte Instrumente in Toolbox

Die Instrumente der Toolbox sind wissenschaftlich fundiert und haben sich auch in der Praxis bewährt. Im Akutfall liefert sie etwa Zugriff auf notwendige Instrumente wie Anzeigevorlagen oder Kontakt zu regionalen Betreuungsstellen. Es gibt aber auch Anleitungen zu einer besseren Gesprächsführung mit den Opfern generell. Die Box ist unter www.toolbox-opferschutz.at abrufbar.

Gewalt gegen Frauen: Anlaufstellen für Opfer

Frauen, die Gewalt erleben, finden Hilfe und Informationen bei der Frauenhelpline unter: 0800/222 555 (kostenlos und rund um die Uhr), www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at und der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie: www.interventionsstelle-wien.at.

Betroffene von Gewalttaten und Verbrechen können sich an die Opferschutzorganisation Weißer Ring wenden unter der Tel.: 0800/112-112, www.opfernotruf.at; droht akute Gewalt, rufen Sie sofort den Polizeinotruf unter 133 oder 112. Gehörlose und Hörbehinderte können per SMS an 0800/133 133 Hilfe rufen.

(APA/Red)

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