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Gute Stimmen am See

Schnell, exakt, kantig, mit Bedacht auf die Melodienwirkung kann das Dirigat von Fabio Luisi umschrieben werden. Handlung und InfosBilder:     |    

Für die Sänger erweist er sich als perfekt führende Persönlichkeit. Es scheint, als ob sich die Protagonisten an seiner Hand sehr wohl fühlen. Es gibt in diesem Sommer drei Besetzungen. Die gestrige hatte enormen Anteil am Premierenerfolg. Zelko Lucic (ein bereits sehr bekannter Verdi-Held) verströmt Kraft und Energie. Sondra Radvanovsky ist eine perfekte Leonore, die selbst auf große Distanz zu verdeutlichen vermag, dass sie diese Gefühle auch lebt. Larissa Diadkova meistert die Schwierigkeiten der Partie der Azucena nach kleinen Unsicherheiten zu Beginn wunderbar und obwohl Alfredo Portilla (Manrico) winzige Probleme mit der Höhe hat, besteht er prächtig. Ferrando (Clive Bayley) erweist sich als sehr stabil. Und die akustischen Neuerungen führen in der Tat zu einem verbesserten Klangerlebnis.

Actionreich gut geölt, dieser Verdi

Dass die mit Spannung erwartete Neuinszenierung auf der Bregenzer Seebühne gestern Nacht vom Publikum sehr gut angenommen wurde, lässt allerdings nicht den Schluss zu, dass Robert Carsen und Paul Steinberg angesichts des großen Raumes, der ihnen zur Verfügung steht, eine neue Sicht auf die Oper ermöglicht haben.

Es steht aber fest, dass es dem kanadischen Regisseur und dem amerikanischen Bühnenbildner gelungen ist, ein kompaktes Konzept umzusetzen, nach dem die Geschichte schlüssig erzählt und Charaktere markant angedeutet werden. Berücksichtigt man, dass eine weitere psychologische Ausdeutung der Figuren einer doch auch ein wenig verworrenen Handlung, die Verdi da anno 1853 auf die Bühne brachte, hier kaum möglich ist, so ist das schon viel.

Verdichtet

Wie die Bühnenbildner zuvor, hat sich Paul Steinberg darauf konzentriert, die Thematik durch ein Symbol zu verdichten. Die Erdölraffinerie, die auch noch eine Burg sein könnte – gut 30 Meter hoch und tiefrot – steht für die Macht, die ein zeitgemäßer Graf Luna mit allen Mitteln verteidigt. In seinem Bruder, dem Troubadour Manrico (der, von einer Zigeunerin erzogen, nichts von seiner Herkunft weiß), zeigt Carsen den zerrissenen Rebellen. Leonore liebt ihn, wird aber auch von Luna begehrt. Darüber steht die Zigeunerin, die den Mord an der Mutter zu rächen trachtet.

Wenig zu tun

Nachdem sich Steinberg und Carsen samt der Kostümbildnerin Miruna Boruzescu auf eine starke optische Verdeutlichung der Figuren und Schauplätze geeinigt haben, gibt es nur noch wenig zu tun. Carsen scheint das recht zu sein. Die Dinge nehmen bis zur Erschießung Manricos durch den Bruder ihren Lauf. Es trägt das Light Design eines Patrick Woodroffe, der auf einzelne Schauplätze (etwa das Kloster) perfekt mit minimalen Mitteln verweist, der Bühne aber auch Rockkonzert-Flair verleiht. Und es tragen die Musik und die Stimmen.

Fabio Luisi leitet die Wiener Symphoniker, deren Klang im Rahmen eines neuen Akustikkonzeptes heuer erstmals vom Festspielhaus aus auf die Seebühne übertragen werden. Gut geölt, dieser Verdi. Ob er auch Action-Manier ì la James Bond in den Kampfszenen verträgt, hängt von der Kitschtoleranz des Betrachters ab.

Die Oper „Der Troubadour“ wird heuer bis 21. August noch 25 Mal auf der Bregenzer Seebühne gespielt und im nächsten Jahr wieder ins Programm aufgenommen. Beginn im Juli: 21.15 Uhr, im August: 21 Uhr. Dauer: ca. 2 Stunden, keine Pause.

“Tosca” folgt auf “Troubadour”

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