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Großbetrüger zockte Damen mit "Aktiendeals" ab

&copy Bilderbox Symbolfoto
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Mutmaßlicher Großbetrüger kassierte Damen mit „Wertpapierdeals“ ab - Banker seit 1992 nach Beteiligung Sechs-Millionen-Euro- Veruntreuung in der Schweiz untergetaucht - seit 1997 sechs Frauen um 530.000 Euro gebracht.

Feinste Lokale, aufwendiger Lebensstil, aparte Begleitung – so stellt man sich einen erfolgreichen Banker vor. Der 44-jährige Walter L. aus Wien-Leopoldstadt zählt sicher zu dieser Kategorie, allerdings: Laut Polizei finanzierte der Mann seinen Lebens- und Lustwandel durch Betrügereien mit angeblichen Wertpapiergeschäften, zu deren Zwecke er seit 1997 mindestens sechs Frauen mindestens 530.000 Euro abgenommen haben soll. Dabei hatte der Wiener schon 1992 an der Veruntreuung von Wertpapieren einer Schweizer Bank im Ausmaß von rund sechs Millionen Franken mitgewirkt. Seither war er untergetaucht – doch nun klickten die Handschellen: in einem Spiellokal im Wiener Prater. Walter L. ist laut Exekutive zu den sechs Fälle im Großen und Ganzen geständig, wenngleich er betont, mit dem Geld auch tatsächlich Veranlagungen vorgenommen zu haben.

Verurteilung wegen Veruntreuung schon 1992

Schon seit 1992 hat ein Haftbefehl gegen Walter L. bestanden. Er hatte damals als Mitarbeiter einer Schweizer Bank laut Polizei an der Veruntreuung von rund sechs Millionen Schweizer Franken von Verlusten aus illegalen Spekulationen teilgenommen. Der Wiener wurde deswegen – in Abwesenheit – zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Walter L. war nämlich untergetaucht. Und er machte das so perfekt, dass er 13 Jahre lang unentdeckt blieb: kein eigenes Auto angemeldet, keine Meldeadresse, schwer nachvollziehbare Übernachtungen in Hotels etc. Spätestens ab 1997 scheint Walter L. allerdings vor das Problem gestellt gewesen zu sein, dass er Input für seinen Lebensstil – feinstes Outfit, Frequentierung von „Schicki-Micki“-Lokalen in der Wiener City, wo er mit Geld laut Polizei „herumgeschmissen“ hat – benötigte.

Fiktive Wertpapiergeschäfte für Begleiterinnen

Weil er sich seiner Wirkung auf die Damenwelt sicher war, begann er in der Folge, neuen Begleiterinnen auch gleich fiktive Wertpapiergeschäfte einzureden, so etwa beim Börsengang der deutschen Postbank, wo er auf Grund seines „Insiderwissens“ hohe Gewinne versprach. „Belege für Transaktionen legte es allerdings nicht vor“, so Major Gerhard Winkler von der Kriminaldirektion 1 (KD1) in Wien zur APA. Wohl einfach deswegen, weil es nach Polizeierkenntnissen keine solche Transaktionen gegeben hat. Da manche seiner Geldgeberinnen bisweilen aber doch „Renditen“ sehen wollten, soll der Verdächtige das Bare einfach bei der nächsten Dame – wiederum für „Anlagezwecke“ – kassiert und damit die Ansprüche der ersteren – zumindest teilweise – befriedigt haben.

Betrüger lebte auf großem Fuß

Dieser finanzielle „Ringelreien“ ging jahrelang gut, man jettete nach Nizza, plante Ibiza, besuchte ein paar Casinos in Europa. In den acht Jahren hat Walter L. laut Polizei auf diese Weise von den bisher bekannten sechs Geschädigten rund 530.000 Euro erhalten, von einer Dame allein gleich 400.000 Euro. „Deren Existenz ist vernichtet“, so ein Kriminalist. Mit dem weiteren Fortkommen des 44-Jährigen dürfte es jetzt auch nicht so rosig aussehen: Am 2. März wurde Walter L. in einem Spiellokal im Wiener Prater verhaftet. Die Polizei hatte bei der Amtshandlung auch gleich eine Geschädigte dabei, um die Identifizierung zu erleichtern. Wie man den Aufenthaltsort des mutmaßlichen Großbetrügers am Ende doch herausgefunden hat, darüber hüllten sich die Ermittler freilich in Schweigen. Nur so viel wurde verraten: „technische Raffinesse“…

Weitere Geschädigte vermutet

Die Wiener Polizei ersucht nun eventuell weitere Geschädigte, sich bei der Gruppe Toth in der KD1 – Telefonnummer 01/31310/33360 DW – zu melden. Walter L. beteuert übrigens, dass das ganze Geld mittlerweile weg sei – und hat daher um Verfahrenshilfe angesucht. Übrigens: Die ausständigen zweieinhalb Jahre Haft aus der Schweiz dürfte er nun in Österreich absitzen müssen.

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