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Grüne wollen Aus für Noten in Volksschule

©AP
Ein gemeinsame Schule für alle Sechs- bis 14-Jährigen, verbale Beurteilung statt Noten in der Volksschule und ab Hauptschule und AHS-Unterstufe externe Evaluierung von Schülerleistungen zusätzlich zu einer veränderten Benotung durch den Lehrer.

Das sind die Eckpunkte des Bildungsprogramms der Grünen, das Bundessprecherin Eva Glawischnig und Bildungssprecher Harald Walser am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien vorgestellt haben.

Glawischnig bezeichnete den Entwurf als “inhaltlichen Baustein für die Neuausrichtung der Grünen”. Wichtigste Forderung des Papiers, die laut Walser “in Lehrer-Kreisen nicht unumstritten ist”: Externe Experten sollen in regelmäßigen Abständen die Kompetenzen der Schüler überprüfen. Anders als bei den geplanten Bildungsstandards sollen die Ergebnisse allerdings verbindlich und Bestandteil der Benotung des Kindes sein. Auch Schulen und Lehrer sollten von den Experten Feedback bekommen, Problemschulen häufiger kontrolliert werden und Mittel zum Ausgleich ihrer Defizite bekommen.

Durch die externe Überprüfung der Schüler sollen Lehrer nicht mehr “richten”, sondern zu “Coaches” werden. Immerhin habe die Volksschul-Lesestudie PIRLS gerade wieder gezeigt, wie “extrem ungerecht” das Notensystem sei, so Walser. Dementsprechend wollen die Grünen in der Volksschule Noten generell durch mündliche Beurteilungen ersetzen. Das sei auch in der vierten Klasse kein Problem, so Walser, wenn man eine gemeinsame Schule der Sechs- bis 14-Jährigen verwirkliche und damit endlich die “vererbte Bildungsarmut” (Glawischnig) verringere. “Kinder werden derzeit betraft für Defizite, für die sie nichts können wie ihre sozioökonomische Herkunft oder das Bildungsniveau der Eltern. Die Gesellschaft ist derzeit nicht in der Lage, für diese Defizite einen Ausgleich zu schaffen”, kritisierte Walser.

Für die Zeit nach der Volksschule fordert Walser bei der Notengebung durch die jeweiligen Lehrer einen Paradigmenwechsel: Statt zu beurteilen, was der Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt kann, solle sein Leistungsfortschritt im Zentrum stehen. Außerdem soll es Sitzenbleiben künftig nicht mehr geben – eine Forderung, die per Aussendung am Mittwoch auch von der SP-nahe Aktion Kritischer Schüler (AKS) kam, die zusätzlich die Abschaffung von Noten auf allen Schulstufen eintrat. Statt Klassen zu wiederholen sollen Schüler nach Walsers Wunsch in ihren Problemfächern individuell gefördert werden. In Finnland, sagte er, sei ein Zehntel der Lehrer nur für solche Förderkurse abgestellt.

“Frühförderung” dürfe nicht mehr länger nur ein Schlagwort sein, so Glawischnig. Kindergartenpädagogen bräuchten endlich eine akademische und trotzdem praxisnahe Ausbildung und adäquate Bezahlung. Derzeit verdiene in Wien eine Kindergartenpädagogin pro Monat 1.200 Euro netto. Walser will in diesem Zusammenhang “einen schnellen Umbau” der Lehrerausbildung, in der alle Pädagogen eine akademische Ausbildung bekommen und die derzeitigen Pädagogischen Hochschulen – als Einrichtung der Unis vor Ort – für die Praxisausbildung und Weiterbildung genutzt werden. Die Kosten für den Umbau der Lehrerausbildung bezifferte Walser mit 600 Mio. Euro pro Jahr, bis zum Endausbau würde es zehn Jahre dauern. Er verwies allerdings auf das massive Einsparungspotenzial in der Schulverwaltung.

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