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Grasser-Aktivitäten von Russland bis Swasiland

Bis ins ferne Swasiland ziehen sich die Aktivitäten Karl-Heinz Grassers.
Bis ins ferne Swasiland ziehen sich die Aktivitäten Karl-Heinz Grassers. ©AP
Valuecreation GmbH, eine Firma des früheren Finanzministers Karl-Heinz Grasser, hat sich in unterschiedlichsten Geschäftsfeldern, darunter der Beratung über russisch-sowjetische Altschulden beteiligt, berichtet das Nachrichtenmagazin "News" in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe.

Der Deal stehe mit den Schuldnerberatungstätigkeiten der Meinl Bank in Russland in Zusammenhang. Grasser soll u.a. auch eine Präsentation für den König von Swasiland vorbereitet haben und sich beim Verkauf des Schlosshotels Velden in einer Vermittlungstätigkeit versucht haben.

Die Behörden seien bei ihren Ermittlungen auf einen Vertrag zwischen Valuecreation und einer auf den Virgin Islands residierenden Briefkastenfirma Livina Holding Limited gestoßen, in dem es um die Einbringung von russischen Schulden in Höhe von über 100 Millionen US-Dollar (75,9 Mio. Euro) gegangen sei, schreibt das Magazin.

Schuldner ist die russische Firma Prodintorg, Gläubiger der Mailänder Nahrungsmittelkonzern Progetto Grano S.p.A. Laut dem Vertrag hat Grassers Valuecreation von der Livina die Abwicklung von Zahlungsrückständen der russischen Firma Prodintorg an den Mailänder Nahrungsmittelriesen Progetto Grano übernehmen sollen, “der Deal steht offenbar mit Aktivitäten der Meinl-Bank im Zusammenhang, die sich auf die Eintreibung russischer Schulden spezialisiert hat”.

Die Meinl Bank hat sich – wie andere Finanzdienstleister – nach dem Ende der Sowjetunion als Beraterin für Schuldner aus der ehemaligen Sowjetunion betätigt, will sich dazu nichts Konkretes entlocken lassen. “Die Bank ist im Schuldenberatungsgeschäft im Osten erfolgreich tätig und hat dort viele Kontakte. Namen können wir nicht diskutieren”, sagte ein Meinl Bank-Sprecher zur APA.

Derzeit wird um den Zahlungsrückstand der Prodintorg in Moskau prozessiert, die staatliche Vneshekonombank (VEB) soll für die Schulden haften. Welche Rolle Valuecreation zwischen Schuldner, Gläubiger und potenziellem Berater genau gespielt haben soll (spielen hätte sollen), geht aus dem Bericht nicht hervor. Grassers Firma dürfte sich darin versucht haben, einen Beratungsvertrag zwischen Prodintorg und Meinl Bank anzubahnen, sagte ein mit der Sachlage vertrauter Beobachter zur APA. Das Geschäft sei wahrscheinlich gar nicht zustandegekommen.

“News” berichtet ferner, dass sich Valuecreation bemüht habe, das von der Hypo Kärnten zum Verkauf ausgeschriebene Schlosshotel Velden an die Kempinski-Hotelgruppe zu vermitteln. Den Zuschlag erhielt letztlich Billa-Gründer Karl Wlaschek.

Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zum Thema Provisionszahlungen beim Linzer Terminal-Tower hat die Staatsanwaltschaft auch den ehemaligen Porr-Chef und heutigen ÖBB-AR-Vorsitzenden Horst Pöchhacker abgehört. Pöchhacker und anderen Beschuldigten wird von den Ermittlern Bestechung vorgeworfen. Pöchhacker hat die Bestechungsvorwürfe um den Büroturm, in den sich die Finanzbehörden eingemietet haben, stets als “völlig aus der Luft gegriffen” zurückgewiesen.

In der Causa Terminal-Tower wurden über den Grasser-nahen Lobbyisten Peter Hochegger über Zypern Gelder nach Liechtenstein verschoben. Im vom Magazin zitierten Ermittlungsakt heißt es, dass aufgrund der bisherigen Kontoauswertungen Indizien bestünden, die auf “Mag. Grasser als faktischen Kontoinhaber hinweisen”. Grasser hat die Vorwürfe rund um den Terminal Tower dementiert, sein Anwalt weist die Vorwürfe strikt zurück, Manfred Ainedter war für die APA am Mittwochnachmittag zunächst nicht erreichbar.

Laut “News”-Bericht sind mit Pöchhacker fünf Beschuldigte von Porr und der Tower-Errichtungsgesellschaft und zwei Zeugen von den Ermittlern abgehört worden, um “mögliche Absprachen” zwischen den Beschuldigten zu verhindern. Verwendet wurde dabei ein sogenannter “IMSI-Catcher”, ein mobiler Sendemast, mit dem unbekannte Mobiltelefone von Beschuldigten ausgeforscht werden, Gespräche aufgezeichnet und Bewegungsprofile erstellt werden können. Die Abhöraktion war gerichtlich bewilligt.

(APA)

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