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Gothic Reloaded: Risen Xbox 360

Echte harte Brocken, und nicht nur Killer-Wildschweine: Risen.
Echte harte Brocken, und nicht nur Killer-Wildschweine: Risen. ©Waibel
Ein Wunschtraum wird wahr: Gothic auf der Konsole! Aber nein, das Ding heißt jetzt ja Risen und wird „Risn“ gesprochen, nicht „Reisen“ wie man meinen könnte. Die gute Nachricht vorab: Risn rockt wie dereinst Gothic.  

Was war das für ein unsägliches Spektakel beim Launch von Gothic 3. Selbst jahrelang treu gebliebene Fans kehrten der Serie frustriert den Rücken. Doch nicht genug damit, dass Teil 3 der beliebten Rollenspielsaga auf dem PC bugverseuchter als ein durchschnittliches Billig-Motelzimmer in einem Drecksnest im mittleren Westen daherkam. Publisher Jowood schaffte es auch noch, sich mittels großzügiger Anzeigenschaltungen bei vielen Medien eine einigermaßen gute Wertung zu erkaufen. Zwischen ehrlich und kritisch wertenden Zeitschriften und Jowood entspann sich damals ein unrühmlicher Streit, – zusammengefasst: Gothic 3 war das Deseaster, das letztendlich auch zur Trennung der deutschen Entwickler von Piranha Bytes von Publisher von Jowood führte. Da die Namensrechte für Gothic bei Jowood liegen, hat das Entwicklerteam nun ein RPG präsentiert, das zwar Risen heißt, sich aber spielt wie Gothic zu seiner besten Zeit. Schier unfassbar aber wahr: Risen ist ein technisch solider Titel und geeignet, den Namen der Piranha-Jungs als Entwickler wieder reinzuwaschen.

Serientypisch erwacht ein namenloser Held nach einem im Intro angedeuteten Schiffsunglück am Strand und leidet an Amnesie. Neben dem Namenlosen erwacht Sara, noch eine Überlebende des Untergangs aus der Bewusstlosigkeit. Wie es sich für einen angehenden Helden gehört, bietet man der Schutzlosen seine starke Schulter an, bewaffnet sich mit einem Prügel und metzelt sich durch die ersten vereinzelt auftretenden Gegner in Form von allerlei Getier. Das Ziel ist bekannt, im Gegensatz zum Namenlosen hat die Dame nämlich ihr Oberstübchen noch voll möbliert. Die Insel, auf der Risen spielt, ist eine Vulkaninsel, auf der sich seltsame Ereignisse abspielen. Überall schießen alte Tempel aus dem Boden und daraus entweichen gefährliche Monster. Die Inquisition hat sich auf dem Eiland breitgemacht, die mächtige Vulkanfestung übernommen und die meisten Bewohner in die Hafenstadt gesperrt. Außerhalb der Festungsmauer aufgegriffene Bürger werden in die Inquisition zwangsrekrutiert. Wie in jeder guten Geschichte gibt es aber Revoluzzer, hier in Form der Banditen, die sich in die Sümpfe zurückgezogen haben und selbst im Vulkanboden nach Schätzen buddeln. Story-Parallelen zu Gothic 2 sind wahrscheinlich nicht ganz zufällig.

Was die Storyline anbelangt, hat Piranha Bytes gegenüber Gothic 3 zugelegt. Zu Beginn steht die Entscheidung, sich einer der im Spiel befindlichen Fraktionen anzuschließen. Das Kampfsystem wurde ebenfalls überholt und ist etwas fordernder als das in Gothic 3, Blocksystem inklusive. Schlagvariationen sind auch mit an Bord. Deswegen sind die Kloppereien spannender, weil variantenreicher. Nebst diversen Hiebwaffen gibt es in Risen aber genretypisch auch Bögen und Armbrüste. Und fehlen darf nie – die mächtige Magie. Während man sich als Angehöriger der Bandidos nur der magischen Wirkung von Schriftrollen bedienen darf und ansonsten nur die Wege als Fern- oder Nahkämpfer einschlagen kann, lehren Inquisitoren den Weg des Magiers. Letztere sind aber nicht auf Zauberstabgefuchtel begrenzt, sondern wissen sich auch im Nahkampf durchaus ihrer Haut zu wehren.

Vom Spielumfang gibt es zu sagen, dass trotz der geringen Größe der Spielwelt – ein Zugeständnis der Entwickler an Bugfreiheit und Stimmigkeit der Welt – die Spieldauer richtig großzügig bemessen ist. Die Menge an zu erfüllenden Aufgaben ist schier endlos. Dungeons sind nicht nur sehr schön designed, sondern warten auch mit Fallen und Rätseln auf den unvorsichtigen Abenteurer. Dem gegenüber lockt so manches im Dunkeln verborgene wertvolle Stück, das sich in den Städten in bare Münze umwandeln lässt. Die Charakterentwicklung orientiert sich im Grunde an den Standards der Gothic-Reihe. Alles muss durch Skillung mittels Lernpunkten ausgebaut werden, nebst Kampf auch Schleichen, Ausweiden von Tieren oder das Knacken von Schlössern. 

Technisch läuft das Game nicht nur auf der 360 solide. Sieht man einmal von einer eher geringen grafischen Evolution von Gothic 3 auf Risen ab, bleibt festzuhalten, dass das Spiel sehr stabil läuft und außer leichten Unstimmigkeiten wie Clippingfehlern nicht viele Schwächen aufweist. Allerdings muss man insbesondere als Konsolenzocker angesichts matschiger Texturen des öfteren die Zähne zusammenbeißen und sich auf die Gesamtheit und Stimmigkeit der Grafik konzentrieren. Der Look ist dank viel Handarbeit sehr organisch und lebendig, allerdings kranken die Charaktermodelle an Detailarmut. 

Risen gibt dafür ordentlich auf die Ohren. Die Sprecher sind super und machen ihre Arbeit sehr engagiert. Wie aber mittlerweile in vielen RPGs wiederholen sich die Stimmen mit der Zeit. Musikalisch setzt Risen wieder eine eigene Marke. Rosenkranz at its best, wenngleich nicht gerade epische Melodeien aus den Boxen dröhnen.

Fazit:

Gothic 2 Reloaded: Das ist Risen. Piranha Bytes findet mit diesem Titel zu verdienter Größe zurück, Risen ist mehr als geeignet, den Namen der Kultentwickler von der Schande von Gothic 3 reinzuwaschen. Eine organisch wirkende Spielwelt voller Rätsel und Geheimnisse, ein geniales Fraktionensystem, stimmige Story, viel Möglichkeiten für den, der auf Entdeckungsreise geht und ein guter Zugang durch eine intuitive Steuerung mit übersichtlichem Interface. Das ist Risen. Eins steht fest: Es steht zwar Risen drauf, aber es ist Gothic, durch und durch. Fans der Reihe werden ihre helle Freude mit dem Titel haben. Und erstmals braucht man auch keinen Quantenrechner, um das Game zu spielen, eine Xbox 360 tut´s  auch. Auch wenn man da dann und wann über die matschige Texturensuppe die Zähne zusammenbeißen muss. Einer der Rollenspielhöhepunkte des Jahres!

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