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Gipsy Queen - Kritik und Trailer zum Film

Ali muss sich im wahrsten Sinne des Wortes durchboxen, ist sie doch alleinerziehende Mutter und hält sich im grauen Hamburg gerade so über Wasser. Die von ihrer Familie verstoßene Roma versucht dennoch alles, um ihren beiden Kindern ein besseres Leben zu bieten.

Sie muss sich im wahrsten Sinne des Wortes durchboxen: Ali ist alleinerziehende Mutter und hält sich im grauen Hamburg gerade so über Wasser. Die von ihrer Familie verstoßene Roma versucht dennoch alles, um ihren beiden Kindern ein besseres Leben zu bieten. In Hüseyin Tabaks neuem Film "Gipsy Queen" bedeutet das für die Protagonistin aber auch, sich ihren Wurzeln zu stellen. Ab Freitag im Kino.

Gipsy Queen - Kurzinhalt zum Film

Tabak, der an der Wiener Filmakademie unter anderem bei Regielegende Michael Haneke sein Metier erlernte und gleich mit seiner Abschlussarbeit "Deine Schönheit ist nichts wert" (2012) etliche Preise einheimsen konnte, hat sich für die Geschichte auch vom Schicksal seiner Mutter inspirieren lassen. Sie kam als 9-jähriges Mädchen aus der Türkei nach Deutschland und brachte sich selbst Lesen und Schreiben bei. Mit harter Arbeit versuchte sie stets für ihre Familie zu sorgen, auch wenn sie selbst dafür auf etliches verzichten musste.

Ali (packend dargestellt von Alina Serban) ist in einer ähnlichen Lage: Von ihrem Vater wurde sie verstoßen, als sie ihr zweites uneheliches Kind zur Welt brachte. Dabei hatte er so viele Hoffnungen in seine "Gipsy Queen" gesetzt, der eine große Boxkarriere beschieden war. Stattdessen findet sich die junge Frau Jahre später als unterbezahltes Zimmermädchen in Hamburg wieder, stets ein waches Auge auf Tochter Esmeralda (Sarah Carcamo Vallejos) und Sohn Mateo (Aslan Yilmaz Tabak), deren schulische Ausbildung für sie über allem steht.

Doch trotz aller Bemühungen, ein redliches Leben zu führen, tut sich für Ali ein Hindernis nach dem anderen auf. Bis sie eines Tages ihren Job im Hotel verliert und eher zufällig in der Ritze landet - ein verrauchter Schuppen auf der Reeperbahn, in dessen Keller ein kleiner Boxclub eingerichtet ist. So unmöglich es scheinen mag: Gerade hier findet Ali schlussendlich eine kleine Aussicht auf Hoffnung, erkennt doch der abgehalfterte Ex-Boxer und Barbetreiber Tanne (Tobias Moretti als Mischung aus Hamburger Zuhälter und GTI-Fan) ihr Potenzial. Die ungewöhnliche Freundschaft fungiert für die weitere Erzählung in bester Hollywoodmanier als Motor.

Gipsy Queen - Die Kritik

So bekannt die Zutaten sind, so fesselnd und abwechslungsreich konzipiert Tabak, von dem auch das Drehbuch stammt, seine Handlung. Immer wieder eröffnet er kleine Seitenstränge, widmet sich dabei besonders dem Mutter-Tochter-Verhältnis zwischen Ali und Esme und versteht es, beiden Figuren gerecht zu werden. Moretti wiederum macht es sichtlich Spaß, den gebrochenen Charakter seiner Figur mit Leben zu füllen, und selbst seine hanseatische Sprachfärbung kann sich durchaus hören lassen. Ein Kerl mit rauer Schale und weichem Kern eben.

Getragen wird "Gipsy Queen" allerdings in erster Linie von Serban, die vor allem als Boxerin extrem gute Figur macht. Ganz im Stile des US-Kinos bietet Tabak nämlich einen großen Kampf als Showdown, bleibt über mehrere Runden der Auseinandersetzung ganz nah an seinen Protagonisten im Ring und findet effektvolle Bilder (Kamera: Lukas Gnaiger) für scheinbar bekannte Situationen. Immerhin herrscht im Filmkanon kein Mangel an Boxfilmen - dennoch trifft "Gipsy Queen" einen Nerv.

Außenseiter der Gesellschaft, oft vergessene Schicksale, der harte Weg nach oben: All das wird in diesen zwei Stunden auf vielfältige Weise angerissen, ohne dass die Figuren in Klischees erstarren müssten. Und im Unterschied zu vielen anderen Sport- oder Familiendramen weiß die deutsch-österreichische Koproduktion durch einen einigermaßen überraschenden Schluss den Zuschauer in die Pflicht zu nehmen, sich selbst ein Bild zu machen.

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(APA/Red)

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