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Gewaltsame Massenproteste im indischen Teil Kaschmirs

Nach dem Tod von 15 muslimischen Demonstranten im indischen Teil Kaschmirs haben dort am Mittwoch tausende Menschen gewaltsam gegen das Vorgehen der Sicherheitskräfte protestiert.
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Die Polizei in der Stadt Kishtwar kündigte an, auf Demonstranten zu schießen, die gegen die Ausgangssperre verstoßen. In Srinagar griffen tausende aufgebrachte Demonstranten mehrere Polizeistationen an und drohten mit Vergeltung. Hintergrund des Konflikts ist der Streit um einen geplanten Hindu-Tempel in Jammu und Kaschmir, dem einzigen indischen Unionsstaat mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit.
Die Demonstranten in Srinagar skandierten “Wir wollen Freiheit!” und plünderten mehrere Polizeigebäude. In dem Vorort Fateh Kadal schoss die Polizei nach Angaben eines Sprechers auf mehrere hundert Demonstranten, die Steine geworfen hätten. Drei Menschen seien verletzt worden. Auch aus anderen Städten in Kaschmir sowie im übrigen Indien wurden Protestaktionen gemeldet. In Neu-Delhi, Mumbai (Bombay) sowie im Touristenzentrum Agra blockierten Hindu-Aktivisten für mehreren Stunden Teile des Straßen- und Bahnverkehrs. In Mumbai wurden laut Polizeiangaben etwa 50 Demonstranten festgenommen.
Das Ausgehverbot – das erste für das gesamte Kaschmir-Tal seit 18 Jahren – wurde nach dem Tod von fünf Separatisten am Montag verhängt. Am Dienstag erschoss die Polizei 15 Demonstranten, die gegen den Tod der Separatisten protestierten. Im indischen Teil Kaschmirs kämpfen zahlreiche Gruppen für die Unabhängigkeit oder den Anschluss an Pakistan. Die Gewalt hat mindestens 68.000 Menschen das Leben gekostet, die meisten von ihnen Zivilpersonen. Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um das geteilte Kaschmir.
Als Großbritannien 1947 den Subkontinent in die Unabhängigkeit entließ und die mehrheitlich muslimisch besiedelten Gebiete den neuen Staat Pakistan bildeten, optierte der Maharadscha von Kaschmir, Hari Singh, selbst ein Sikh, für den Beitritt seines Fürstentums mit muslimischer Mehrheitsbevölkerung zur Indischen Union. Rund 60 Prozent der Fläche kamen zu Indien (1957 wurde der Unionsstaat Jammu und Kaschmir geschaffen), während der nordwestliche Teil als “Azad Kaschmir” (Freies Kaschmir) unter pakistanische Verwaltung gestellt wurde.

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