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Gesellschaftspolitischer Stammtisch beleuchtet gläsernen Menschen

Über die Tragweite von gesammelten Informationen in einer digitalisierten Welt informierte Mag. Simon Bertsch im Kolpinghaus.
Über die Tragweite von gesammelten Informationen in einer digitalisierten Welt informierte Mag. Simon Bertsch im Kolpinghaus. ©Bandi R. Koeck
Dornbirn. (BK) Faktoren, die zum Verschwinden der Privatsphäre hinweisen wurden im Rahmen des Gesellschaftspolitischen Stammtischs der Katholischen Kirche Vorarlberg im Kolpinghaus in Dornbirn genauer unter die Lupe genommen.
Dem gläsernen Menschen auf der Spur

Nachdem Mag. Simon Bertsch, Online-Marketing-Experte und Firmeneigentümer der Sibercon GmbH Rankweil einen interessanten Impulsvortrag über das Verschwinden der Privatsphäre hielt, folgte eine Podiumsdiskussion mit Mag. Paul Rusching vom Konsumentenschutz der AK Vorarlberg, Elisabeth Aicher, Landesschulsprecherin der Aktion kritischer SchülerInnen sowie Chef-Inspektor Harald Longhi, Experte des Landeskriminalamtes im IT-Bereich, welche von Dr. Petra Steinmair-Pösel geschickt moderiert wurde.

Der gläserne Mensch sei keine „Orwellsche Utopie“ mehr, er sei real und seine Daten seien gespeichert. Bertsch war wichtig zu sagen, dass der vielverwendete Spruch „Früher war alles besser“ so nicht stimmen würde, sondern dass es einfach anders gewesen sei als heute. „Was früher lokal war, ist heute global. Heute kenne ich die Stars aus Hollywood besser als meine Nachbarn“ so der SEO-Experte. Auch die vielgelesene und weggeglickte Meldung „Auf dieser Webseite werden Cookies verwendet“ bezeichnet Bertsch als unsinnig und verwies in seiner Präsentation auf das von Angela Merkel 2013 gemachte „Neuland“: „Wenn 60- bis 70-jährige Politiker, für welche das Internet Neuland ist, solche Gesetze machen müssen, ist klar, dass wir hinterherhinken.“ Bertsch sagte, dass der Konsument selber und ohne Zwang entscheiden würde, was er an privaten Daten und an Privatsphäre preisgebe. Google Street View macht 360-Grad-Bilder von unseren Ortschaften oder das Handy, ein perfektes Überwachungsgerät mit GPS, tragen wir sogar freiwillig ständig mit uns herum. Das mobile Telefon dokumentiert, wo wir uns mit wem und wie lange aufhalten, soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram, Twitter und Co. verraten noch mehr, wenn wir ständig Fotos und Statusmeldungen von all unseren Tätigkeiten, Aktivitäten oder gar politischen sowie religiösen Einstellungen posten. „Am sichersten wäre ein Linux-Handy, aber wer will den schon auf all die tollen Apps verzichten“ so Experte Bertsch, der sich über zehn Jahre mit dem brisanten Thema beschäftigt.

Im zweiten Teil der Veranstaltung fanden sich Mag. Paul Rusching vom Konsumentenschutz der AK Vorarlberg, Elisabeth Aicher von der Aktion kritischer SchülerInnen und Chef-Inspektor Harald Longhi, Experte des Landeskriminalamtes im IT-Bereich zusammen mit Mag. Simon Bertsch auf der Bühne zur Podiumsdiskussion, welche von Dr. Petra Steinmair-Pösel von der Uni Wien geleitet wurde. Nachdem die Jugendliche Aicher über das Online-Verhalten von Jugendlichen sprach, etwa dass Facebook bei den sog. „digital natives“ längst out ist und diese vermehrt Instagram oder Snapchat verwenden würden, kam Inspektor Longhi zu Wort: „Es ist schockierend, was man alles seinem Smartphone oder Rechner an intimen Daten anvertraut“ so der Polizist. Mit den richtigen Programmen sei es ein Einfaches, an viele Daten zu kommen. Grosses Thema war auch die Vorratsdatenspeicherung: „Für Polizisten ist dies gut, denn wir brauchen die Daten dringend“ so Longhi. Er wies im gleichen Atemzug aber darauf hin, dass dadurch keine SMS- oder E-E-Mailnhalte gespeichert wurden sondern lediglich die IP-Adressen und Uhrzeiten der Verwendung. Auch das Thema Cybermobbing wurde angesprochen. Landesschulsprecherin Elisabeth Aicher dazu: „12- bis 14-jährige machen Nacktbilder, welche innerhalb kürzester Zeit locker hundert Personen erreichen und der eine oder andere macht dann davon einen Screenshot.“ So viel zum Thema, dass das Internet nichts vergisst! „Speichern ist spottbillig, löschen tun Firmen wie Google einfach nicht“ kam Bertsch wieder zu Wort. Ihm sei wichtig, dass wir uns dieser Tatsache bewusst seien. Nachdem Longhi auf verschiedene Urheberrechtsverletzungen hinwies, konnte auch das Publikum zu Wort kommen. Viele Ängste aus dem Publikum gerade in Anbetracht der Verwendung von Netbanking, Finanz-Online u.dgl. wurden angesprochen. Die Experten um Bertsch und Longhi waren sich einig, dass das Internet respektive die Programme heutzutage als sicher gelten, allerdings könne menschliches Fehlverhalten nie ausgeschlossen werden.

 

 

 

 

 

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