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Geschlechtsverkehr mit Stieftochter im Pflegeheim: Prozess in Wien

Der Prozess findet am heutigen Freitag am Wiener Landesgericht statt.
Der Prozess findet am heutigen Freitag am Wiener Landesgericht statt. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Seit November 2018 soll ein 63-Jähriger sich an seiner wehrlosen Schwiegertocher vergangen haben. Sie war aufgrund einer besonders aggressiven Form von multipler Sklerose im Pflegeheim untergebracht. Der Prozess findet am heutigen Freitag in Wien statt.

Weil er seit November 2018 seine in einem Pflegeheim untergebrachte Stieftochter wiederholt sexuell missbraucht haben soll, hat sich ein 63-jähriger Mann am Freitag am Wiener Landesgericht verantworten müssen. Der Angeklagte - von Beruf Heilmasseur - behauptete, er habe mit Zustimmung der Patientin gehandelt und ihr nur Gutes tun wollen: "Mein Ziel war es, ihre Lebensqualität zu verbessern."

Stiefvater wollte "in ihre Behandlung eingreifen"

Die Betroffene leidet an einer besonders aggressiven Form von multipler Sklerose. Seit fünf Jahren befindet sich die 47-Jährige in einem Pflegeheim und muss rund um die Uhr betreut werden. Sie kann sich nicht mehr selbstständig bewegen und grundsätzlich nicht mehr mit Worten mit der Umwelt kommunizieren. Der Stiefvater besuchte die Frau jeden Freitag. Er habe als ausgebildeter Masseur beschlossen, "in ihre Behandlung einzugreifen", erklärte er einem Schöffensenat (Vorsitz: Olivia-Nina Frigo).

Er habe zunächst damit begonnen, ihre Arme und Beine zu bewegen: "Das hat ihre Spasmen aufgelöst. Sie hat sich entspannt." Im Lauf der Behandlungen habe sich dann "eine Gefühlsbeziehung aufgebaut". Die Stieftochter habe "Zärtlichkeit, Zuwendung, Aufmerksamkeit und Liebe" gesucht: "Ich hab' mich verliebt in sie. Das hab' ich echt nicht erwartet."

Stieftochter soll Geschlechtsverkehr über Augenkontakt zugestimmt haben

Schließlich habe er die 47-Jährige gefragt, ob sie mit ihm schlafen wolle, gab der Angeklagte - er ist in zweiter Ehe verheiratet - zu Protokoll. Das habe sie über Augenkontakt bejaht: "Wenn sie Vertrauen hat und wach ist, kann man mit ihr kommunizieren." Hinsichtlich des Geschlechtsverkehrs sei von ihrer Seite "immer ein Ja gekommen. Wenn sie nicht gewollt hätte, hätte man ihr die Beine brechen müssen".

Während die Staatsanwaltschaft dem Mann sexuellen Missbrauch einer wehrlosen Person vorwirft, hat der Angeklagte für Verteidigerin Julia Kolda "ein Bedürfnis nach Lust und körperlich Angenehmem" befriedigt. "Wir wollen körperlich beeinträchtigten Menschen die Sexualität nicht absprechen."

Pflegepersonal installierte heimlich eine Kamera

Die Sache flog auf, weil das Pflegepersonal mit der Zeit einen Verdacht in Richtung sexueller Übergriffe schöpfte. Schließlich wurde im Zimmer der Patientin heimlich eine Kamera installiert. Am 12. Juli 2019 wurde der 63-Jährige bei 40-minütigem Sex mit der Patientin gefilmt. Die Heimleitung erstattete nach Ansicht des Materials Anzeige, der Stiefvater wanderte in U-Haft.

Prozess in Wien auf 5. Dezember vertagt

Der Prozess gegen einen 63-jährigen Mann, der in einem Wiener Pflegeheim seine an fortgeschrittener multipler Sklerose leidende Stieftochter wiederholt missbraucht haben soll, ist auf 5. Dezember vertagt worden. Der Schöffensenat will noch die ärztliche Leitung des Heims zeugenschaftlich befragen.

Der Angeklagte bleibt bis zum nächsten Termin in U-Haft. Ein Enthaftungsantrag von Verteidigerin Julia Kolda wurde abgewiesen. Das Gericht nahm weiter Tatbegehungsgefahr an.

(APA/Red)

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