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Gerichtsdolmetscher streiken einen Tag

Am Dienstag müssen die Gerichte auf Übersetzer verzichten.
Am Dienstag müssen die Gerichte auf Übersetzer verzichten. ©VOL.AT/Stilovsek
Übersetzer fordern höhere Entlohnung und arbeiten deshalb am kommenden Dienstag nicht.

Am kommenden Dienstag zwischen 8 und 10 Uhr wird sich Rechtsanwalt Helgar Schneider vor dem Bezirksgericht Bregenz aufhalten, dabei aber keinen Amtstag mit kos­tenlosen Rechtsauskünften abhalten. Schneider fungiert vielmehr als eine Art Streikposten beim Aktionstag der österreichischen Gerichtsdolmetscher. Die Übersetzer streiken am 17. September bundesweit und fordern von der Justiz eine höhere Entlohnung.

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Schneider ist nebenbei als Englisch-Dolmetscher tätig und berichtet, dass der Stundensatz in der Regel brutto lediglich 30 Euro betrage. Netto bleibe davon unter Berücksichtigung aller Kosten und Mühen zumeist nur noch ein Stundenlohn von zehn Euro übrig. „Wenn man bedenkt, dass die meisten ein langjähriges Studium hinter sich haben und eine schwierige Prüfung bestehen müssen, ist dieses Entgelt geradezu skandalös niedrig“, kritisiert der Bregenzer Dolmetscher.

Immer weniger

In den Nachbarländern Deutschland, Schweiz und Liechtenstein würden die Gerichte weit mehr bezahlen, sagt der Vorarlberger. In Österreich aber habe es im Gebührenanspruchsgesetz seit vielen Jahren keine Anpassung mehr gegeben. „Die schlechte Entlohnung führt dazu, dass immer weniger bereit sind, sich als Gerichtsdolmetscher ausbilden zu lassen und zu arbeiten“, meint Schneider. In Vorarlberg gebe es auch deshalb mittlerweile nur noch 25 Gerichtsdolmetscher. Davon seien nur acht jünger als 60 Jahre. In Österreich seien vor zehn Jahren noch 1400 Gerichtsdolmetscher tätig gewesen, inzwischen aber nur noch 720.

Um den Beruf attraktiver zu machen, sei eine Anhebung der Tarife notwendig, so der Dolmetscher. Was aber vom Justizministerium verweigert werde. Schneider nennt das „eine fast schon dumme Einstellung“. Denn durch den Mangel an Gerichtsdolmetschern würden Verfahren erheblich verzögert und damit teurer. „Ohne Gebührenerhöhung ist der Rechtsstaat durchaus in Gefahr“, behauptet der Rechtsanwalt.

(red)

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