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Geliebte ermordet: Prozessauftakt in Wiener Neustadt

Schauplatz des Streits zwischem dem Mann und dem Opfer war ein Wiener Neustädter Eissalon.
Schauplatz des Streits zwischem dem Mann und dem Opfer war ein Wiener Neustädter Eissalon. ©APA
Wegen Mordes an seiner Geliebten hat sich ein 51-Jähriger am Dienstag in Wiener Neustadt vor Gericht verantworten müssen. Laut Anklage soll er die 47-Jährige im Zuge eines Streits am 21. August 2011 geschlagen und gewürgt, der Bewusstlosen einen Müllsack über den Kopf gestülpt und ihr mit einem Messer in die Brust gestochen haben.
Mann steht vor Gericht
Messer-Attacke in Eissalon

Er bekannte sich der Tat schuldig, nicht aber im Sinn der Anklage – er sprach von schwerer Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, sein Verteidiger Michael Dohr verwies auf eine Affektsituation.

Diese räumte zwar auch Staatsanwalt Norbert Hauser ein, was aber an der Schuld des Angeklagten nichts ändere. Das Opfer war noch reanimiert worden, starb aber am 12. September im Krankenhaus. Die Frau (zum Tatzeitpunkt noch 46), die mit ihrem Lebensgefährten einen Eissalon in Wiener Neustadt betrieb, hatte den Beamten im Zuge einer Betriebsprüfung kennengelernt: Die folgende On-Off-Beziehung war laut dem Ankläger von vielen Streitereien geprägt gewesen.

Streit geriet außer Kontrolle

Am 10. August habe die Frau einmal mehr die Affäre beendet, dann trafen sich die beiden doch wieder.An jenem Sommerabend saß man zu dritt vor dem Geschäft beisammen, aß und trank Prosecco. Um 23.00 Uhr begab sich der Lebensgefährte zu Bett, die beiden blieben – und es kam zum Streit. Weil der Abend nicht nach den Vorstellungen des Angeklagten verlaufen war, sei er in Wut geraten, führte der Staatsanwalt aus.

Die Rechtsvertreterin des Lebensgefährten verwies darauf, dass das Paar 27 Jahre in einer harmonischen Beziehung gelebt und ihr Mandant seine geliebte Frau verloren habe. Er müsse das traumatische Erlebnis verarbeiten, dass er ihr nicht mehr helfen konnte. Er könne die schrecklichen Bilder vom Tatort nicht vergessen, leide unter Angstzuständen und nehme professionelle Hilfe in Anspruch, daher wurden rund 35.000 Euro für Begräbniskosten, Therapie und Schmerzensgeld gefordert.

Mord in Wiener Neustadt als “Affekttat”

Dem Verteidiger zufolge habe der 51-jährige HTL-Ingenieur die Frau über alles geliebt. Aus dem Gutachten zitierend sprach Dohr von einer “typischen Affekttat” und einem konfliktbeladenen, drei Jahre dauernden Verhältnis, Hassliebe, gegenseitiger Provokation und auch Erregung. Der Genuss des Prosecco führte bei seinem Mandanten zu einer gewissen Alkoholisierung – 1,4 Promille wurden festgestellt.

Als es um 3.00 Uhr plötzlich zu einem Stimmungsumschwung kam und sie ihn vor die Tür setzen wollte, sei er aus Verlustängsten in Rage geraten. Den Sack habe der Mann seiner Geliebten über den Kopf gezogen in Panik und aus Scham darüber, was er ihr mit seinen Schlägen angetan hatte und um das Blut nicht sehen zu müssen.

“Sie soll einfach nur ruhig sein” 

“Sie soll einfach nur ruhig sein”, habe er gedacht, als er seine Freundin mit einer Hand würgte und ihr mit der anderen den Mund zuhielt,schildert  der Angeklagte weiters. Als die auch mit Faustschlägen attackierte im Hof des Eissalons auf den Boden sank und sich nicht mehr bewegte, schleifte er sie in die Eisküche. Das ganze Gesicht und alles sei voll Blut gewesen: “Das hat ausgeschaut, das kann sich keiner vorstellen.”

Auf den Gedanken, Hilfe zu holen und zu schauen, ob die Frau noch lebt, sei er “leider” nicht gekommen, schilderte der 51-Jährige die Panikmomente. Er habe gedacht, sie sei tot, und zog ihr einen schwarzen Müllsack über den Kopf. An den Messerstich konnte sich der Beschuldigte nicht erinnern.

(APA)

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