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Geheime Prostituierte

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Nach der "Sauna-Affäre ist die Polizei an jenen interessiert, die vom Sexgewerbe profitieren. In Wien sind lediglich 1.000 Prostituierte registriert. Die Dunkelziffer ist allerdings vier bis acht Mal höher.

Die „Sauna-Affäre“ hat das Rotlicht-Milieu in Wien wieder einmal in den Mittelpunkt gerückt: Tausende Prostituierte gehen derzeit in Wien ihren Geschäften nach. 1.000 Frauen sind registriert, zudem sind nach Schätzungen 4.000 bis 8.000 „Geheime“ aktiv. Das Gewerbe hält die Polizei auf Trab, Kontakte in die Szene sind unerlässlich.

Illegale Prostitution ist eigentlich eine Verwaltungsübertretung. Polizeiermittlungen im Rotlicht-Milieu richten sich normalerweise nicht gegen die Prostituierten selbst. Ziel sind normalerweise immer jene, die von dem Gewerbe mit dem Sex profitieren. „Der einzige Weg, an jene heranzukommen, ist jener über die Gunstgewerblerinnen“, heißt es in Wiener Ermittlerkreisen.

Eine der jüngsten Erscheinungen in der Wiener Rotlichtszene ist das verstärkte Auftreten nigerianischer Prostituierter. Schätzungen zufolge gibt es derzeit bereits mehr als 200 Frauen aus jenem Land, die als Asylwerberinnen und registriert vor allem in Leopoldstädter Straßen auf Kunden warten. Gegen „Verpfändung“ ihres Körpers werden sie nach Europa gebracht, wo sie ihre „Schuld“ zwei bis drei Jahre auf dem Strich abarbeiten müssen. Wehren sie sich, werden die Familien in Nigeria bedroht.

Sexurlaub

Weiters machen den Ermittlern Tagessextouristinnen zu schaffen:
Sie kommen aus Nachbarländern für einen Tag nach Wien und stellen sich hier auf einschlägig bekannte Straßen. Sobald sie genug Geld für verdient haben, um ein paar Tage oder Wochen durchzukommen, kehren sie nach Hause zurück. Auch wochenweise kommen manche Frauen und mieten sich in Hotels ein.

Weibliche Angehörige der türkischen Minderheit in Bulgarien wurden von Ermittlern dabei beobachtet, dass sie sich in von Wiener Türken frequentierten Kaffeehäusern prostituieren. Das Geld liefern die Kunden dabei meist bei den Zuhältern direkt ab.

Weiters gibt es rund 80 Massagesalons, in denen vorwiegend Geheimprostituierte arbeiten. In rund 100 Bar- und etwa 200 Bordellbetrieben wird – in der Regel kontrolliert – dem Sexgewerbe nachgegangen. Zudem gibt es geschätzte 80 Begleitagenturen – große und kleine -, bei denen sowohl registrierte als auch geheime Prostituierte vermittelt werden. „Es war noch nie so billig, sich in Wien eine Geschlechtskrankheit oder HIV zu holen wie jetzt“, sagte ein Ermittler der APA.

Wohnungsprostitution ist an sich verboten bzw. nur in Geschäftslokalen erlaubt, die einen direkten Zugang zur Straße haben. Als das Wiener Prostitutionsgesetz mit diesen Bestimmungen eingeführt wurde, beobachtete die Polizei, dass reihenweise ehemalige Bäckereien und Greißlereien von Angehörigen des Rotlichtmilieus aufgekauft und zu Bordellbetrieben umfunktioniert wurden.

Die Zeiten ändern sich

Die Sitten haben sich laut Polizei auch im Rotlichtmilieu geändert: „Es kommt zwar noch immer vor, dass Frauen mit Schlägen und Massenvergewaltigungen für den Strich ’abgerichtet’ werden, es ist aber nicht mehr sehr oft der Fall“, so ein Ermittler. Gewalt oder die Androhung von Gewalt richte sich – wie im Fall der Nigerianerinnen – eher gegen die Familie der Prostituierten.

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