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Gedenken an November-Pogrome vor 70 Jahren

In ganz Österreich ist am Sonntag der Opfer der Novemberpogrome 1938 gegen die jüdische Bevölkerung im "Deutschen Reich" gedacht worden. Auch in Wien fanden Gedenkveranstaltungen der so genannten "Reichskristallnacht" vor 70 Jahren statt.

Vor 70 Jahren wurden in der Nacht auf den 10. November 30 Juden getötet, 7.800 verhaftet und aus Wien rund 4.000 ins KZ Dachau deportiert. Mit einer Festveranstaltung im Palais Epstein gedachte das Parlament des Novemberpogroms. Nationalratspräsidentin Prammer sprach sich gegen jegliche Debatten über eine Abschaffung des Verbotsgesetzes aus. Dieses sei “mehr denn je” eine verfassungsmäßige Reaktion auf die Rolle Österreichs in der NS-Zeit und habe als klares Nein zur Verharmlosung der Gräueltaten hohen symbolischen Wert.

Israelitische Kultusgemeinde beim Wiener Stadttempel
Beim Wiener Stadttempel ermahnte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, Österreichs Politiker, sich gerade vor der nahenden Wirtschaftskrise klar von Rechtsextremismus abzugrenzen. Gerade jetzt sei „jede Relativierung der Barbarei und jede unklare Abgrenzung zum Rechtsextremismus eine Gefahr”. Muzicant erwähnte in diesem Zusammenhang die Wahl des FPÖ-Politikers und Burschenschafters Martin Graf zum Dritten Nationalratspräsidenten.

Die Politik müsse alles tun, dass die Menschen “weniger Angst und mehr Hoffnung haben”, appellierte er an die zahlreich erschienenen Vertreter von Nationalrat und Wiener Stadtregierung sowie Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky. Unter den Gästen waren auch Kardinal Christoph Schönborn, der griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos und der evangelische Bischof Michael Bünker. Muzicant bedankte sich besonders beim Wiener Bürgermeister Michael Häupl und dessen jüngst verstorbenem Vorgänger Helmut Zilk dafür, dass sie die jüdische Gemeinde in den vergangenen 25 Jahren beim Wiederaufbau unterstützt hätten.

“Jüdische Gemeinde im Wiederaufbau”
Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg erinnerte daran, dass die jüdische Gemeinde heute “dezimiert, verletzt und im Wiederaufbau begriffen” sei, wobei klar sei, dass sie nie wieder so groß werde wie damals. “Aber immerhin: Heute sind wir wieder Bürger und das kann uns keiner nehmen”, sagte der Oberrabbiner. Die große Zahl an Gästen aus der Politik an diesem Abend sei “der Beweis” dafür.

Insgesamt nahmen mehr als 250 Menschen an der von der Regisseurin Andrea Breth zusammengestellten Gedenkfeier im Stadttempel in der Seitenstättengasse teil. Elisabeth Orth und Udo Samel lasen Ilse Webers autobiografische “Briefe und Gedichte aus Theresienstadt”, Georg Nigel sang Lieder des tschechischen Komponisten Pavel Haas, der 1944 im KZ Auschwitz umgebracht worden war.

b>Internationaler Gedenktag
Auch in anderen Ländern fanden Gedenkveranstaltungen statt. Deutschlands Kanzlerin Merkel mahnte in der größten Synagoge Deutschlands in Berlin ein entschlossenes Vorgehen gegen Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ein. An einer Zeremonie in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem nahmen neben Holocaust-Überlebenden auch der deutsche und der österreichische Botschafter teil. Papst Benedikt XVI. erklärte in Rom, er hoffe, dass die Schrecken von damals die Menschen dazu ermutigten, gegen alle Formen des Antisemitismus einzutreten.


Video zu den Gedenkveranstaltungen
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