Er hatte lange versucht, seinen engen Vertrauten und Parteifreund im Amt zu halten. Dem 58-jährigen Blunkett war von der konservativen Opposition neben einer anrüchigen Affäre vor allem vorgeworfen worden, einen Direktorenposten in der Wirtschaft ohne Konsultation mit dem Ethikausschuss der Regierung angenommen zu haben. Er sei eindeutig in einen Interessenkonflikt geraten.
Blair erklärte, er habe den Rücktritt nur zögernd akzeptiert. Blunkett sei ein ehrenwerter Mann, der sehr viel für dieses Land geleistet und persönliche Herausforderungen gemeistert habe. Oppositionsführer Michael Howard warf dem Premierminister vor, den Minister viel zu lange gestützt zu haben. Blairs Autorität habe derart gelitten, dass er politisch nur noch eine lahme Ente sei.
Zweiter Rücktritt
In britischen Kommentaren wurde der Rücktritt des Ministers als Niederlage für Blair gewertet. Blunkett hatte nach seinem Ausscheiden als Innenminister den Posten des Direktors einer Biotechnik-Firma angenommen. Zugleich hatte er sich Aktien an dem Unternehmen beschafft. Blunkett erklärte, es gebe keinen Flecken ungebührlichen Verhaltens auf seiner Weste. Er räumte aber ein, dass er vor Annahme des Wirtschaftspostens nicht – wie in Großbritannien für Ex-Regierungsmitglieder üblich – den dafür zuständigen Ausschuss konsultierte.
Die Opposition hatte auch geltend gemacht, dass sich das von Blunkett zwischen seinen beiden Regierungsämtern geführte Biotech-Unternehmen um öffentliche Aufträge bemühe. Blunkett habe gegen Kabinettsregeln verstoßen, nach denen ehemalige Minister mindestens zwei Jahre nach ihrem Ausscheiden vor Annahme eines Jobs außerhalb der Regierung dazu das Ethik-Beratungsgremium anhören müssen.