AA

GB: Blair bestreitet Vertuschungsversuche

Der Informant, der hinter den jüngsten Enthüllungen zu den Todesschüssen auf den jungen Brasilianer am 22. Juli steht, ist von seinem Dienst suspendiert worden.

Nach übereinstimmenden Berichten der britischen Nachrichtensender BBC und Sky News gehörte der Informant der unabhängigen Beschwerdestelle von Scotland Yard (IPCC) an, die die Hintergründe der irrtümlichen Erschießung von Jean Charles de Menezes untersucht. Beschwerdestelle und Scotland Yard wollten sich zu den Berichten zunächst nicht äußern.

Dokumente und Videoaufnahmen, die dem Sender ITV zugespielt worden waren, hatten die Version der Polizei in Misskredit gebracht, wonach sich de Menezes durch Kleidung und Verhalten verdächtig gemacht habe. Demnach hätte die Polizei die Vorfälle falsch dargestellt.

Polizeichef Ian Blair wies unterdessen Vorwürfe zurück, er habe die Pannen und Fehler bei dem Einsatz zu vertuschen versucht. „Es gab keine Vertuschung“, sagte Blair dem „Evening Standard“. „Diese Vorwürfe treffen ins Herz der Integrität der Polizei und ich weise sie entschieden zurück“, sagte er weiter. Zuvor hatte der stellvertretende IPCC-Leiter John Wadham Presseberichte bestätigt, wonach sich Blair zunächst gegen eine unabhängige Untersuchung der irrtümlichen Todesschüsse gesperrt haben soll. Innenminister Charles Clarke hatte sie trotz Blairs Einwände schließlich gebilligt.

Gareth Peirce, eine der Anwältin von Menezes’ Familie, sprach nach einem Treffen mit Vertretern der IPCC von einem „chaotischen Durcheinander“. Die Untersuchungskommission müsse herausfinden, wie hoch der Anteil von „Inkompetenz und grobe Fahrlässigkeit“ war und „wieviel auf finstere Motive“ zurückzuführen sei.

Brasilien will eigenes Ermittlerteam nach London schicken

Nach den jüngsten Enthüllungen zu den Todesschüssen der Londoner Polizei auf einen jungen Brasilianer will die brasilianische Regierung ein eigenes Ermittlerteam nach Großbritannien schicken. Die Regierung drückte am Donnerstag (Ortszeit) ihre Empörung über die tragischen Umstände des Todes von Jean Charles de Menezes aus.

Eine Delegation unter der Leitung des stellvertretenden Generalstaatsanwalts Wagner Goncalves werde am Montag nach London reisen, um dort direkt mit den Ermittlern zu sprechen, erklärte das Außenministerium in Rio de Janeiro. Die Delegation werde angesichts der jüngsten Enthüllungen in der Presse „umfassende Erklärungen“ fordern.

De Menezes wurde am 22. Juli, einen Tag nach der zweiten Bombenserie in London, von Polizisten durch gezielte Kopfschüsse getötet. Am Mittwoch veröffentlichte Fotos und Zeugenaussagen brachten die Version der Polizei in Misskredit, wonach sich der 27-Jährige an der U-Bahn-Station Stockwell durch ungewöhnlich winterliche Kleidung und Überspringen der Eingangssperre zur U-Bahn verdächtig gemacht habe. Der Fernsehsender ITV veröffentlichte Fotos und Videoaufnahmen, die zeigten, dass der Elektriker eine leichte Jeansjacke trug, die U-Bahn-Station langsamen Schrittes betrat und noch eine Gratiszeitung mitnahm.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • GB: Blair bestreitet Vertuschungsversuche
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen