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Gazprom stoppt erneut Gaslieferungen nach Europa

Nord Stream 1 wird Ende August für drei Tage abgeschaltet.
Nord Stream 1 wird Ende August für drei Tage abgeschaltet. ©REUTERS/Hannibal Hanschke/File Photo
Der russische Staatskonzern Gazprom hat angekündigt erneut die Gaslieferungen zu stoppen. Wegen einer "Routinewartung" soll Ende August für drei Tage kein Gas durch Nord Stream 1 fließen.
Gaspreise können im Winter um 60 Prozent steigen

Russlands staatlicher Energiekonzern Gazprom unterbricht seine Gaslieferungen nach Europa über die Pipeline Nord Stream 1 neuerlich.

Gas-Lieferstopp ab 31. August wegen "Routinewartung"

Diesmal soll wegen einer "einer Reihe routinemäßiger Wartungsarbeiten" vom 31. August bis zum 2. September kein Gas durch die Ostsee nach Nordostdeutschland fließen, teilte das Unternehmen am Freitagabend mit. Bereits zuvor hatte Russland seine Gaslieferungen stark gedrosselt.

Vom 31. August bis zum 2. September werde der einzige funktionierende Kompressor gemeinsam mit Siemens Energy gewartet, so Gazprom. In dieser Zeit werde kein Gas nach Europa fließen. Sollten sich dabei keine technischen Fehler zeigen, könne der Gastransport danach mit einer Kapazität von 33 Millionen Kubikmetern pro Tag wieder aufgenommen werden. Die Menge entspricht 20 Prozent der täglichen Maximalleistung, auf die Russland die Lieferung schon vor einigen Wochen verringert hat.

Gaslieferungen seit längerem gedrosselt

Wegen angeblich nötiger Reparaturen hatte Gazprom schon seit längerem den Gasfluss auf 33 Millionen Kubikmeter gedrosselt. Um eine in Kanada reparierte Turbine zurückzuholen, bat Deutschland die Regierung in Ottawa um eine Ausnahme von den Sanktionen gegen Moskau. Doch als das Aggregat zurück in Deutschland war, zeigte Gazprom keine Eile, es einzubauen. Gazprom sprach von fehlenden Papieren. Die Bundesregierung warf Moskau deshalb vor, die technischen Probleme nur vorzuschützen.

Österreich will Gasspeicher bis November zu 80 Prozent füllen

Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine versuchen EU-Staaten wie Deutschland und Österreich ihre Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verringern. Um die Speicher für die Heizsaison zu füllen, wird nach anderen Lieferanten gesucht. Österreich will seine Speicher bis November zu 80 Prozent voll haben.

Gewessler kritisiert erneute Unterbrechung der Gaslieferungen

"Putin nutzt die Abhängigkeit Europas von russischem Gas ganz gezielt aus", kritisierte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Freitagabend einmal mehr. "Die angekündigte Unterbrechung der Gaslieferungen über Nord Stream 1 zeigt deutlich: Russland verwendet Gaslieferungen als Mittel zur Einschüchterung und Verunsicherung", hieß es in einem schriftlichen Statement gegenüber der APA. "Russland ist kein verlässliches Gegenüber." Man arbeite weiter mit aller Kraft daran, die österreichischen Speicher zu füllen und unabhängiger zu werden, so die für die Energie zuständige Ministerin. "Die Expertinnen und Experten gehen gegenwärtig davon aus, dass das 80-Prozent-Speicherziel weiter erreichbar ist."

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland am Freitag vor, seine Gaspipelines zur Erpressung zu nutzen. "Russland braucht diese Pipelines nur, um in Europa Probleme zu schaffen, nicht um mit Gas zu helfen", sagte er in Kiew. Je schneller sich die europäischen Staaten unabhängig von russischer Energie machten, desto eher würden sie ruhig durch die Winter kommen.

Die Einspeicherung erfolgt seit Anfang August in allen Gasspeichern der Alpenrepublik. Der Speicherstand der österreichischen Gasspeicher lag per 15. August bei rund 60 Prozent. Diese Menge entspricht laut Energieministerium wiederum 64 Prozent eines normalen Jahresverbrauchs in Österreich.

(APA/Red)

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