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Gaza: Protestmarsch offenbar beendet

Am dritten Tag des Marsches gegen den israelischen Gaza-Abzug wurde der Protest weitgehend abgebrochen. "Wir haben das Gefühl, dass es dieses Mal nicht klug wäre, sich der Polizei und der Armee zu widersetzen.“

Das sagte der Vorsitzende des Siedlerrats Yesha, Benzi Lieberman. Unterdessen wurde im Westjordanland ein palästinensischer Jugendlicher erstochen.

Augenzeugen berichteten, dass jüdische Siedler am Mittwoch den zwölf Jahre alten palästinensischen Jugendlichen getötet hatten. Die Siedler hätten dem Kind an dessen Wohnhaus in einem Dorf im Westjordanland nahe der von Palästinensern kontrollierten Stadt Nablus aufgelauert. Ärzte teilten mit, der Bub sei mit elf Messerstichen in ein Krankenhaus von Nablus eingeliefert worden, wo er verstorben sei. Ein israelischer Polizeisprecher erklärte, der Vorfall werde untersucht.

Tausende Siedler und ihre Unterstützer hatten am Mittwochabend Kfar Maimon verlassen, berichtete der israelische Rundfunk unter Berufung auf Polizeiangaben. Nur wenige hundert Demonstranten seien in der Ortschaft in der Negev-Wüste geblieben. Kfar Maimon liegt etwa 15 Kilometer vom Gaza-Streifen entfernt. Seit Dienstag wurden tausende Demonstranten von israelischen Sicherheitskräften in Kfar Maimon daran gehindert, weiter in Richtung des jüdischen Siedlungsblocks Gush Katif zu ziehen.

„Wir werden in kleinen Gruppen in Gush Katif eindringen und in zwei Wochen werden wir dort 10.000 sein“, sagte Lieberman. Dennoch sollten einige Demonstranten in Kfar Maimon bleiben, damit der Ort als Basis für künftige Protestaktionen dienen könne. „Ich fordere jeden auf, hier zu bleiben oder zurückzukommen“, fügte Lieberman hinzu. „Wir müssen unseren Kampf fortsetzen.“

Die israelische Polizei stoppte außerdem etwa hundert Autos von Siedlern, die nach Gush Katif fahren wollten, wie der staatliche Rundfunk berichtete. 15.000 bis 20.000 Polizisten waren in Kfar Maimom und Umgebung postiert, um die Demonstranten vom Grenzübergang Kissufim fern zu halten, der zwischen israelischem Territorium und Gush Katif liegt.

Am Mittwoch hatte sich der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon im Parlament mit seinem Abzugsplan aus dem Gaza-Streifen gegen den Widerstand der Demonstranten behauptet. Eine deutliche Mehrheit von 69 der 120 Abgeordneten stimmte gegen einen Aufschub des Abzugs, der am 17. August beginnen soll. Nur 41 votierten für eine Verschiebung, der Rest enthielt sich oder war abwesend.

Damit hat Sharon die letzte Hürde in der parlamentarischen Auseinandersetzung um seinen Plan zur Räumung von insgesamt 25 jüdischen Siedlungen im Gaza-Streifen und nördlichen Westjordanland genommen. Sharon begrüßte die Entscheidung der Knesset. „Dies ist ein Beweis, dass die Regierung, das Parlament und die Öffentlichkeit den Abzug unterstützen.“

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