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Gavin Williamson neuer britischer Verteidigungsminister

Gavin Williamson folgt Michael Fallon
Gavin Williamson folgt Michael Fallon ©APA (AFP)
Die britische Premierministerin Theresa May hat den Tory-Politiker Gavin Williamson zum neuen Verteidigungsminister berufen. Sein Vorgänger Michael Fallon war am Mittwoch nach Vorwürfen sexueller Belästigung einer Journalistin zurückgetreten. Britische Medien spekulieren unterdessen, dass noch andere Gründe hinter dem Rücktritt Fallons stecken könnten.
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Der 41 Jahre alte Williamson war einst persönlicher Assistent des zurückgetretenen Premierministers David Cameron. Zuletzt hatte Williamson den einflussreichen Posten des “Chief Whip” (Einpeitscher) inne. Die Whips sind dafür zuständig, für Fraktionsdisziplin bei wichtigen Abstimmungen zu sorgen. Williamson sitzt seit 2010 für den mittelenglischen Wahlkreis South Staffordshire im britischen Unterhaus. Neuer “Chief Whip” wird Julian Smith.

“Drohte ihm Schläge an”

Die von Fallon betatschte Journalistin fiel jedenfalls aus allen Wolken. “Das ist ja wohl der absurdeste Rücktritt eines Ministers”, sagte Julia Hartley-Brewer am Donnerstag dem Nachrichtensender Sky News. Es müsse noch etwas anderes dahinter stecken. Schon zuvor hatte die selbstbewusste Frau über den Vorfall aus dem Jahr 2002 berichtet: Nachdem Fallon ihr Knie berührt habe, drohte sie ihm Schläge an. Dann sei sie von ihm in Ruhe gelassen worden. “Meine Knie blieben intakt.”

Weitere sexuelle Übergriffe möglich

Wegen einer in London kursierenden Geheimliste mit Verfehlungen von Politikern müssten möglicherweise sogar noch weitere Regierungsmitglieder ihren Hut nehmen, hieß es. Gibt es also weitere sexuelle Übergriffe, für die Fallon verantwortlich ist? Möglicherweise ist sein Rücktritt nur die Spitze des Eisbergs. Unter Mitarbeitern der konservativen Fraktion des Unterhauses zirkuliert britischen Medien zufolge eine Liste mit etwa 40 Abgeordneten, denen “unangemessenes Verhalten” vorgeworfen wird. Auf der Liste stehen demnach auch Regierungsmitglieder – darunter Fallon.

Besonders pikant: Fallons Rücktritt erhöht den Druck auf Mays Kabinettschef Damian Green erheblich. Er soll einer Journalistin während eines Pub-Besuchs ans Knie gegriffen und später eine anzügliche Nachricht geschickt haben. Green streitet das vehement ab.

Sekräterin zum Kauf von Vibratoren genötigt

Fast täglich tauchen in den britischen Medien neue Vorwürfe gegen Politiker auf. So soll ein Staatssekretär seine Assistentin zum Kauf von zwei Vibratoren in einen Sex-Shop geschickt haben. In der oppositionellen Labour Party gibt es sogar einen Vergewaltigungsvorwurf, dem jetzt nachgegangen wird.

Labour-Chef Jeremy Corbyn bezeichnete Fallons Rücktritt als “erstaunlich”. Die Vorsitzende der schottischen Konservativen, Ruth Davidson, hatte zuvor ein konsequentes Handeln gegen Sexismus im Parlament eingefordert. Ausgelöst wurde die Debatte über sexuelle Übergriffe in Großbritannien durch den Skandal um den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein. Dutzende Frauen in den USA und anderen Ländern werfen ihm Belästigungen und Missbrauch vor.

(APA/dpa/ag.)

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