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Gastro-Shutdown traf Wiener Meinl Kaffee hart

Meinl stellte bereits im Februar auf Notbetrieb um.
Meinl stellte bereits im Februar auf Notbetrieb um. ©pixabay.com
80 Prozent des Umsatzes macht die Wiener Kaffeerösterei Meinl mit Hotels, Restaurants und Cafes. Während der Coronakrise fielen diese Standbeine weg, man geht von einem Minus im "zweistelligen Prozentbereich" aus.

Der coronabedingte Gastro- und Hotellerie-Shutdown weltweit hat den Kaffeeröster Julius Meinl hart getroffen. Vor der Coronakrise machte das Wiener Traditionsunternehmen rund 80 Prozent des Umsatzes mit Hotels, Restaurants und Cafes. Für das Gesamtjahr 2020 rechne man nun mit einem "Umsatzminus im niedrigen zweistelligen Prozentbereich", sagte Meinl-Kaffee-Chef Marcel Löffler im APA-Gespräch.

2019 erzielte Julius Meinl noch das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte mit einem Umsatz von 186 Mio. Euro (+4,5 Prozent) und einem operativen Ergebnis (EBITDA) von 35 Mio. Euro (+15 Prozent). Der Kaffeeröster zählt in mehr als 40 Ländern zu den führenden Premium-Kaffeemarken, wird in mehr als 70 Ländern vermarktet und hat in 21 Ländern eigene Tochtergesellschaften. Wegen der Corona-Pandemie habe man innerhalb von Tagen von Wachstum auf Liquidität, Kosten und Sicherheit umschalten müssen, so der Meinl-Kaffee-Chef. "Das war eine große Herausforderung."

Meinl bereits im Februar im Krisenmodus

Über die Firmenpräsenz in China bekam der Kaffeeröster schon im Jänner erste Warnhinweise zum Coronavirus. "Julius Meinl hat bereits im Februar lange vor dem Lockdown in den Krisenmodus geschaltet", sagte der Firmenchef. Man habe befürchtet, dass wegen der Corona-Pandemie in Italien, die Hauptrösterei in Vicenza in Norditalien betroffen sein könnte. Neben der Rösterei in Vicenza hat Julius Meinl noch eine Kaffee-Manufaktur in Wien. "Die Produktion wurde hochgefahren, Anfang März die Auslieferung an Töchter und Vertriebspartner forciert", so der Meinl-Kaffee-Chef. Das Ziel sei gewesen, lieferfähig zu sein. "Wann immer die Gastronomie in den Märkten wieder öffnen darf, muss die Versorgung gesichert sein. Das ist gelungen."

Wegen der Coronakrise mussten Hotels, Restaurants und Cafes weltweit schließen. Der Gastronomie-Kanal sei aufgrund des Corona-Lockdowns quasi für zwei Monate geschlossen gewesen, so Firmenchef Löffler. Man habe dann in Österreich für sechs bis acht Wochen auf Kurzarbeit gesetzt und sei ähnliche Programme in den anderen Firmenniederlassungen weltweit gefahren. Die im Familienbesitz befindliche Julius Meinl Coffee Group beschäftigt weltweit rund 1.000 Mitarbeiter, davon rund ein Fünftel in Österreich. Aufgrund des Umsatzrückganges plant der Kaffeeröster aber keinen Mitarbeiterabbau. Die Beschäftigten seien "ein Wettbewerbsvorteil, für die Zeit nach der Krise", so der Firmenchef.

Meinl will auf mehrere Standbeine setzen

Im Mai und Juni verzeichnete der Kaffeeröster wieder "sehr positive" Zahlen beim Absatz. Der weitere Geschäftsverlauf 2020 hänge nun von der Entwicklung des Sommertourismus und einer Normalisierung ab Herbst ab, so Löffler. Der Trend zum Home-Office aufgrund der Corona-Pandemie habe auch den Kaffeeverkauf in der Gastronomie sinken lassen.

Bisher war die Strategie von Julius Meinl, die Marke über die Gastronomie bekannt zu machen und sich in den jeweiligen Ländern eine finanzielle Basis zu erarbeiten, um dann von Lebensmittelhändlern gelistet zu werden. Im Heimmarkt Österreich war der Lebensmitteleinzelhandel für den Kaffeeröster schon immer ein wichtiger Umsatzbringer. Zusätzlich ist man in Supermärkten in Russland und Rumänien stark präsent. Die Coronakrise beschleunigt nun den Fokus auf mehrere Standbeine neben dem Gastro-Geschäft. "Es gibt mehr Optionen", so der Meinl-Kaffee-Chef. "Wir werden im Laufe der nächsten Monate für uns selbst Klarheit geschaffen haben."

Nachhaltige Lösungen werden forciert

Der Kaffeeröster will den Absatz bei Gastronomen und Endkonsumenten auch mit neuen Produkten und Nachhaltigkeitslösungen steigern. Neben dem Trendgetränk "Cold Brew" (kalt gebrühter Kaffee), kompostierbaren "Coffee to go"-Bechern und -Deckeln bietet man nun auch biologisch abbaubare Kapseln mit Bio- und Fairtrade-Kaffee an. "Nachhaltige und innovative Lösungen zählen zu den zentralen Erfolgsfaktoren des Hauses Julius Meinl", so die Firmenmiteigentümerin und Innovationschefin, Christina Meinl. Durch die Coronakrise sei auch das Geschäft mit "Coffee to go" noch stärker in den Fokus gerückt.

(APA/red)

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