AA

Fulminanter Start für das Wiener Popfest 2014 mit Nazar und Yasmo

Noch bis zum 27. Juli gibt es auf der Seebühne Programm.
Noch bis zum 27. Juli gibt es auf der Seebühne Programm. ©APA
Das Wiener Popfest bricht zu neuen Ufern auf: Erstmals standen auf der Seebühne vor der Karlskirche Hip-Hop und Rap im Mittelpunkt. Mit Szene-Superstar Nazar, Poetry-Rapperin Yasmo, Blak Twang und der Begleitband S. K. Invitational wurde am Donnerstag ein fulminanter Start hingelegt.
Bilder vom Donnerstag
Programm und Highlights

Bevor jedoch der Sprechgesang seine Popfest-Sternstunde erlebte, wurde das von der Stadt initiierte Event – das bei freiem Eintritt besucht werden kann – mit einer heimischen Alternative-Band eröffnet. Der erste Act, der die Stage am Brunnenteich enterte, war Viech. Die Combo um die beiden Hauptprotagonisten Andreas Klinger und Paul Plut aus Graz boten Gitarrenrock mit mehr oder weniger traditionellen Elementen, namentlich etwa Ziehharmonika und Querflöte.

Angenehmes Wetter zum Popfest-Start

Auf der Seebühne wurde – perfekt zur Location passend – auch Liedgut mit Wasserbezug kredenzt. Zu hören waren zum Beispiel die Singles “Steuermann” und “Mit dir möcht ich baden gehen, doch ich seh uns noch lange nicht im Urlaub”. Wobei der laue Popfest-Auftaktabend schon auch als Kurz-Ferienaufenthalt durchging, dank angenehmer Temperaturen und der Abwesenheit von Regenschauern.

Headliner am Donnerstag

Headliner des Abends war die von den heurigen Fest-Kuratoren Violetta Parisini und Wolfgang Schlögl ins Leben gerufene Hip-Hop-Werkschau. “Es ist ein Projekt, das uns sehr am Herzen gelegen ist und das wir uns erdacht haben in einer dunklen Stunde”, wie Schlögl den Besuchern in der Eröffnungsrede verriet. Beim Herzensprojekt stand zunächst der “einzige Engländer heute”, wie Blak Twang stolz verkündete, im Mittelpunkt.

Der in Manchester geborene Rapper enterte mit einem kräftigen “Lord of Mercy” die Bühne. Er fungierte als grandioser Anheizer – mindestens so grandios begleitet von S. K. Invitational, einem heimischen Musikerkollektiv. Insgesamt waren rund ein Dutzend Protagonisten im Einsatz, was vermutlich das Maximum für die nicht wirklich große Fest-Hauptbühne darstellt. “Ich bin gerade ein bisschen überfordert”, bekannte anschließend Yasmo alias Yasmin Hafedh. Wobei sie sich weniger von der Anzahl der Menschen auf als vielmehr von den Massen vor der Bühne beeindruckt zeigte.

Die junge Wienerin präsentierte Songs wie “Kein Platz für Zweifel” vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2013 und schlüpfte in ihr Alter Ego Miss Lead, unter dem sie englischsprachige Nummern veröffentlicht hat. Aufforderungen wie “Könnt ihr mal alle hüpfen” wurden freudig befolgt. Und dass sie sich freundlich, aber doch bestimmt über testosterongesteuerte Hip-Hopper amüsiert, passte gut in die aufgeklärte Popfest-Welt.

Nazar in Wien

Doch die Kuratoren der Festausgabe 2014 wollten es damit nicht belassen – und holten mit Amadeus-Award-Gewinner Nazar auch einen Vertreter der Zunft mit ins Boot, der dem Klischee des Macho-Rappers nicht völlig fernsteht. Und Nazar, so viel war rasch klar, hatte seinerseits seine Fans mitgebracht. Er war, aus dem Jubel zu schließen, der erklärte Star des Abends: “Wien! Vielen Dank, dass ihr alle da seid. Es ist mir eine krasse Ehre, heute hier sein zu dürfen”, beteuerte er wiederholt.

Der mit seiner Mutter als Kind aus dem Iran geflohene Musiker gewährte unter anderem einen Einblick in sein im August erscheinendes Album “Camouflage”. Einer der Songs daraus, “An manchen Tagen”, wurde gemeinsam mit Yasmo performt, wobei die Kollegin die Nummer um einen eigenen Text ergänzte. Die Kooperation war ein Novum, wie die beiden im APA-Gespräch verrieten. Sie sei die Idee der Kuratoren gewesen.

Ruhigere Töne von Schmieds Puls

Für gehörige Entschleunigung sorgte hernach Schmieds Puls, gewissermaßen die Antithese zum zuvor ausgeschwitzten Testosteron. Das Trio rund um Sängerin Mira Lu Kovacs, deren fragile und zugleich beeindruckend wandelbare Stimme zur sehr reduzierten Instrumentierung von Schlagzeug, Kontrabass und Zupfgitarre auf- und abjazzte, bot artifizielles Singer-Songwritertum abseits akkordverliebter Ohrwurmität. Indem die im Biotop der Jazzwerkstatt herangereifte Künstlerin ihren Song “Shame on you” der heimischen Justiz widmete, kam auch die Tagespolitik nicht zu kurz: “Solidarität und Freiheit für Josef S.”

Kovacs hatte bereits im Vorjahr einen Auftritt beim Popfest hingelegt – damals solo in der Aula des Wien Museums. Die Hauptstage war Schmieds Puls dann aber doch und trotz musikalischer Verstärkung eine Bühnennummer zu groß. Zu sehr schienen die kunstvoll gestrickten Kleinode nach intimem Rahmen zu verlangen. In Ermangelung dessen versickerten die Songs teilweise im zwischendurch doch hörbar anschwellenden Plaudergeplätscher. Trotzdem wurde das Dreigespann zurecht lautstark akklamiert, als Rausschmeißer gab es mit “You will always have a piece of my heart” den Song, der noch am ehesten Sing-along-Potenzial hatte.

Neu: Der Red Bull Brandwagen neben der Karlskirche

Als Novität bei der heurigen Popfest-Sause parkte der Red Bull Brandwagen neben der Karlskirche. Die kleine Bühne diente als eine Art Überbrückungsprogramm zwischen den Acts am See. Obwohl die Slots mit rund 20 Minuten äußerst knapp bemessen waren, zahlte sich ein Abstecher dorthin durchaus aus. Mit Alma, bestehend aus drei Geigen, einem Kontrabass und einer Knöpferlharmonika, wagte man am frühen Abend einen Kurzausflug in den – freilich von jeglicher Heimattümelei befreiten – Juchaza-Sektor, Jodeleinlagen inklusive. Die Playbackdolls mit Chefin Tini Trampel, deren Timbre sich irgendwo zwischen Hildegard Knef und Christiane Rösinger einpendelte, brachten indes rauchige Großtstadtchansons unter die Leute.

Gegen 22.30 Uhr war dann endgültig Schluss mit dem Open-Air-Part. Indoor wurde allerdings fleißig weitergefeiert. Im brut war mit Namby Pamby Boy, Glutamat und Medusa’s Bed die Experimentierfraktion beheimatet. Im Prechtlsaal der TU pumpten Clubsounds.

Programm bis Sonntagabend

Bis Sonntag geht die Party in und rund um den Karlsplatz noch weiter. Für Vielfalt ist auch an den restlichen Tagen noch gesorgt. Auf der Seebühne spielen am Freitag und Samstag u.a. We Walk Walls, Effi, Ernst Molden samt Band und Holy Oxygen, in den diversen anderen Locations stehen etwa Villalog, Der Nino aus Wien oder Electric Indigo. Mit Theremin-Künstlerin Dorit Chrysler erwartet die Besucher zur Geisterstunde am Sonntag noch ein äußerst ungewöhnlicher Auftritt als allerletzter Act des diesjährigen Festes. (APA)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Fulminanter Start für das Wiener Popfest 2014 mit Nazar und Yasmo
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen