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Früherer Wiener Polizeipräsident wird 75

Große Feiern in Wien gibt es nicht: Der ehemalige Wiener Polizeipräsident Günther Bögl wird seinen 75. Geburtstag am Mittwoch auf einem Schiff nach New York begehen.

Und das ist gleichzeitig typisch für den immer noch aktiven Pensionisten, wenn er auch seine langjährige Mitarbeit bei der Mitteleuropäischen Polizeiakademie inzwischen aufgegeben hat. Nur selten sei der Ex-Polizeipräsident in der Bundeshauptstadt anzutreffen, so ein Mitarbeiter des Innenministeriums, der viel mit Bögl zu tun hatte.

Der bald 75-Jährige kann auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Dabei schienen die beruflichen Weichen des am 29. August 1932 in der Bundeshauptstadt Geborenen zunächst nicht in Richtung Polizei zu weisen: 1950 legte er die Matura ab, von 1951 bis 1953 besuchte er die Höhere Bundeslehranstalt für Chemische Industrie in Wien, erlernte das Gerberhandwerk und absolvierte ein einjähriges Volontariat in einer Lederfabrik.

Doch als es 1953 zum großen „Lederkrach“ und in weiterer Folge zur Schließung des Unternehmens kam, stand Bögl plötzlich ohne Arbeit da. Weil es mütterlicherseits eine ganze Reihe k.u.k. Offiziere als Vorfahren gegeben hatte, lag die nun von der Familie getroffene Entscheidung fast auf der Hand. „Du gehst entweder zur Polizei oder zur Gendarmerie.“

Im August 1953 trat Bögl in den Dienst der Exekutive ein. Nach dem Besuch der zweijährigen Polizeischule stand der ehemalige Gerber mit Matura drei Jahre lang (1955-1958) im „Fronteinsatz auf der Straße“. Von 1958 bis 1968 war Bögl im Innenministerium tätig. Der Ärger über eine verpatzte Chance – der Nichtakademiker wurde nicht auf eine verlockende Dienstreise nach Rom geschickt – ließ den in der fremdenpolizeilichen Abteilung eingesetzten Bögl abermals auf die „Schulbank“ zurückkehren. 1964 inskribierte er an der Universität Wien, bereits vier Jahre später promovierte er zum Doktor juris – und dies neben der vollen Berufstätigkeit.

Von 1968 bis 1970 war Bögl Mitglied eines ständigen Unterausschusses für die Erleichterung von Grenzformalitäten beim Europarat in Straßburg, ehe er Sekretär des damaligen Innenministers Otto Rösch wurde. 1971 bekleidete er den Posten eines Leiters des Ministerbüros. 1972 wurde Bögl im Alter von 40 Jahren jüngster Generalinspektor der Sicherheitswache. Er war in dieser Funktion auch der am längsten amtierende Beamte. Am 1. Jänner 1988 folgte Bögl, er ist verheiratet und Vater zweier Töchter, als Wiener Polizeipräsident auf Karl Reidinger.

1993, anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums, hatte Bögl erklärt, erst mit 65 in den Ruhestand treten zu wollen. „Am 31. Dezember 1997 ist Schluss.“ Der vorzeitige Abgang des Präsidenten am 1. Juli 1995 dürfte durch die Verwicklung seiner Frau und seiner Tochter in den sogenannten Maturaskandal wohl beschleunigt worden sein.

Als einen der größten Erfolge seiner Amtszeit, in der die Polizei zunächst entweder als hilflos oder gewalttätig hingestellt wurde, bewertete Bögl den Umstand, dass keine Märtyrer geschaffen wurden. So sei eine gewalttätige Spaltung der 68er Bewegung ausgeblieben. Und später sei das Problem der Jugendbanden und insbesondere der Skinheads im Gegensatz zu anderen Metropolen gelöst worden.

Bewährt habe sich auch seine Devise, den Kidnappern keine Ortsveränderung zu gestatten. Dass er während seiner Amtszeit nicht immer nur positive Erwähnung in den Medien fand, erklärte sich Bögl vor einigen Jahren auch damit, dass er „ein sehr strenges Regiment geführt“ und sich damit auch Feinde gemacht hat.

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