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Freier Wohnungsmarkt in Wien laut AK nicht möglich

Die Arbeiterkammer hält einen freien Wohnungsmarkt in Wien für nicht praktikabel.
Die Arbeiterkammer hält einen freien Wohnungsmarkt in Wien für nicht praktikabel. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Die Arbeiterkammer warnt, dass der freie Wohnungsmarkt in Wien nicht funktioniere. Spekulanten würden in Immobilien investieren und somit die Mieten weiter in die Höhe treiben.

Der freie Wohnungsmarkt in Wien funktioniert nicht, warnt die Arbeiterkammer (AK) und verweist auf Spekulanten, die in Betongold investieren und somit die Mieten weiter in die Höhe treiben. Wobei die Wienerinnen und Wiener rund 27 Prozent ihres Einkommens für die Miete ausgeben, während es in London rund die Hälfte ist. Dass die Donaumetropole noch vergleichsweise "günstig" ist, führt die AK auf die vielen geförderten Wohnungen zurück.

Wieh hat doppelt so viele soziale Wohnungen wie London oder Paris

"Wien hat doppelt so viele soziale Wohnungen wie London und Paris. Die Sozialwohnungen sind stets von explosiven Preisentwicklungen am Bodenmarkt abgekoppelt. Zudem werden sie kostendeckend verwaltet, es geht nicht um Profite", betont AK-Experte Lukas Tockner. Das höchste Mietniveau unter den fünf untersuchten Städten hat dabei Berlin. "Die Stadt hat den sozialen Wohnbau in den 1990er Jahren privatisiert und die Förderungen deutlich zurückgefahren, erst 2012 folgte ein Stopp der Privatisierungen. In Wien hingegen gibt es viele mietrechtliche Maßnahmen, gibt TU-Experte Justin Kadi vom Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik zu bedenken.

AK: Festhalten an der Wohnbauförderung

"Die Gier nach Betongold zeigt, dass die wohnpolitischen Entscheidungen der Stadt richtig waren, etwa Festhalten an der Wohnbauförderung, kein Verkauf von Gemeindewohnungen. Der soziale Wohnbau ist wichtig, damit sich auch Junge und nicht so gutverdienende Menschen Wohnen leisten können. Denn der freie Markt funktioniert nicht. Trotz vieler neuer, privater Wohnungen ist von sinkenden Preisen keine Spur", sagte Thomas Ritt, Leiter der AK Abteilung Kommunal und Wohnen, am Donnerstag in einer Aussendung.

Arbeiterkammer verlangt mehr Kompetenzen

Die Arbeiterkammer verlangte heute vom Bund mehr Kompetenzen für die Länder, etwa bei Widmungskategorien "Geförderter Wohnbau". Außerdem müssten die befristeten Mietverträge verschwinden (für Privatvermieter soll es Ausnahmen geben) und leer stehende Kasernen in Wohnraum umgewandelt werden.

Justin Kadi hat sich die Lage in den europäischen Metropolen für die AK angesehen: Wien (43 Prozent) hat anteilig doppelt so viele soziale Wohnungen wie London (22 Prozent) und Paris (21 Prozent) und etwa 5-mal so viele wie Hamburg (acht Prozent) und Berlin (zehn Prozent). "Deutschland hat die Wohnungsgemeinnützigkeit Ende der 1980er Jahre abgeschafft. Das war ein deutlicher Einschnitt. Dabei wurde von der Wohnungspolitik hin zu einer Wohnungsmarktpolitik verschoben. Die soziale Wohnraumförderung wurde verstärkt von Objektförderungen auf marktorientierte Subjektförderungen umgestellt", so Kadi.

Bodenpreise in Wien von 2010 bis 2019 um 124 Prozent gestiegen

Interessant ist auch ein Blick auf die Bodenpreise in der Bundeshauptstadt: Innerhalb von nur neun Jahren haben sich die Bodenpreise mehr als verdoppelt. Konkret sind sie zwischen 2010 und 2019 um 124 Prozent gestiegen, in Berlin allerdings im gleichen Zeitraum um das Fünffache (409 Prozent), rechnet die Kammer vor.

(APA/Red)

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