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Frauentag: Aufstiegschancen und Geschichte von Frauen an den Unis

Erst 1897 wurden die Pforten der Wiener Unis für Frauen geöffnet
Erst 1897 wurden die Pforten der Wiener Unis für Frauen geöffnet ©APA (Sujet)
Die gläserne Decke für Frauen ist an der Montanuni Leoben und der Veterinärmedizinischen Universität am dicksten. Das zeigt der im Gender Monitoring des Wissenschaftsministeriums ausgewiesene "Glasdecken-Index". An diesen beiden Unis ist die Chance von Forscherinnen auf eine Professur am geringsten.
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Am höchsten sind die Aufstiegschancen für Frauen an den Kunstunis, an der Uni Klagenfurt und der Uni für Bodenkultur (Boku).

An diesen Unis ist Frauen-Aufstieg schwer

Für den Index wurde der Professorinnenanteil einer Uni in Relation zum Frauenanteil des gesamten wissenschaftlichen und künstlerischen Stammpersonals gesetzt. Ein Wert von 1 bedeutet dabei, dass die Aufstiegschancen von Frauen und Männern auf Professuren gleich sind – je niedriger der Wert, desto geringer die Aufstiegschancen der Frauen und desto dicker damit die Gläserne Decke. Die Montanuni kommt dabei auf den Tiefstwert von 0,18, die Veterinärmedizinische Universität (Vetmed) auf 0,34 und die Technische Universität (TU) Graz auf 0,37. Unterdurchschnittliche Werte haben auch die Wirtschaftsuniversität (WU) mit 0,44, die TU Wien (0,46) und die Uni Linz (0,47) und die Medizinuni Graz (0,49). Der Schnitt über alle Unis liegt bei 0,63.

Keine gläserne Decke an Kunstunis

Praktisch freien Himmel haben die Mitarbeiterinnen an der Universität für angewandte Kunst (0,93), der Akademie der bildenden Künste (0,91) und der Kunstuni Linz (0,90) über sich. Auch an den anderen Kunstunis haben es Frauen leichter, an Professuren zu kommen. Die durchlässigsten wissenschaftlichen Unis sind die Uni Klagenfurt (0,75) und die Boku (0,71).

Den höchsten Frauenanteil bei den Professuren weisen ebenfalls die Akademie der bildenden Künste (48 Prozent), die Universität für angewandte Kunst (43 Prozent) und die Kunstuni Linz (42 Prozent) auf. Bei den wissenschaftlichen Unis liegt die Uni Klagenfurt (30 Prozent) knapp vor der Uni Wien (26 Prozent). Auf den niedrigsten Wert kommt auch hier die Montanuni (zwei Prozent), gefolgt von den beiden TUs in Graz (sechs Prozent) und Wien (acht Prozent). Der Schnitt aller Unis liegt bei 22 Prozent.

Frauen in Führungspositionen

In den universitären Führungsgremien sieht es beim Frauenanteil im Regelfall wesentlich besser aus: In den Universitätsräten und den Rektoraten (inklusive Vizerektoren) liegt der Frauenanteil jeweils bei 44 Prozent, in den Berufungskommissionen bei 43 Prozent, in den Habilitationskommissionen bei 39 und in den Senaten bei 37 Prozent. Die absoluten Führungspositionen sind aber weiter eher in Männerhand: Von den derzeit 20 Rektoren sind nur vier Frauen (20 Prozent) – darunter auch Sonja Hammerschmid, Rektorin der Vetmed.

Uni Wien wirft kritischen Blick auf “Frauenstudium”

Anlässlich des Frauentags wird auch ein Blick auf die Geschichte der Frauenzulassung an den österreichischen Hochschulen geworfen. Mehr als 500 Jahre lang war die Universität Wien eine reine Männerbastion: Erst ab 1897 ließ sie zögerlich und schrittweise auch Frauen zu. Anlässlich des Frauentags am 8. März erinnert die Uni bei einer Führung der Historikerin Marlene Gerber zum “Frauenstudium” an ihre ersten Studentinnen und Professorinnen.

Jahrhundertelang war die Universität generell Männern vorbehalten, erst während der 1860er Jahre wurde das “Frauenstudium” in ganz Europa ein Schlagwort. Österreich war neben Preußen allerdings eines der letzten Länder, in dem Frauen Ende des 19. Jahrhunderts weiterhin ausgeschlossen blieben. Mit ein Grund dafür: Erst 1896 wurde die gesetzliche Möglichkeit dafür geschaffen, dass Frauen die Matura ablegen konnten, wie es auf der Homepage der Uni zum “Frauenstudium an der Universität Wien” heißt.

Ab 1897 Frauen an der Wiener Uni

Aufgrund des steten Drucks von Frauenvereinen und gesellschaftlicher Notwendigkeiten wurden ab 1897 Frauen an der Uni Wien zum Studium an der Philosophischen Fakultät zugelassen, ab 1900 auch zu medizinischen Studien. Erst ab 1919 durften Frauen auch an der Juridischen Fakultät als ordentliche Hörerinnen inskribieren, 1928 an der Evangelisch-Katholischen und ab 1945 an der Katholisch-Theologischen Fakultät.

Die erste an der Uni Wien promovierte Frau war Gabriele Possanner: Gegen erhebliche Widerstände ließ sie 1897 ihr in Zürich erworbenes Medizin-Diplom nostrifizieren, indem sie nochmals vor Wiener Prüfern alle Rigorosen ablegte. 1907 wurde Elise Richter als erste Frau Österreichs an der Philosophischen Fakultät habilitiert.

Nur eine Frau erhielt Denkmal

“Die erste Generation an Wissenschaftlerinnen war über Jahre in Vergessenheit geraten, bevor sich die Universität Wien bewusst mit dem Fehlen von Frauen in ihrer Erinnerungskultur auseinanderzusetzen begann”, bekennt die Uni selbstkritisch in einer Aussendung. Erst 2003 wurde der Elise-Richter-Saal im Hauptgebäude nach der ersten Dozentin der Uni benannt. Unter den 154 Denkmälern herausragender Persönlichkeiten im Arkadenhof der Uni Wien ist mit Marie von Ebner-Eschenbach, die 1900 als erste Frau das Ehrendoktorat der Universität Wien erhielt, lediglich eine Frau.

Führungen zum Frauenstudium

Neben diesen beiden Stationen ist u.a. auch die Installation “Der Muse reicht’s!” Teil der rund einstündigen Führung. Das Kunstprojekt von Iris Andraschek im Arkadenhof setzt sich damit auseinander, dass Wissenschafterinnen an der Uni Wien aus verschiedensten Gründen nicht geehrt wurden. Neben Biografien der ersten Frauen an der Uni Wien werden bei der Führung auch noch immer aktuelle Themen wie “Geschlecht und Bildung” und “Geschlecht und Repräsentation” diskutiert.

Führungen zum Frauenstudium
Hauptgebäude der Uni Wien
Universitätsring 1, 1010 Wien
Samstag, 8. März, um 10, 12, 14 und 16 Uhr
Freitag, 6. Juni, 14 und 16 Uhr.
5 Euro bzw. ermäßigt 3,50 Euro.

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