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"Für uns zählt nur der freie Fall"

Hohenems - Spektakuläre Landungen sieht man derzeit am Flugplatz Hohenems. Fallschirmspringer aus ganz Österreich und der Schweiz bestreiten die Staatsmeisterschaft in der 4er- und 8er-Formation.

Man will eigentlich gar nicht hinsehen: Nur 50 Meter über dem Boden kippt der Springer plötzlich seinen Schirm, wirbelt durch die Luft und rast im Sturzflug auf die Landebahn zu. Oh oh, wenn das mal gut geht!

Schon setzt über ihm der nächste an, ein Stück weiter links der Dritte. „Hook Turn nennt sich dieser Landeanfl ug“, erklärt Heinz Bucher. „Die Springer machen etwa 50 Meter über dem Boden eine 360-Grad-Drehung, damit sie schneller nach unten kommen. Im Sturzflug haben sie dann eine Geschwindigkeit von bis zu 100 Kilometern pro Stunde.“ Kein Wunder, dass man den Wind gefährlich durch die Schirme pfeifen hört. Kurz vor dem Boden kriegen die Springer dann aber doch noch die Kurve. Der eine oder andere stolpert ein bisschen übers Gras, aber die meisten landen, als wäre nichts gewesen.

Qualifikation für die WM

„Das sind alles Profis, hier hat keiner weniger als 1000 Hupfer hinter sich“, sagt Bucher. Er ist einer der Supervisor der 32. Staatsmeisterschaft im Fallschirmspringen, die noch bis Sonntag am Flugplatz in Hohenems stattfi ndet.

Zur Wertung der 4 er-Formation haben sich insgesamt 15 Teams angemeldet. Sie tragen so ermutigende Namen wie „Sick and tired“, „Restposten GmbH“ oder „Plumps Team“. Letzteres kommt aus Vorarlberg und ist das älteste Team im Bewerb.

„Seit fünfzehn Jahren springen wir schon zusammen“, erzählt Christian. „Und vor einem halben Jahr haben sie endlich auch Frauen aufgenommen“, ergänzt Alexandra lachend. Zusammen mit Andy und Luggi haben die beiden heute schon zwei Durchgänge hinter sich. Acht weitere stehen noch an, wobei jedesmal verschiedene Figuren vorgeführt werden müssen.

Das „Plumps Team“ übt gerade die Formation für den dritten Durchgang. Auf großen, Y-förmigen Skateboards – den so genannten Grippern – rollen sie bäuchlings über den Boden und ordnen sich mal im Kreis, dann wieder seitlich versetzt an. 35 Sekunden haben sie später im freien Fall Zeit, der Jury diese Figuren vorzuführen. Die Bewertung erfolgt übrigens nicht live in 3000 Metern Höhe, sondern per Videoaufnahme am Bildschirm, also ganz bodenständig. Deshalb ist Kameramann Oskar, der fünfte Mann im „Plumps Team“, eigentlich fast der Wichtigste: Er fliegt etwa zehn Meter über den anderen und filmt die gesamte Formation.

Das Siegerteam der Staatsmeisterschaft fährt übrigens als österreichisches Nationalteam nächstes Jahr zur Weltmeisterschaft nach Frankreich. Beste Aussichten hierauf hat das Team „Monkey Circus“ aus Graz. Die fünf „Plumpser“ vom Bodensee stören sich daran nicht. „Uns geht es weniger um den Wettkampf, wir machen das hauptsächlich zum Spaߓ, sagt Andy. Auch den spektakulären Hook Turn bei der Landung ersparen sich die Vorarlberger schmunzelnd. „Wir landen lieber sicher.“

Unter den Wolken

Und mit diesen Worten hebt das Team ab – in einer Cessna Grand Caravan, mit zwei weiteren Wettbewerbsgruppen an Bord. Eine Viertelstunde später sieht man knapp unter der Wolkendecke dreimal fünf winzige Punkte aus dem Flugzeug fallen. Von den mühsam eingeübten Figuren ist drei Kilometer tiefer nicht viel zu sehen. Erst wenn sich nach und nach immer mehr bunte Schirme am Himmel öffnen, wird es für die Zuschauer an der Landebahn in Hohenems interessant. Für die Springer ist zu diesem Zeitpunkt dagegen der Spaß vorbei: „Für uns zählt nur der freie Fall“, sind sich alle Mitglieder des „Plumps Teams“ einig. Wobei sie damit eigentlich unserem Ländle unrecht tun. Denn ist der Schirm erst geöffnet, kann man in aller Ruhe die Alpen, das Rheintal und den Bodensee aus der Vogelperspektive bewundern.

INFOS

Die 32. Österreichische und Schweizerische Staatsmeisterschaft im Fallschirmspringen findet noch heute und morgen, jeweils von 8 bis 20 Uhr, am Flugplatz Hohenems statt. Heute werden die 8 er-Formationen gewertet. Im bewirteten Festzelt findet ein Rahmenprogramm für Kinder und Erwachsene statt. Bei schlechtem Wetter starten die Springer nicht.

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