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Flüchtlinge: Vier Gerüchte im Faktencheck

Was ist dran an Gerüchten über Flüchtlinge?
Was ist dran an Gerüchten über Flüchtlinge? ©APA/Gindl
Rund um das Thema Flüchtlinge machen sich immer wieder Gerüchte breit. Salzburger werden aus Wohnung geworfen, um Platz für Flüchtlinge zu schaffen, heißt es da. Obdachlose werden in der Versorgung abgewiesen. Und warum helfen sie eigentlich nicht bei der Reinigung mit? Wir haben diese Punkte einem Faktencheck unterzogen.
Zwei Fälle von Norovirus

Viele Menschen fühlen sich unwohl im Anbetracht der Flüchtlingsströme, die derzeit durch Salzburg ziehen. Das macht sich auch in den Debatten, auf sozialen Medien genauso wie am Stammtisch, bemerkbar. Werden erst einmal Gerüchte gestreut, verbreiten sie sich wie ein Lauffeuer. Woher die Informationen stammen, ist meist schwer nachvollziehbar. SALZBURG24 hat aus dem Grund vier aktuelle Gerüchte unter die Lupe genommen.

1) Salzburger werden für Flüchtlinge aus ihren Wohnungen verwiesen

„Das stimmt definitiv nicht“, so Johannes Greifeneder, Sprecher der Stadt Salzburg. Wohnungen, die im Besitz der Stadt sind, würden nach fixen Kriterien vergeben. Eines davon sei Wartezeit – ein Kriterium, das Asylwerber aufgrund ihrer Aufenthaltsdauer in der Regel nicht erreichen können, so Greifeneder gegenüber SALZBURG24. Asylwerbern ist trotzdem erlaubt, sich selbst eine Wohnung zu suchen. Sie können sich deswegen ganz normal für Stadt-Wohnungen bewerben. Dazu sind die Mietverträge über Wohnungen im Eigentum der Stadt unbefristet. Das heißt, dass niemand aus den eigenen vier Wänden fliegt, weil Platz für Flüchtlinge gebraucht wird. Indes kündigte Landesrat Mayr eine eigene Fördersparte an, die Flüchtlingen und Obdachlosen zugute kommen soll. So sollen Wohnungen auf Flächen des Landes und der Kirche errichtet werden, die Asylwerbern den Start in eine eigene Existenz ermöglichen soll, berichtete salzburg.orf.at.

IN EIGENER SACHE: Nachdem derzeit falsche Behauptungen im Netz kursieren sehen wir uns als Stadt Salzburg zu folgender…

Posted by Stadt Salzburg.at on Montag, 5. Oktober 2015

2) Obdachlose werden an Flüchtlings-Versorgungsstellen abgewiesen

Abgewiesen wird hier niemand. Es gibt aber eine jeweils eigene Infrastruktur für Flüchtlinge und Menschen ohne eigenem Heim. Wenn sich Obdachlose etwa an die Stellen zur Flüchtlingsversorgung am Salzburger Hauptbahnhof wenden, werden sie von Helfern an Stellen weitergeschickt, die für Obdachlose vorgesehen sind, erklärte Margit Greisberger von der Caritas Salzburg gegenüber SALZBURG24 – etwa an den Bahnhofssozialdienst (BASO). Der BASO ist eine Erstanlaufstelle für Menschen, die in Not geraten sind. „Diese Leute kennen das auch“, so Greisberger weiter. Das hat den Hintergrund, dass die Caritas den Spendewillen berücksichtigen muss. Wenn jemand für Flüchtlinge spendet, besteht eine Verpflichtung, das Geld auch dementsprechend einzusetzen. Derzeit sind allerdings viele Freiwillige im Einsatz. Hier könne sie nicht ihre Hand ins Feuer legen, dass nicht einmal etwas falsch kommuniziert worden wäre, so Greisberger weiter. Aber „es werden alle informiert“. Trotz allem gilt: Wenn akut Not besteht, wird geholfen. Unabhänig davon, ob sich jemand an der richtigen Stelle gemeldet hat.

„Das Angebot für Obdachlose wäre in Salzburg schon noch auszubauen“, schlägt Greisberger ein anderes Kapitel auf. Und verweist damit auf das Ganzjahresquartier für Obdachlose, um das die Caritas schon lange kämpft. Die Politik ist gefordert.

Desinfektion ist ein
Desinfektion ist ein "Profi-Job"./APA/Gindl ©Desinfektion ist ein “Profi-Job”./APA/Gindl

3) Flüchtlinge helfen nicht bei der Reinigung

Oft stellen sich viele die Frage, warum Flüchtlinge nicht bei der Reinigung mithelfen. Hier müsse man zwischen der laufenden Reinigung und der Grundreinigung unterscheiden, so Johannes Greifeneder. Bei der laufenden Reinigung „arbeiten Flüchtlinge durchaus mit – auf freiwilliger Basis“. Ein Mal wöchentlich findet die Grundreinigung statt. Hier wird mit speziellen Gerätschaften zur Sache gegangen, die Desinfektion sei ohnehin ein „Profi-Job“, den nicht ein jeder erledigen kann und darf.

4) Krankheiten werden von Flüchtlingen verbreitet

„Flüchtlinge sind nicht gesünder oder kränker als andere“, meinte Johannes Greifeneder. Das Problem seien nicht Krankheiten an sich, sondern die dichte Belegung in den Quartieren, so der Sprecher der Stadt Salzburg. Wenn es zu einem Krankheitsfall kommt, könne er sich aufgrund der vielen Menschen auf engem Raum schnell ausbreiten. Im Falle eines Norovirus bei einem Flüchtling hat man bewiesen, dass man die richtigen Reaktionen parat hat.

„Im Grunde geht das Leben in der Stadt ganz normal“, sagte Greifeneder abschließend. Am Bahnhof kriege man vom Flüchtlingsstrom wenig mit und an der Grenze sehe man nur dessen Auswirkungen, wenn man den Blick zufällig nach links schweifen lässt. Das Problem mit dem Verkehr über die Grenzen bleibt freilich. Aber immerhin läuft der Zugverkehr langsam wieder an.

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