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Eklat um FIFA-Korruptionsvorwürfe bei WM-Vergaben

Der Weg zur WM 2022 in Katar ist geebnet
Der Weg zur WM 2022 in Katar ist geebnet
Der Streit um Korruptionsvorwürfe um die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 hat zu einem Eklat im Weltfußballverband gesorgt. Die Ethikkommission der FIFA erklärte am Donnerstag, dass es keine Beweise für Bestechung oder sonstige Unregelmäßigkeiten gebe. Sie berief sich auf FIFA-Chefermittler Michael Garcia, der die Deutung der Kommission aber kurz darauf energisch zurückwies.


Der Vorsitzende der rechtsprechenden Kammer der unabhängigen FIFA-Ethikkommission, der Deutsche Joachim Eckert, legte auf der FIFA-Website eine 42 Seiten umfassende Stellungnahme vor, die den Angaben zufolge eine Zusammenfassung des 350-seitigen Untersuchungsberichts des ehemaligen US-Staatsanwalts Garcia ist.

Es seien weder “Vergehen noch Verstöße gegen die maßgebenden Bestimmungen und Regelungen” bei der WM-Vergabe an Russland und Katar festgestellt worden, schrieb Eckert. Es seien zwar einige “Vorfälle” während des Bewerbungsprozesses aufgedeckt worden, doch seien diese zu geringfügig, um das gesamte Verfahren infrage zu stellen. Es gebe also keine Beweise, die eine erneute Ausschreibung und Vergabe der beiden WMs rechtfertigen würde.

Dazu erklärte Garcia wenig später aber, dies sei eine “fehlerhafte und unvollständige” Wiedergabe seines Untersuchungsberichts. “Ich habe die Absicht, gegen diese Entscheidung Beschwerde vor dem Berufungskomitee der FIFA einzulegen.” In diesem Berufungskomitee sitzt u.a. auch ÖFB-Präsident Leo Windtner.

Der Anfang September von Garcia vorgelegte Bericht wurde nie vollständig veröffentlicht, obwohl ranghohe Fußballfunktionäre und der Autor selbst dies gefordert hatten. FIFA-Präsident Joseph Blatter hatte Vertraulichkeit für Zeugenaussagen als Grund für die Nicht-Veröffentlichung angegeben.

Im Jahr 2010 hatte die FIFA erstmals in ihrer Geschichte zwei Weltmeisterschaften auf einmal vergeben – 2018 an Russland und 2022 an Katar. Dabei überraschte insbesondere die Wahl von Katar. Das ölreiche Emirat ist weder ein Schwergewicht in der Sportart, noch ist es mit Temperaturen von weit über 40 Grad für ein Turnier im Sommer geeignet. Aufgrund der wachsenden öffentlichen Kritik beauftragte der Fußball-Weltverband im Jahr 2012 Garcia mit einer Untersuchung der Vorwürfe, es könne zu Korruption und Absprachen gekommen sein.

Mehrere Medienberichte verdächtigten den im Zuge einer anderen Korruptionsaffäre geschassten Ex-Fußballfunktionär Mohammed Bin Hammam, für eine Vergabe des prestigeträchtigen Turniers an sein Land gesorgt zu haben. Der schwerreiche Katarer saß früher für sein Land im einflussreichen Exekutivkomitee der FIFA und war außerdem Präsident der Asiatischen Fußball-Konföderation (AFC). Eckerts Bericht kommt zu dem Schluss, Bin Hammams Zahlungen an verschiedene Fußballfunktionäre hätten seiner eigenen Kandidatur für den FIFA-Vorsitz gedient, nicht aber “die Ergebnisse des Vergabeprozesses berührt”.

Der Bericht spricht allerdings von “zweifelhaftem Verhalten” beim Auswahlverfahren und macht Reformvorschläge. Eckert nennt Verstöße gegen den FIFA-Ethikkodex, der aber zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht in Kraft war. Sträfliches Verhalten sei dagegen nur “in sehr begrenztem Maß” nachgewiesen worden. Ausdrücklich erklärte der Vorsitzende der rechtsprechenden Kammer der Ethikkommission, dass FIFA-Chef Joseph Blatter “nicht gegen den Ethikkodex verstoßen” habe.

Die FIFA erklärte nach dem Bericht der Ethikkommission, sie begrüße “die Tatsache, dass der Fall bis zu einem bestimmten Grad abgeschlossen ist”. Allerdings war zum Zeitpunkt der FIFA-Stellungnahme der Protest von Garcia noch nicht bekannt.

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