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Fiaker-Streik in Wien: Zwischen "Tradition" und "Tierquälerei"

Fiaker-Befürworter und -Gegner trafen am Samstag zusammen.
Fiaker-Befürworter und -Gegner trafen am Samstag zusammen. ©APA
Am Samstagmittag wurde in Form eines Streiks der Stephansplatz von Wiens Fiakern gleichzeitig als Informationsplattform genutzt. Nur wenige Meter entfernt demonstrierten Tierschützer für ein Ende der "als Tradition getarnten Tierquälerei".
Fiaker-Streik und Demo
Streik der Fiaker

“Wenn ein Pferd am Boden liegt, dann meist aufgrund eines menschlichen Fehlers”, schilderte Fiakerin Martina Michelfeit im Gespräch mit einer interessierten Passantin. Von den Tieren an sich habe sie wenig Ahnung, aber eben oft ein mulmiges Gefühl, wenn sie die Droschken im Straßengewirr beobachtet, meinte letztere.

Gerade einige Stellen am Ring scheinen für die Tiere immer wieder Gefahren- und Stresssituationen hervorzurufen. “Verbesserungen sind durchaus in meinem Sinn – aber ich will mich nicht ständig über meine eigene Abschaffung unterhalten”, sagte Michelfeit. So gibt es etwa keine Neubewilligungen ohne Koppel mehr – Kellerstallungen gehören der Vergangenheit an.

Fiaker im Verkehr: Stress für Pferde

Lärm, Hektik, wenig Rücksichtname der anderen Verkehrsteilnehmer führen tatsächlich immer wieder zu brenzligen Situationen, schilderte die stellvertretende Branchensprecherin in der Wiener Wirtschaftskammer. Im Großteil der kritisierten Fälle würden die Rösser umgeworfen und können nur recht schwer wieder aufgerichtet werden, wenn sie eingespannt sind. Für Außenstehende könne das wie ein Kollaps wirken.

In internationalen Metropolen wie London, Paris, Toronto oder Peking gehören sie bereits der Vergangenheit an – in der Bundeshauptstadt zählen die traditionellen Pferdekutschen zu den Tourismusmagneten.

Pro und Contra in Kutschen-Frage

Immer stärker reglementiert, nicht selten hinterfragt und doch ein typischer Teil der Stadtbildes, stehen die Pro- und Contra-Argumente gegeneinander.

Die mehren Dutzend Aktivisten des Verein Gegen Tierfabriken (VGT) und des WEEAC (World Event to End Animal Cruelty) verharrten mit Pferdemasken und überdimensionalen Sprechblasen stundenlang in der prallen Sonne. Sie sammelten Unterschriften und verteilten Flugzettel für ein grundsätzliches Verbot.

Zu den häufigsten Fragen zählte wohl Hüben die drüben jene, woran man den Gemüts- und Gesundheitszustand eines Pferdes am besten erkennen könne. “Fell, Atmung, aber auch Schweißbildung geben meist einen guten Eindruck – oft kann man aber dem Bauchgefühl vertrauen”, erläuterte die Branchenvertreterin unermüdlich.

Im Zweifelsfall könne man die Tierschutzhotline bzw. das Veterinäramt verständigen.

Tier “gewöhnt sich an Verkehr am Ring”

Hitze sei selten ein Problem, und “bei guter Ausbildung und Fachkenntnis gewöhnt sich ein Tier auch innerhalb eines Jahres an den Verkehr auf der Ringstraße”. Rund die Hälfte ihrer Pferde hat man ihr übrigens geschenkt bzw. “nachgeschmissen”.

Viele haben eine Karriere auf der Rennbahn oder sonst wo im Arbeitseinsatz hinter sich, bevor sie hier ihren Dienst antreten. Sonst wäre aus den Fiaker-Pferden vielleicht Salami oder Pferdeleberkäse geworden, meint sie.

(APA)

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