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Festnahmen nach Terrorverdacht: Angeblich war Anschlagserie geplant

Es soll ein Anschlag am Weihnachtsmarkt am Stephansplatz geplant gewesen sein.
Es soll ein Anschlag am Weihnachtsmarkt am Stephansplatz geplant gewesen sein. ©APA/BARBARA GINDL
Nachdem es aufgrund von Terrorverdacht zu Festnahmen gekommen ist, wurde nun bekannt, dass eine Anschlagserie geplant gewesen sein soll. Das erste Ziel hätte der Weihnachtsmarkt am Stephansplatz sein sollen.
Drei Männer in Haft
Geplanter Terroranschlag in Wien

Die treibende Kraft für den angeblich in Wien geplanten Terror-Anschlag, der zwischen Weihnachten und Neujahr die Bundeshauptstadt erschüttern sollte, dürfte APA-Recherchen zufolge ein 24-jähriger Tschetschene gewesen sein, der zuletzt in der Justizanstalt (JA) Hirtenberg untergebracht war. Er soll vom Gefängnis aus zunächst seinen Ausbruch und anschließend eine ganze Anschlag-Serie geplant haben.

Sprengstoffanschlag am Wiener Stephansplatz geplant

Dem - behördlich unbestätigten - Ermittlungsstand zufolge war zunächst ein Sprengstoffanschlag in der Wiener Innenstadt geplant. Konkret sollte er den Weihnachtsmarkt am Stephansplatz betreffen. Danach hätten weitere Attentate in Salzburg, Deutschland, Frankreich und Luxemburg folgen sollen. Zwei mutmaßliche Komplizen des Mannes - Tschetschenen im Alter von 25 bzw. 31 Jahren - wurden in der vergangenen Woche vom Landesgericht Wiener Neustadt in U-Haft genommen. Der 24-Jährige wurde mittlerweile in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt. Auf Ersuchen der Justiz nennt die APA den Namen der betreffenden Justizanstalt nicht.

Seit 2015 im Visier der Justiz

Der Mann, der im Zusammenhang mit den geplanten Anschlagsplänen als Hauptverdächtiger gilt, ist für die Justiz kein Unbekannter. Der 24-Jährige wurde bereits zwei Mal rechtskräftig wegen terroristischer Vereinigung (§278b StGB) verurteilt. Der gebürtige Tschetschene dürfte die Ideologie der radikalislamistischen Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) verinnerlicht haben.

Im Oktober 2015 wurde er erstmals vom Wiener Landesgericht schuldig erkannt, nachdem er sich in Begleitung seiner Mutter und seiner Ehefrau in Syrien dem IS anschließen wollte. Die Angeklagten waren in der Türkei aber zufällig in eine Polizeikontrolle geraten. Da die Tschetschenen keine gültigen Visa vorweisen konnten, wurden sie in Schubhaft genommen und über Bulgarien zurück nach Österreich geschickt.

Der junge Mann - seine Frau trat vor dem Wiener Gericht vollverschleiert auf, erst auf sein Kopfnicken hin durfte sie während der Verhandlung ihren Gesichtsschleier abnehmen - erhielt zwei Jahre unbedingte Haft, wurde aber vorzeitig bedingt entlassen. Dies obwohl bekannt wurde, dass er im Gefängnis als strenggläubiger Moslem Mitgefangene "missioniert" und einen polnischen Katholiken zum Konvertieren gebracht hatte.

Nur wenige Monate nach seiner Entlassung packte der Tschetschene erneut seine Sachen, um nach Syrien zu gelangen. Diesmal sollte es mit einem Flugzeug nach Istanbul und dann über die türkisch-syrische Grenze ins IS-Gebiet gehen. Obwohl er sich rasiert hatte, um am Flughafen Schwechat nicht aufzufallen, erkannte ein aufmerksamer Beamter, dass sein Reisepass gefälscht war. Im Oktober 2017 wurde der Islamist vom Landesgericht Korneuburg wiederum zu zwei Jahren unbedingt verurteilt. Zudem wurde die offene bedingt nachgesehene Haftzeit aus der Vorverurteilung widerrufen, so dass er knapp drei Jahre zu verbüßen hatte.

24-Jähriger nahm Kontakt zu mutmaßlichen Komplizen auf

In der Justizanstalt (JA) Hirtenberg hatte der mittlerweile 24-Jährige offenbar keine Schwierigkeiten, mit den 25 und 31 Jahre alten Tschetschenen zu kommunizieren, die sich seit wenigen Tagen als seine mutmaßlichen Komplizen in U-Haft befinden. Diese hätten ihm offenbar zunächst beim Ausbruch aus dem Gefängnis helfen sollen. Unklar ist, inwieweit die beiden in die terroristischen Pläne des 24-Jährigen - er gehört einer tschetschenischen Minderheit in Georgien an und ist demnach kein russischer Staatsbürger - eingebunden waren. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl, erteilte dazu und zum gesamten Sachverhalt aus kriminaltaktischen Gründen keine Auskunft.

Die Verteidiger der angeblichen Komplizen, Wolfgang Blaschitz und Florian Kreiner, versicherten auf APA-Anfrage, ihre Mandanten hätten mit dem Häftling zwar kommuniziert, "aber keine krummen Dinge geplant", wie Blaschitz betonte. Blaschitz vertritt den 25-Jährigen, der in der Wiener Kampfsport-Szene als durchaus erfolgreicher MMA (Mixed Martial Arts)-Kämpfer bekannt ist. Er ist ebenso wie der 31-Jährige bisher unbescholten und galt als gut integriert.

"Was die behaupteten Anschlagspläne betrifft, hat es keine Vorbereitungshandlungen gegeben", stellte Blaschitz fest. Kreiner beteuerte, der 31-Jährige habe "mit der ganzen Sache nichts zu tun". Der Familienvater sei Moslem, "aber nicht radikalisiert". Er habe mit dem Häftling "bloß private Gespräche geführt".

(APA/Red)

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