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Festnahmen im Servitenkloster bestätigt: Schlepperei-Verdacht

Festnahmen im Servitenkloster: Flüchtlinge unter Schlepperei-Verdacht
Festnahmen im Servitenkloster: Flüchtlinge unter Schlepperei-Verdacht ©APA
Drei weitere Festnahmen von im Wiener Servitenkloster untergebrachten Flüchtlingen hat das Bundeskriminalamt am Dienstag bestätigt. Diese seien allerdings nicht in Zusammenhang mit den geplanten Abschiebungen erfolgt, sondern wegen des Verdachts der Schlepperei.
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Wie es in einer Aussendung am Dienstag konkret hieß, werde gegen eine “große kriminelle Organisation” ermittelt, die Schlepperei von vorwiegend pakistanischen Staatsbürgern organisiert und durchführt haben soll.

Sechs Festnahmen – drei im Servitenkloster

Insgesamt sechs Festnahmen hat es laut Aussendung des Bundeskriminalamts gegeben, drei davon im Servitenkloster. Bereits seit März 2013 seien über Auftrag der Staatsanwaltschaften Wien und Wiener Neustadt “intensive Ermittlungen gegen eine Tätergruppe” geführt worden.

Die Schleppungen seien von Kleinasien über die sogenannte “Balkanroute” nach Österreich und weiter in den EU-Raum erfolgt, hauptsächlich nach Deutschland und Frankreich aber auch nach Skandinavien.

Schlepperei für bis zu 10.000 Euro

Die Erhebungen mit internationaler Unterstützung hätten ergeben, dass pro geschleppter Person bis zu 10.000 Euro verlangt worden seien. Bis jetzt konnten der Organisation laut Bundeskriminalamt Schleppungen von mindestens 300 Personen – vorwiegend aus Pakistan – und ein Umsatz von mindestens 3 Mio. Euro nachgewiesen werden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass von dieser Organisation in den letzten Monaten mindestens 1.000 Personen geschleppt wurden.

Festnahmen erfolgten auf der Straße

Die Festnahme der drei wegen des Verdachts der Schlepperei festgenommenen Bewohner des Wiener Servitenklosters erfolgte nicht direkt im Kloster. Das betonte die Wiener Polizei am Dienstagnachmittag.

Die drei Personen waren im Umfeld des Klosters auf der Straße festgenommen worden. In das Kloster oder andere kirchliche Einrichtungen sind keine Beamten eingedrungen, hieß es seitens der Polizei.

Über Vorwürfe “schockiert”

Die Caritas, welche für die Unterbringung der Flüchtlinge im Wiener Servitenkloster zuständig ist, hat sich “schockiert” über den Schlepperei-Verdacht gegen drei Bewohner gezeigt. “Die Vorwürfe der Behörde sind auch für die Caritas neu”, sagt Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien, am Dienstag in einer Aussendung.

“Wir haben jedes Interesse an einer raschen und vollständigen Aufklärung und sichern den Behörden volle Kooperation zu. Wir sind extrem verärgert, falls die Caritas hier von Einzelnen ausgenutzt wurde”, so Schwertner weiter zu den Schlepperei-Vorwürfen. Klar sei: “Wenn mit der Not von Menschen Geschäft gemacht wird, ist das völlig inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen.”

Wurde Caritas hintergangen?

Sollte man tatsächlich von Einzelnen Bewohnern des Servitenklosters hintergangen worden sein, “darf uns das als Caritas trotzdem nicht unaufmerksam machen für die Not der Menschen, die sich in einer schwierigen und verzweifelten Situation nach einer Flucht an uns wenden”.

Die Caritas werde sich auch weiterhin für Menschen in Not unabhängig von Religion, Herkunft und sozialer Stellung engagieren, stellte Schwertner klar. “Das gilt selbstverständlich auch für jene Flüchtlinge, die noch immer im Servitenkloster wohnen und die sich zum Teil noch immer in laufenden Asylverfahren befinden.”

Abschiebungen gingen weiter

Indes sollen die Abschiebungen von einigen der acht am Montag in Schubhaft genommenen pakistanischen Flüchtlingen auch am Dienstag fortgesetzt worden sein. Bei weiteren zwölf Personen warten die Behörden noch auf Heimreisezertifikate durch die Botschaft.

Auch Demonstrationen von Unterstützern und Aktivisten des “Refugee Camp Vienna” vor dem Polizeianhaltezentrum Roßauer Lände, dem Innenministerium bzw. am Flughafen wurden angekündigt.

Video sorgte für Aufregung

Aufregung herrschte auch um ein Video eines Polizeieinsatzes von Montagfrüh vor dem Polizeianhaltezentrum. Zu sehen ist eine Demonstrantin, die schwer zu Sturz kommt, nachdem sie mit einem einschreitenden Polizisten zusammengeprallt war. Bei der Polizei betonte man zu dem Vorfall, dass der Beamte sofort reagiert und Hilfe angeboten habe. Dennoch gab es eine Anzeige wegen Körperverletzung bei der Staatsanwaltschaft Wien durch den Verein “Resistance for Peace”. Moralische Unterstützung erhielt der Beamte durch die FPÖ.

Auch die Koalitionspartner schenkten einander mitten im Wahlkampf beim Thema Asyl nichts. So wollte ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) auf eine Linie beim Thema Asyl festnageln und von diesem wissen, ob die Behörden auch kurz vor einer Wahl weiterhin uneingeschränkt handeln dürfen. “Das Wahlkampfgetöse der ÖVP auf dem Rücken von Asylsuchenden hat ein unerträgliches Ausmaß erreicht”, empörte sich wiederum die Wiener SP-Gemeinderätin Nurten Yilmaz.

(apa/red)

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