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ÖFB-Kader ohne Ivanschitz, aber mit Hoffer

©APA
Andreas Ivanschitz muss weiterhin auf sein Comeback in der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft warten. Der frühere ÖFB-Kapitän fand im 23-Mann-Aufgebot von Teamchef Dietmar Constantini für das Testspiel gegen Europameister Spanien am 18. November (20.45) im Wiener Happel-Stadion neuerlich keine Berücksichtigung.
Ivanschitz wieder nicht dabei

Dafür steht Erwin Hoffer, in den vergangenen Wochen bei Napoli nur Tribünengast, ebenso wieder im Kader wie Bayern-Amateure-Kicker David Alaba, Österreichs jüngster Teamspieler.

Mainz-Legionär Ivanschitz führt in der deutschen Bundesliga mit je sechs Treffern und Assists souverän die Scorer-Wertung an und leistete mit beständig starken Darbietungen einen wesentlichen Beitrag zum Erfolgslauf des Aufsteigers. Dennoch beharrt Constantini auf seiner vor einigen Wochen ausgegebenen Linie, wonach der Burgenländer erst im Frühjahr wieder ein Thema werden könnte.

Allerdings konnte der Teamchef die aktuelle Hochform von Ivanschitz nicht mehr in Abrede stellen. “Er ist jetzt auf einem Level, wo er 90 Minuten lang Vollgas gibt, Tore schießt und auflegt. Das ist uns nicht entgangen”, sagte der 54-Jährige über den Linksfuß, den er als “einen der besten Fußballer Österreichs” bezeichnete.

Da nun auch die mangelnde Physis des Mittelfeldspielers als Begründung für eine Nicht-Berücksichtigung wegfiel, gehen Constantini langsam die Argumente aus. “Es wäre am leichtesten, ihn jetzt zurückzuholen, dann verlieren wir und man kann sagen, dass wir auch mit Ivanschitz verloren haben”, behauptete der Nationaltrainer und meinte in diesem Zusammenhang auch: “Das Leben ist eben ungerecht.”

Die wochenlangen Diskussionen um eine mögliche Rückkehr von Ivanschitz bezeichnete Constantini als “hin und wieder lähmend. Aber das ist Teil des Geschäfts. Es ist halt so, dass sich die Öffentlichkeit auf einen draufhaut, wenn er gut spielt”. Seine Weigerung, auf den 49-fachen Internationalen zurückzugreifen, habe nichts mit Sturheit zu tun. “Es ist ein Unterschied, ob ich den früheren Kapitän oder zum Beispiel Junuzovic zurückhole. Außerdem verdient es sich dieser Kader, dass man mit ihm weiterarbeitet.”

Deswegen darf auch Hoffer am 11. November wieder ins ÖFB-Camp in Bad Tatzmannsdorf einrücken, obwohl er seit dem Trainerwechsel in Neapel Anfang Oktober nicht einmal mehr zum Kader zählte. “Er war die ganze Zeit im Team dabei und hat seinen Teil dazu beigetragen, dass die Nationalmannschaft ganz gut dasteht.”

Die Nominierung des Ex-Rapidlers sei auch die Folge einer gewissen Dankbarkeit. “Die hat auch irgendwann ein Ende. Aber warum sollte das gerade beim letzten Spiel des Jahres sein”, fragte sich der Teamchef, der sich wunderte, “warum das neue Nationalteam weniger Kredit hat als das alte”.

Zum “alten” Team zählt für Constantini offenbar auch Martin Stranzl, der nicht einberufen wurde, obwohl er seit seiner überstandenen Verletzung bei drei klaren Siegen von Spartak Moskau durchspielte und mit seinem Verein um den russischen Meistertitel kämpft. Der Burgenländer könnte laut Constantini aber im kommenden Jahr wieder der ÖFB-Auswahl angehören. Dafür ist György Garics wieder dabei, der Atalanta-Legionär fehlte seinem Club zuletzt jedoch wegen Knieproblemen.

Einziger Neuling im Kader ist Austria-Ersatzgoalie Robert Almer, der in Bremen für den verletzten Szabolcz Safar einsprang. “Das ist für mich nicht überraschend, denn in Österreich muss man nicht Stammspieler sein, um ins Team zu kommen. Das hat man schon bei anderen gesehen”, lautete der Kommentar von Almer.

Den Vorwurf, das Leistungsprinzip außer Acht zu lassen, ließ ein phasenweise sichtlich genervter Constantini nicht gelten. “Das Leistungsprinzip kann man bei jedem hinterfragen”, meinte der Betreuer und verteidigte seine Personalpolitik. “Ich muss nicht jede Entscheidung rechtfertigen.”

Die Kritik an Constantini nimmt zu, und das nicht nur wegen des Verzichts auf Ivanschitz. So kritisierte etwa Peter Pacult anhand des Beispiels von Christopher Drazan, dass manche Junge nur “zweimal mit dem Hintern wackeln müssen”, um ins Team zu kommen. Von Differenzen mit dem Rapid-Coach will der ÖFB-Betreuer aber nichts wissen.

“Auch wenn wir früher einen Wickel hatten (Anm.: als beide gemeinsam in Kärnten arbeiteten), sind wir laufend am Telefonieren. Man soll nicht jedes Wort auf die Waagschale legen. Außerdem wäre Rapid jetzt nicht mehr in der Europa League, wenn Trimmel auf Zypern in der 120. Minute nicht mit dem Hintern gewackelt hätte”, sagte Constantini in Anspielung auf das entscheidende Tor Trimmels in der Verlängerung der zweiten EL-Quali-Runde gegen APOP.

Im Vorfeld der Kaderzusammenstellung hat Constantini noch von keinem Coach ein schlechtes Wort über die Youngsters gehört. “Ich habe jeden Trainer gefragt, ob es okay ist, wenn ich den einen oder anderen von seiner Mannschaft hole. Keiner hat gesagt, der ist nicht gut, deswegen ist diese Diskussion für mich beendet, bevor sie angefangen hat.”

Im Duell mit Spanien spekuliert der ÖFB-Coach mit einem Achtungserfolg. “Spanien ist eine Weltklasse-Mannschaft, ich hoffe trotzdem, dass wir was machen.” Während es für die A-Mannschaft gegen den Europameister nur ums Prestige geht, kämpft die U21-Auswahl am 13. November in Albanien und am 18. November daheim gegen Aserbaidschan um eine erfolgreiche EM-Qualifikation.

Constantini trägt dieser Konstellation teilweise Rechnung und wird – nach Rücksprache mit U21-Trainer Andreas Herzog – Veli Kavlak, Daniel Beichler, Julian Baumgartlinger und David Alaba für das Albanien-Match abstellen. Dieses Quartett rückt am Montag gemeinsam mit den Junioren-Kollegen in Lindabrunn ein und stößt erst am darauffolgenden Samstag zu Paul Scharner und Co. Die ebenfalls spielberechtigten Aleksandar Dragovic, Christopher Drazan, Jakob Jantscher und Yasin Pehlivan trainieren von Beginn an in Bad Tatzmannsdorf.

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