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Father John Misty glänzte in Wien: "Total Entertainment Forever"

Der US-Musiker war gestern Abend in der Arena Wien zu Gast.
Der US-Musiker war gestern Abend in der Arena Wien zu Gast. ©APA/AFP/SUZANNE CORDEIRO
Gestern abend glänzte Father John Misty in Wien. Der US-Musiker war in der Arena Wien zu Gast und präsentierte sich ganz ohne Lichtshow, nur mit seiner Band und seinem "Total Entertainment Forever".

Drama, Melancholie, Ausgelassenheit, Intimität und Bombast – all das versteht Father John Misty bei Bedarf in ein einziges Lied zu packen. Der Auftritt des US-Musikers am Donnerstag in der Arena Wien bestand zum Großteil auch aus diesen Zutaten, mal ruhig und leise, dann laut und protzig, manchmal komplex und introvertiert, bisweilen exaltiert und eingängig. Ob das zusammenpasste? Und wie!

Exemplarische Höhepunkte für den kunstvollen wie unterhaltsamen Abend: Father John Misty, eigentlich Joshua Michael Tillman, hat nach sechs Songs erstmals die akustische Gitarre abgelegt, tänzelt im weißen Anzug an den Bühnenrand, eine Hand lässig in der Sakkotasche, singt sich mit samtener Stimme durch “Things It Would Have Been Helpful To Know Before The Revolution”, reißt plötzlich die Hände hoch und dirigiert die Band aus der Ballade in ein Crescendo, getrieben von einer Rockgitarre, untermalt von stroboskopartigen Lichteffekten.

Ohne Lichtshow – Tillmann glänzte in Arena Wien

In der Mitte des Sets beweist Tillman dann mit “I Went To The Store One Day”, dass es auch ohne Aufputz geht. Durchgehend ohne Lichtshow, ganz allein vor vollem Haus, sich an der akustischen Gitarre begleitend, macht er da bravourös den Elton John der Hipster-Generation, melancholisch, leidend und doch Pop pur. Wunderschön ruhig und großartig gesungen traf Father John Misty unmittelbar davor die Seele des Publikums mit dem von zarten Pianoklängen umschmiegten “When The God Of Love Returns There’ll Be Hell To Pay” – man hätte fallende Stecknadeln hören können, kein lästiges Tratschen störte die Andacht.

Der 37-Jährige aus Maryland – ein nur scheinbarer Widerspruch aus Folk- und Las-Vegas-Sänger, intellektuellem Wörterschmied und Kitschlyriker, aus Anspruch und Unterhaltung – weiß sich und seine Arbeit zu inszenieren. Es schadet ja nicht, musikalische Qualität schön zu verpacken. Die Sonderauflage seines Durchbruchalbums “I Love You, Honeybear” (den Titelsong gab es gestern als Zugabe) steckte er in ein aufwendiges Pop-Up-Cover, jene des Nachfolgers “Pure Comedy” hinter Plexiglas von “Museumsqualität” (so beworben).

“Total Entertainment Forever” bei Father John Misty in der Arena

Folgerichtig muss auch beim Konzert die Optik stimmen: Wie Silhouetten wirkten Tillman und seine Band, über weite Strecken von grell-buntem Licht von hinten angestrahlt, nur manchmal – etwa bei der ironischen Honky-Tonk-Country-Nummer “I’m Writing A Novel” – aus diesem Konzept ausbrechend. Während Father John Misty bei “Nancy From Now On” zärtlich “pour me another drink and punch me in the face” raunte, stand er in honiggelbe Farbtöne getaucht da; als der letzte reguläre Track in ohrenbetäubenden Krach mündete, zuckten Blitze im Dauerfeuer – “Holy Shit” dachte da so mancher (und so hieß auch der Song).

Egal, ob Tillman am Klavier “God’s Favorite Customer” (aus dem gleichnamigen, aktuellen Werk) brachte und Bar-Atmosphäre hervorzauberte, ob er den Opener “Hollywood Forever Cemetery Sings” mit einem krachenden Gitarrensolo durchschütteln ließ oder sich mit “Real Love Baby” in MOR-Gefilde begab, es saß wie sein Anzug. Oder um es mit einem Titel eines seiner Lieder an diesem Abend zu sagen: “Total Entertainment Forever”.

(APA/Red)

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