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Fasching in Salzburg: Alle Facts zum Narrenfest

Der Faschingsdienstag markiert den Endpunkt der Faschingszeit und läutet damit die Fastenzeit ein.
Der Faschingsdienstag markiert den Endpunkt der Faschingszeit und läutet damit die Fastenzeit ein. ©dpa
Die Narren sind los am Faschingsdienstag! Hinter dem ausgelassenen Feiern zur Faschingszeit steckt ein jahrhundertelanger Brauch. Das Salzburger Landesinstitut für Volkskunde liefert alle Facts und Hintergründe zum Fasching.
Salzburger Faschingskalender
Faschingsumzug in Ebensee (OÖ)

Mit der Auflösung der fixen Festzeiten im Alltag gehört auch der ausgelassene Fasching der früheren Jahre der Vergangenheit an. Es gibt nur mehr einige große exklusive Bälle, einige Kränzchen existieren noch, und viele Festlichkeiten entwickeln sich immer mehr zu Clubbings. Ulrike Kammerhofer, die Leiterin des Salzburger Landesinstituts für Volkskunde, hat sich mit spezifischen Ausprägungen des Faschings beschäftigt.

Der Fasching ist in einer Zeit entstanden, als das Leben, der Alltag, ja sogar der Ablauf des Jahres genau geregelt waren – geregelt nach zwei Dimensionen: einerseits nach den Jahreszeiten und dem durch diese bedingten Wirtschaftsjahr und andererseits nach dem Kirchenjahr mit seinen Festen zur Vermittlung der Lehre. Daher beziehen sich die Faschingsbräuche auch auf zwei sehr unterschiedliche Feste, nämlich die Geburt Christi mit dem Jahreswechsel und auf die Fastenzeit mit dem Osterfest.

Fasching als Gegenwelt zur Fastenzeit

Dem Osterfest geht die Zeit der Fastenzeit als Zeit der Buße und Einkehr voran. Nach den Überlegungen des Hl. Augustinus sollte nun eine ausgelassene Zeit davor, eben der Karneval, alle Verlockungen des Teufels zugänglich machen und damit zeigen, dass diese Ausschweifungen in die Welt des Verderbens führen würden. Der Ausweg daraus sollte die Fastenzeit sein, als Weg der Buße und Einkehr und Rückeroberung des himmlischen Reichs. Speziell seit dem Spätmittelalter und schließlich in der Gegenreformation wurden diese Aspekte besonders erläutert.

Verkehrte Welt im Mittelalter

Im frühesten Mittelalter wurde der Neujahrstag zum “Narrenfest”, zur “verkehrten Welt” erklärt. Die Festlichkeiten dauerten von Neujahr bis Dreikönig. Ab dem Hochmittelalter begann der Fasching mit Neujahr bzw. Dreikönig, im Barock waren das bereits übliche Zeiten für den Fasching. Im 12. und 13. Jahrhundert wurden höfische Ballfeste mit Verkleidungen und Tänzen veranstaltet. So erwähnt etwa die Chronik des Stadtschreibers von Speyer von 1612 ein Faschingsfest von 1296 – eine der frühesten Erwähnungen. Auch Wandmalereien in Südtiroler Kirchen und Rathäusern aus der Renaissance zeigen Kostümfeste.

Gilden in Handelsstädten hielten Umzüge ab

Im 14. und 15. Jahrhundert hielten in den europäischen Handelsstädten die Gilden bereits Faschingstänze und Umzüge ab. Der Schefflertanz und der Dürrnberger Knappentanz sind solche Reigentänze und Zunftfeste, die die Zünfte an ihren Festtagen und im Fasching zu Ehren des Landesherren und für die Bevölkerung aufführten, dafür auch eine Spende erhielten und sich gegenseitig an Geschicklichkeiten und Prunk übertreffen wollten. Besonders berühmt wurden am Beginn des 15. Jahrhunderts die “Nürnberger Schembartläufe”, die Vorbilder für ganz Europa wurden. Viele Faschingsbräuche in Deutschland und besonders die Schweizer Faschingsläufe haben diese Form des “Fasnachtstreibens” der Renaissance beibehalten und weiterentwickelt.

Schönperchten, Tresterer, Schleicher und Scheller

Seit dem frühesten 17. Jahrhundert sind in Salzburg die Faschingsläufe im Pongau und bald darauf im Pinzgau nachzuweisen. Unsere Schönperchten, Tresterer und Stelzengeher, die einstigen prunkvollen Faschingsumzüge und -bälle im 17. Jahrhundert sind regionale, eigenständige Weiterentwicklungen europäischer Traditionen geworden. Vielfach kamen sie über die Höfe (zB Innsbruck, Salzburg, Wien) wie über den Saumhandel entlang der Passstraßen zu uns. Auch über Arbeitsmigranten im 19. Jahrhundert wanderten Volksspiele und Fastnachtsspiele nach Norden (zB Krimmler Hexenspiel).

Narren, Schiache und Guggenmusiken

Vom Mittelalter an war die Fastnacht ein Wechselspiel der Gegensätze. Daher gehört der Schalksnarr seit dem Mittelalter, in venezianischer Form dann Harlekin und schließlich Hans Wurst, zum Fasching. Er karikiert die Schönen und Reichen, hält ihnen seinen Spiegel vor, überzeichnet alles satirisch. In Venedig bezahlten die Reichen im 18. Jahrhundert ihre Dienstboten und arme Leute dafür, dass sie als hässliche, spottende Trabantenpaare die schönen Paare begleiteten, um ihren Glanz hervorzuheben und das Publikum mit ins Spiel zu ziehen. Daraus wurden die Schiachperchten, die Lagges, die Hexen und “Monschtär”. Die Schiachen karikierten auch die Begleitmusik der Musikbanden und Garden.

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