Wabl vertritt nach wie vor die Meinung, dass Nataschas Mutter, Brigitta Sirny, an der Entführung beteiligt war. Sirny hatte auf Unterlassung geklagt, doch Wabl darf nach zwei Gerichtsentscheiden nun doch den Wahrheitsbeweis versuchen.
Zur vorbereitenden Tagsatzung erschienen Martin Wabl in Begleitung des Privatdetektivs Walter Pöchacker sowie der Rechtsanwalt von Brigitta Sirny, während sie selbst nicht nach Gleisdorf gekommen war. Im Publikum saß Ludwig Koch, der Vater von Natascha Kampusch.
Nach mehreren Prozessen ist nun wieder Brigitta Sirny die Klägerin, die dagegen auftritt, dass Wabl sie beschuldigt, an der Entführung ihrer Tochter beteiligt gewesen zu sein. Doch Wabl hat ein Dutzend Zeugen beantragt, die seine Theorie untermauern sollen. Unter ihnen befindet sich auch Natascha Kampusch, außerdem der Arzt Max Friedrich sowie der ehemalige Wiener Spitzenkriminalist Ernst Geiger. Friedrich hatte nach dem Verschwinden des Mädchens ein Gutachten erstellt, das besagte, es sei vor der Tat zu keinem sexuellen Missbrauch gekommen. “Hofrat Geiger hat mir gegenüber gesagt, dass die Polizei einen Tatverdacht gegen die Mutter gehabt hat, diesen aber nach dem Gutachten fallengelassen hat”, erklärte Wabl.
Ein Vergleichsangebot lehnte der pensionierte Richter strikt ab: “Hier geht es um die Wahrheit und um die Aufklärung eines Verbrechens. Ich bin überzeugt, dass mir der Wahrheitsbeweis gelingen wird und dann die Strafbehörden tätig werden müssen”, so Wabl. Der Anwalt von Brigitta Sirny stellte seinerseits keine Anträge: “Das sind ungeheuerliche Vorwürfe, für die es keine Substanz gibt”.
Der Richter verkündete, dass er die weiteren Verhandlungen in Graz durchführen werde. Nächster Termin ist der 15. Mai um 10.00 Uhr.