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Fall Julia Kührer: Michael K. (51) wird sich nicht schuldig bekennen

Bei der Beerdigung der sterblichen Überreste von Julia Kührer in Pulkau
Bei der Beerdigung der sterblichen Überreste von Julia Kührer in Pulkau ©APA
Beim Prozess-Start am kommenden Dienstag wird sich der im Fall Julia Kührer des Mordes verdächtige Michael K. am Landesgericht Korneuburg "nicht schuldig" bekennen. Sein Verteidiger Farid Rifaat gab dazu gegenüber der Presse Details bekannt.
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Rechtsanwalt Rifaat erklärte am Donnerstag in einem Pressegespräch in Wien den Umstand, dass sein Mandant daher auch kein Alibi hat, mit folgenden Worten:  “Die Todesursache steht in keiner Weise fest, und es gibt keinen genauen Tatzeitpunkt”. Folglich werde er auf Freispruch für den Wiener plädieren.

DNA-Spur auf Decke ist umstritten

Der große “Aufhänger” der Staatsanwaltschaft sei laut Verteidiger die auf einer blauen Decke gefundenen DNA-Spur des 51-Jährigen, in der man die Leiche eingewickelt vorfand. “Das ist aber eine No-Na-Erkenntnis. Die Decke stammte vom Anwesen meines Mandanten.

Es ist daher nur logisch, dass auch seine DNA-Spur darauf ist. Anders wäre es, hätte man die Decke mit seiner DNA in einem Waldstück gefunden, dann bestünde Erklärungsbedarf”, sagte Rifaat. Interessant sei aber, dass sich auf der Decke auch eine zweite, nicht zuordenbare DNA-Spur befindet.

Opfer soll brutal attackiert worden sein

Auch der in der Anklageschrift geschilderte Tathergang ist für den Verteidiger nicht ganz nachvollziehbar. Julia Kührer war demnach am 27. Juni 2006 am Nachmittag am Hauptplatz von Pulkau (Bezirk Hollabrunn) aus einem Bus gestiegen und in die Videothek des Wieners gegangen. Dort soll er ihr einen heftigen Faustschlag verpasst haben, nachdem sie seinem sexuellen Verlangen nicht nachgekommen war.

“Sie bekommt einen Faustschlag gegen den Mund, ein paar Zähne brechen ein und irgendwann ist sie tot. Es gibt aber keinen Schrei, keiner bekommt etwas mit. Das hätte aber auffallen müssen”, meinte der Anwalt. Daher werde er in der Verhandlung einen Antrag auf Durchführung eines Lokalaugenscheins sowohl in Pulkau als auch am damaligen Wohnsitz des Verdächtigen im nahen Dietmannsdorf beantragen.

Ungereimtheiten im Fall Julia Kührer

“Man muss sich das anschauen, ob es so gewesen sein kann, wie die Staatsanwaltschaft schreibt. Für mich ist der Tathergang sehr virtuell, wie in einem Computerspiel”, so Rifaat. Auch der Vorwurf, dass der Wiener dem Mädchen Suchtgift verkauft habe, entspreche nicht den Tatsachen: “Mein Mandant selbst hat mit Drogenhandel und -konsum nichts zu tun gehabt. Das wird nur von einer Zeugin behauptet. Das einzige in diesem Zusammenhang ist, dass er dem damaligen Freund von Julia Kührer einmal erlaubt hatte, auf seinem Anwesen eine Hanfplantage zu machen. Daraus ist dann aber nichts geworden.”

Hinsichtlich des Alibis meinte der Verteidiger: “Steht wirklich fest, wann es tatsächlich passiert ist? Nein.” Sein Mandant war erst vier Jahre nach dem Verschwinden von Julia Kührer dazu befragt worden und habe den Tag der Suchaktion mit dem Tag des Verbrechens assoziiert. Dadurch ist ihm ein Irrtum passiert, in dem er damals aussagte, in Tschechien gewesen zu sein. Nun aber von einem “zusammengebrochenen Alibi” zu sprechen, bezeichnete der Anwalt als “kühn”.

Anwalt von Unschuld Michael K.’s überzeugt

Laut Gerichtsgutachten zur Todesursache ist ein natürlicher Tod des Mädchens aufgrund ihres jungen Alters “im höchsten Maße unwahrscheinlicher als ein Gewaltakt”. Dass Julia Kührer durch den Konsum von Suchtgift umgekommen sei, ist nicht restlos geklärt. Starke Drogen wie Opiate oder Morphine sowie Reste von K.o.-Drogen seien jedenfalls nicht gefunden worden, so Rifaat.

Der Anwalt zeigte sich daher persönlich von der Unschuld seines Mandanten überzeugt. Den gegen die Anklage zunächst eingelegten Einspruch erklärte Rifaat mit der Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt noch einige Aktenteile fehlten. Nachdem diese nachgereicht worden waren, zog er den Einspruch zurück.

Der Prozess in Korneuburg beginnt am kommenden Dienstag. Die Verhandlung ist für sieben Tage anberaumt. Ein Urteil soll frühestens am 24. September fallen. Weitere Details zum Prozessablauf finden Sie hier.

Kührer war zunächst vermisst

Die Schülerin Julia Kührer galt fünf Jahre als vermisst. Sie hatte am 27. Juni 2006 gegen Mittag in ihrer Heimatgemeinde Pulkau einen Autobus verlassen und wurde dann am Hauptplatz mit drei Jugendlichen gesehen, die aus einem silbernen Auto gestiegen waren.

Danach verlor sich jede Spur. Die sterblichen Überreste des Mädchens wurden erst Ende Juni 2011 in einem Erdkeller auf dem Grundstück des Verdächtigen gefunden.

(apa/red)

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