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Faktencheck: Geimpfte mit "Grippe" im Spital

Geimpfte sollen vermehrt an "Grippesymptomen" leiden.
Geimpfte sollen vermehrt an "Grippesymptomen" leiden. ©APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner
Erneut geistert in Sozialen Medien die Meldung umher, dass auffällig viele Geimpfte mit "Grippesymptomen" ins Krankenhaus müssten. Dabei sollen vor allem Spitäler in Niederösterreich betroffen sein.

Die Corona-Impfung ist nach wie vor Gegenstand zahlreicher Falschinformationen im Internet. Derzeit wird etwa in oft geteilten Facebook-Postings behauptet, dass sich in Spitälern in Niederösterreich Fälle häufen würden, bei denen Menschen mit "seltsamen, grippeähnlichen Symptomen" eingeliefert werden, die bereits doppelt gegen Covid-19 geimpft seien.

Zudem wird behauptet, dass im Landesklinikum Hochegg alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben mussten. Sie dürften keine Informationen rausgeben, wie viele Geimpfte im Spital liegen würden, heißt es.

Behauptungen laut Landesgesundheitsagentur falsch

Es handelt sich um Falschbehauptungen, wie aus Stellungnahmen der NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA) sowie des Landesklinikums Hochegg hervorgeht. Die Corona-Impfung schützt nicht vor der Grippe oder grippalen Infekten. Impfreaktionen können Grippe-Symptomen aber ähnlich sein. Bisher ist das Nebenwirkungsprofil der Corona-Impfungen in Österreich unauffällig.

Die NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA) hat die Trägerschaft aller Krankenhäuser in Niederösterreich inne. Wie ein Sprecher der LGA der APA auf Anfrage mitteilte, würden die Behauptungen "jeglicher Grundlage entbehren". Eine Nachfrage in einigen Klinikstandorten habe ergeben, dass es fallweise Personen gebe, die nach der zweiten Impfung ein Klinikum aufsuchten, da sie Nebenwirkungen abklären lassen wollten.

Mit "grippeähnlichen Symptomen" im Spital

Dem Sprecher liegen auch keine Informationen dazu vor, dass derzeit vermehrt Menschen mit "grippeähnlichen Symptomen" in niederösterreichischen Spitälern aufgenommen würden: "Es gibt hier keine signifikanten Unterschiede zu anderen Vergleichszeiträumen."

Das Landesklinikum Hochegg sagte zudem der APA, dass es eine derartige Verschwiegenheitserklärung - von der in den Facebook-Postings die Rede war - nicht gebe. Es handle sich um "ungerechtfertigte Anschuldigungen", so ein Kliniksprecher: "Grundsätzlich gilt ein besonders sensibler Umgang mit Gesundheitsdaten, insbesondere in Gesundheitseinrichtungen (DSGVO). Die Weitergabe an Dritte und Verarbeitung ist nur mit Einverständnis der Betroffenen möglich. Dienstanweisungen dieser Art führen sich schon aus vorgenannter Begründung ad absurdum - damit eindeutige Verneinung, dass es eine derartige Verschwiegenheitserklärung für MitarbeiterInnen gibt".

Rechtliche Schritte gegen Verbreiter

Der LGA-Sprecher betonte zudem, dass rechtliche Schritte gegen den Urheber der Behauptung überlegt werden würden, da in diesem Zusammenhang explizit ein Klinikum der NÖ LGA genannt wurde.

Eine Covid-19-Impfung schützt nicht vor der Influenza oder der sogenannten "Sommergrippe". Man kann also trotz Impfung erkranken. Covid-19 wird durch eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 verursacht, die Grippe durch eine Infektion mit Influenzaviren und die "Sommergrippe" oft durch Coxsackie-A- oder Coxsackie- B-Viren, die zur Gruppe der Enteroviren gehören.

Impfreaktionen können sich wie Grippe anfühlen

Gleichzeitig können nach einer Covid-19-Impfung natürliche Impfreaktionen wie Fieber, Abgeschlagenheit, Muskel- oder Kopfschmerzen auftreten, die sich ähnlich wie eine Grippe anfühlen können. Diese Reaktionen sind aber notwendig, da sie zeigen, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert und kein Anlass zur Sorge.

Bisher entsprechen die gemeldeten vermuteten Nebenwirkungen nach Covid-19-Impfungen in ihrer Art als auch Häufigkeit den aus den Zulassungsstudien zu erwartenden Reaktionen, steht im aktuellsten Bericht (Berichtszeitraum 27. Dezember 2020 bis 23. Juli 2021) des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). Das Amt erfasst in Österreich alle vermuteten Nebenwirkungen von Arzneimitteln und Impfstoffen und leitet diese an die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) weiter.

(APA/red)

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