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Facebook-Aufreger: Beliebter U4-Fahrer soll schwarze Fahrgäste als "Dealer" beschimpft haben

Die mysteriöse Ariane S. patzt einen U4-Fahrer auf Facebook mit bösen Behauptungen an
Die mysteriöse Ariane S. patzt einen U4-Fahrer auf Facebook mit bösen Behauptungen an ©Facebook (Screenshot)/ APA
Auf Facebook wurden ja zuletzt öfter Personen für angebliches Fehlverhalten angeschwärzt. Der neueste Aufreger: Eine angebliche Wiener Linien-Mitarbeiterin unterstellt einem U4-Fahrer, der sogar einen eigenen Fanclub hat, in einer Durchsage schwarzafrikanische Fahrgäste als Dealer bezeichnet zu haben. Der Betroffene dementiert die Aussagen entschieden.
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Facebook scheint sich in letzter Zeit zum reinsten “Vernaderer-Medium” zu entwickeln. Ariane S., die sich selbst in ihrem Facebook-Posting als Mitarbeiterin der Wiener Linien bezeichnet, greift einen Kollegen auf der Seite des Verkehrsunternehmens massiv an. Dieser ist den Fahrgästen der U4 kein Unbekannter – fiel der U4-Fahrer doch in der Vergangenheit vielfach durch wortgewandte, witzige und eher ungewöhnliche Durchsagen auf, die ihm sogar eine eigene Facebook-Fanpage bescherten: Raimund Korner- der genialste U-Bahn-Chauffeur Wiens.

“Zurückbleiben” heißt nicht “hineinspringen”

S. beschreibt zunächst einen Vorfall, der eher harmlos anmutet, und sich vor allem in der Richtigstellung Korners, die wenig später erfolgte, eigentlich als falsch verstandener Witz entpuppte. “… heute in der Linie U4 Nr. 3852 um 9:36 Uhr ab der Station Kettenbrückengasse bis zur Längenfeldgasse wurden wir vom Fahrer belehrt, dass die Wort ” Zurück bleiben bitte” auch das heißt und nicht hineinspringen bitte, dass er selbst nur eine normale Schulausbildung hat, was los ist mit den Fahrgästen die in diesen Zug sitzen, etc.”

Bezeichnete der U4-Fahrer Schwarzafrikaner als Dealer?

So weit, so relativ harmlos. Doch dann erhebt S. schwerwiegende Vorwürfe gegen Korner, der mit seiner sarkastischen Art die Lacher normalerweise auf seiner Seite hat: “Aber die Krönung kommt nun. Es dürften in den Zug Schwarzafrikaner eingestiegen sein und die nächste Belehrung folgte: Und ihr Dealer tut jetzt nicht dealen, lasst das ja sein. Ich frage mich nun lieber Kollege, muss das sein.”

Das Verhalten der Kollegin, die Korner durch ihre Behauptungen an den virtuellen Pranger stellt, wird in der Folge von anderen Usern auf das Schärfste kritisiert – vor allem das öffentliche posten, das sie als Kollegin ja auch intern hätte regeln können. Andere nehmen Korner in Schutz, dem fremdenfeindliche Aussagen wie diese nicht zugetraut werden. “Kann ich mir nicht vorstellen!!” heißt es da. Spekuliert wird auch darüber, ob S. vielleicht persönliche Gründe für den massiven Angriff gegen den beliebten U-Bahn-Fahrer Korner haben könnte. Ihr “Verpfeifen” , “Vernadern” bzw. “Anschwärzen” wird scharf kritisiert, obgleich ein solcher Vorfall, sollte ihm eine Wahrheit zugrunde liegen, natürlich nicht verharmlost werden darf.

Hat die Kollegin nur zuviel Phantasie?

Ein User verteidigt Korner: “Unser lieber Mundi ist bekannt für lustige , nette durchsagen und das was diese Frau hier anführt klingt für mich komplett an den Haaren.herbei gezogen!!!! Ich kenne Raimund jetzt seit über 5 Jahren und ihm mit solchen aussagen in Verbindung zu bringen finde ich persönlich eine Frechheit!!!! Und das man das nicht intern.klären.kann.ist meiner Meinung nach genauso ein.Blödsinn!” Und eine Userin ergänzt: “Der Kollege Korner gehört zu den nettesten und höflichsten U-Bahn-Fahrern die es gibt!!! :- )”

Korner selbst meldet sich zu dem Vorfall ebenfalls zu Wort und postet seine eigenen Aussagen im Wortlaut: “Wenn man zitiert, sollte man es richtig tun. Meine Durchsage lautete folgendermaßen: “Es wird Sie nur wenig bis nicht interessieren, aber vor Jahrzehnten stand ich im Genuss einer soliden Schulausbildung, während der etwa das Wort “Zurückbleiben” klar umrissene Konturen hatte und in seiner Bedeutung über jeden Zweifel erhaben war. Man konnte es jedenfalls nicht mit “Hineinspringen“ verwechseln. Da dürfte sich in der Zwischenzeit ein dramatischer Bedeutungswandel vollzogen haben, den ich verschlafen haben dürfte. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.”

Lückenlose Aufklärung des Vorfalls angestrebt

Der U-Bahn-Fahrer fährt fort: “Mag sein, dass ich eine ergänzende Bemerkung noch angefügt habe, aber ganz sicher mit keinem Wort von Dealen oder Drogen gesprochen habe. Ich weise Ihre Behauptung auf das schärfste zurück, das ist eine infame Lüge und ich fordere Sie umgehend auf, diese Dreistigkeit vor einem Vorgesetzten zu wiederholen. So etwas muss ich mir als einer, der um ein gedeihliches Zusammenleben in der U-Bahn bemüht ist, von einer Person die sich als Kollegin zu bezeichnen getraut, ganz sicher nicht bieten lassen.”

Der Vorfall soll nun in einem Gespräch zwischen den beiden Beteiligten und dem Betriebsrat der Wiener Linien aufgeklärt werden. “Wir werden die Situation gemeinsam mit den beiden KollegInnen anschauen und analysieren. Jedenfalls sollte man Aussagen in der Öffentlichkeit – sei es eine Durchsage oder ein Facebook-Posting – mit Bedacht treffen, damit Missverständnisse gar nicht erst entstehen können,” so das Unternehmen auf Facebook.

Skurril: Anklägerin existiert gar nicht!

Die Nachfrage bei den Wiener Linien ergab ein weiteres äußerst kurioses Detail: Pressesprecher Answer Lang gab bekannt, dass die Nachforschungen zu der angeblichen Wiener Linien-Mitarbeiterin ergeben hätten, dass gar keine Person unter diesem Namen bei dem Unternehmen beschäftigt ist. Wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt, ob Mann oder Frau, und ob die Person tatsächlich bei den Wiener Linien arbeitet, ist gänzlich unklar.

Interessant auch, dass nach Angaben von Lang entgegen der Behauptungen der “Ariane S.” keinerlei sonstige Beschwerden von Fahrgästen über den Vorfall bei den Wiener Linien eingegangen sind. Was oder wer sich tatsächlich dahinter verbirgt, darüber möchte Lang nicht spekulieren. Fakt ist, dass das persönliche Gespräch mit dem U-Bahn-Fahrer bereits gesucht wurde, wobei dieser entschieden wiederholte, was er bereits auf Facebook gepostet hat: Dass er sich in keiner Weise über Dealer oder Schwarzafrikaner geäußert habe, und schon gar nicht abwertend, wie es ihm von der unbekannten Person vorgeworfen wird. Lang meinte, dass den Wiener Linien sehr an einem klärenden Gespräch mit allen Beteiligten und der Aufklärung des Vorfalls gelegen sei – dass sich “Ariane S.” dazu jedoch erst noch bei den Wiener Linien melden müsse.

Der Verdacht, dass Frau (oder vielleicht auch Herr) S. ein persönliches Problem mit dem betroffenen U-Bahn-Fahrer hat und versucht, auf Facebook eine Privatfehde öffentlich auszutragen, liegt also nahe. Aber wer weiß, vielleicht taucht das Phantom Ariane S. ja doch noch aus der Versenkung auf und outet sich bei den Wiener Linien, um den Vorfall mit dem U4-Fahrer zu klären.

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