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F: Gewalt in Vorstädten ufert weiter aus

Die Gewaltausbrüche und Brandstiftungen in den französischen Vorstädten haben sich allen Beruhigungsversuchen zum Trotz weiter ausgeweitet und greifen auf immer mehr Städte im ganzen Land über.

In der elften aufeinander folgenden Nacht wurden im Großraum Paris, aber auch in Toulouse, Rennes, Rouen, Straßburg, Nizza und Le Havre insgesamt mehr als 1400 Autos in Brand gesteckt. Fast 400 Personen wurden festgenommen. Das teilte die Polizei in ihrer Bilanz am Montag mit. Die schlimmsten Krawalle gab es in Grigny südlich von Paris, wo eine Bande von etwa 200 Jugendlichen Polizisten mit Steinen und anderen Wurfgeschoßen angriff. Auch mit einem Schrotgewehr wurde auf die Beamten geschossen. Zwei Polizisten kamen mit Verletzungen in ein Krankenhaus. Insgesamt mehr als 30 Beamte wurden leicht verletzt.

Staatspräsident Jacques Chirac hatte am Sonntagabend in seiner ersten Stellungnahme seit Ausbruch der Unruhen die „Wiederherstellung von Sicherheit und Ordnung“ zur Priorität der Regierung erklärt. Premierminister Dominique de Villepin kündigte an, die Sicherheitskräfte aufzustocken und Randalierer verstärkt im Eilverfahren vor Gericht zu bringen.

Sarkozy auf Krankenbesuch

Im Département Seine-Saint-Denis nördlich von Paris brannten am Sonntagabend etwa 50 Autos. In Saint-Etienne setzten Jugendliche zwei Schulgebäude und einen Bus in Brand. Zwei Menschen wurden verletzt. In Lens und in Sete wurden Kirchen angezündet. Das Ausmaß der Schäden war zunächst nicht bekannt. In der Pariser Vorstadt Colombes warfen Jugendliche Steine auf einen Bus. Ein 13 Monate altes Kleinkind wurde mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus gebracht. In der Vorstadt Saint-Maurice stand eine Kindertagesstätte in Flammen. Innenminister Nicolas Sarkozy kündigte an, er wolle die verletzten Polizisten im Krankenhaus besuchen.

Chiracs Aufruf ist nach Ansicht des sozialistischen Oppositionsführers Francois Hollande „zu spät“ gekommen. „Wenn der Präsident zehn Tage wartet, bevor er kurz zu den Franzosen spricht, und wenn der Premierminister noch einen Tag warten muss, um weitere Maßnahmen zu beschließen, so denke ich in der Tat, dass die Regierung nicht das Ausmaß der Ereignisse erfasst hat“, sagte Hollande am Montag. Der PS-Chef forderte von der Regierung eine „starke Entscheidung zur Unterstützung der Bevölkerung in den betroffenen Stadtvierteln“. Man brauche vor allem „eine Botschaft und Akte der Solidarität“, insbesondere dringliche Maßnahmen im Bereich der Schulbildung.

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