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EZB schießt zunehmend schärfer gegen den Euro

Der Euro wird absichtlich von der EZB geschwächt
Der Euro wird absichtlich von der EZB geschwächt ©AP/Roman Koksarov
"Wir müssen den Euro weiter schwächen." Der Satz stammt von Christian Noyer, seines Zeichens Chef der französischen Notenbank. Gefallen ist die ungewöhnliche Bemerkung des Bankers an diesem Donnerstag. Brisant ist die Aussage allemal, denn die Europäische Zentralbank (EZB), in deren Rat Noyer sitzt, will sich eigentlich nicht zu Wechselkursen äußern. Oder besser gesagt: sie wollte es nicht.
Euro fällt und fällt

Denn Noyer ist nicht der einzige Notenbanker, der nun offen zugibt, dass die EZB den Euro schwächen will. Bricht die Notenbank mit ihrem Vorsatz, den Euro nicht unmittelbar beeinflussen zu wollen?

Euro “schwach geredet”

“Die EZB hat kein Wechselkursziel.” Dieser Satz war jahrelang zu hören, wenn europäische Notenbanker nach dem Eurokurs gefragt wurden. So gut wie nie kam es vor, dass ranghohe Zentralbanker den Euro “schwach geredet” haben. Einmal war es anders: Im Frühjahr 2013 intervenierte EZB-Chef Mario Draghi verbal gegen den damals immer stärkeren Euro. Es war die Zeit, in der das Schlagwort “Währungskrieg” die Runde machte. Seinerzeit lockerte eine Notenbank nach der anderen ihre Geldpolitik und übte so Druck auf ihre Heimatwährung aus. Wenig später fassten die großen Wirtschaftsmächte G-20 den Beschluss, von einer gezielten Währungsschwächung absehen zu wollen.

US-Dollar und Pfund immer stärker

Danach blieb es lange Zeit ruhig. Zuletzt auch deswegen, weil sich in den USA und Großbritannien zunehmend eine geldpolitische Wende abzeichnet. Das stärkt den US-Dollar und das britische Pfund, im Gegenzug verlieren andere Währungen – so auch der Euro. Der japanischen Notenbank scheint man zwar zuzugestehen, mittels Geldpolitik den Yen zu schwächen. In Europa aber hielt sich Notenbankchef Mario Draghi bis vor kurzem sehr bedeckt – obwohl der lange starke Euro das ohnehin schwache Wachstum dämpfte und die niedrige Inflation weiter drückte. Doch das Blatt scheint sich gewendet zu haben.

EZB will Euro schwächen

Vor einer Woche brach der österreichische Notenbankchef Ewald Nowotny das Schweigen. Offen gab er zu, dass die jüngste Lockerungsrunde der EZB eine Schwächung des Euro zum Ziel habe. Von einem “Entlastungseffekt für die Exportwirtschaft” sprach Nowotny, weil ein schwächerer Euro Ausfuhren für Abnehmer außerhalb des Euroraums vergünstigt. Frankreichs Notenbankchef Noyer räumte nun ein: “Um unser Inflationsziel von zwei Prozent im Jahr zu erreichen, mussten wir den Euro drücken.” Und er ergänzte: “Wir müssen den Euro weiter drücken.” Ökonomisch ist das nichts Neues, weil ein schwächere Euro Einfuhren verteuert und damit die Inflationsrate nach oben treibt. Neu ist aber, dass sich Notenbanker so offen für eine schwache Währung aussprechen.

Kritik an EZB

Unter Experten trifft die neue Offenheit in der EZB auch auf Kritik. “Tausche Glaubwürdigkeit gegen Euro-Schwäche”, bringt es Ulrich Leuchtmann, Leiter der Devisenabteilung bei der Commerzbank, auf den Punkt. Sein Argument: Die Notenbank nehme einen Verlust ihres Rufs in Kauf, nur um den Euro zu drücken. Leuchtmann sagt, es sei beeindruckend, wie wenig die EZB ihre “währungskriegerischen Absichten” kaschiere. Das klingt hart, trifft aber im Kern zu.

“Todesstoß” für Euro von Notenbankchef

Selbst Notenbankchef Mario Draghi schreckte zuletzt immer weniger davor zurück, den Euro “schwach zu reden”. Nach der Zinssitzung Anfang August zählte er gleich mehrere Faktoren auf, die für einen schwächeren Euro sprechen. “Draghi hat dem Euro einen Todesstoß versetzt”, kommentierte seinerzeit das Handelshaus Gain Capital. Das ist vielleicht überspitzt formuliert – seine Wirkung hat Draghi aber nicht verfehlt: D

er Euro steht auf breiter Front unter Druck – von seinem Jahreshoch bei 1,40 Dollar ist er um mehr als zehn Cent gefallen.

(APA)

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