Die Experten Peter Hajek und Thomas Hofer bewerten den Vorwahlkampf zur Nationalratswahl 2013 der SPÖ als gelungen, noch Schwierigkeiten orten sie bei der ÖVP. Für die nächsten Wochen erwartet Hofer durchaus einiges an “Negative Campaigning”, “aber richtig dreckig wird’s wohl nicht werden”.
Kein “Dirty Campaigning” im Wahlkampf erwartet
Auch zwischen den Regierungsparteien SPÖ und ÖVP wird es weitere Attacken geben, glaubt Politikberater Hofer. Es handle sich aber um eine Gratwanderung, sich gegenseitig nicht so wehzutun, dass man nach der Wahl nicht mehr zusammenarbeiten kann. Mit echtem “Dirty Campaigning” rechnet der Experte daher nicht, denn das würde “zu viel Porzellan zerschlagen”.
SPÖ setzt auf Bewährtes
Meinungsforscher Hajek erwartet, dass sich der auf die Kernwähler fokussierte Wahlkampf der SPÖ fortsetzen wird. Mit dem hohen Wiedererkennungspotenzial handle es sich um einen “State of the art”-Wahlkampf, mit dem die Roten allerdings über die Kernwählerschaft hinaus “nicht rasend viele” dazugewinnen dürften. Der reine Basis-Wahlkampf der SPÖ sei professionell gemacht, findet auch Hofer. Ein weiterer Pluspunkt: Die Geschlossenheit in der Partei sei da.
ÖVP ohne einheitliche Botschaft
Diese Geschlossenheit lasse die ÖVP hingegen vermissen, etwa wenn sich Finanzministerin und Wirtschaftsminister widersprechen, wie es dem Wirtschaftsstandort geht, erklärte Hofer. Die Volkspartei müsse dahingehend “rasch” etwas ändern. Auch in den Plakaten sieht der Experte eine gewisse Schwierigkeit: Sich als Zukunftspartei zu positionieren, während beim Lehrerdienstrecht (mit der VP-dominierten Gewerkschaft) nichts weitergeht, sei “keine einheitliche Botschaft”. Für Hajek ist der ÖVP-Wahlkampf ebenfalls “ein bisschen weggeholpert”, “es ist noch nicht klar, in welche Richtung geht’s” – aber vielleicht komme die “Auflösung” ja noch.
Gelungener Start bei FPÖ
Einen gelungenen Start ortet Hajek bei den Freiheitlichen, die sich aus der “strategischen Enge” wegen des Antretens von Frank Stronach herausbewegt hätten. Die Botschaft (“Nächstenliebe” für die Österreicher) sei gleich wie immer, die Tonalität anders – mit der Kampagne habe man trotzdem “den Provokationsfaktor und damit den Aufmerksamkeitsfaktor beibehalten”. Hofer glaubt, die FPÖ muss aus kampagnentechnischer Sicht noch nachlegen, zum Beispiel ihr Kernthema Migration stärker mit der Krise am Arbeitsmarkt verknüpfen.
Wahlkampf bei Grünen, Stronach, BZÖ
Auf der Erfolgswelle sehen beide Experten die Grünen. Die Kampagne sei “unüblich frech”, aber gut, analysiert Hofer. Die große Gefahr sei, dass die Korruptionsbekämpfung nicht bis zum Wahltag als Topthema zu ziehen sein könnte.
Stronachs Kampagne findet Hajek zwar “in Ordnung”, es kämen aber ähnlich wie bei der ÖVP ständig Dinge “aus dem politischen Unterholz”, die am Vertrauen der Partei rüttelten, verweist Hajek etwa auf Schlagzeilen rund um Personalia, Stichwort Monika Lindner. Auch Hofer erkennt professionelle Plakate, aber “nicht die beste Strategie”. Die große offene Frage sei, wie der streitbare Politneuling in den TV-Debatten abschneidet.
“Der nackte Kampf ums Überleben” finde derweil beim BZÖ statt. Was bisher kam, sei “zu wenig”, betonte Hofer. Dieser Meinung ist auch Hajek: Das BZÖ habe “kein Profil”. Parteichef Josef Bucher müsse die TV-Duelle nutzen und offensiv auftreten, sieht Hofer immerhin noch einen Funken Hoffnung.
NEOS: Probleme durch weniger Präsenz?
Das Fernsehen könnte für die NEOS dagegen zum Problem werden: Zu den Konfrontationen eingeladen werden in der Regel nämlich nur Parlamentsparteien, mangelnde Präsenz bedeutet weniger Aufmerksamkeit. Das Werben selbst wird von den Experten aber gut beurteilt: Die NEOS machten einen “sehr sauberen, zielgruppenorientierten und pointierten Wahlkampf”, erklärt Hajek. Im Gegensatz zu KPÖ und Piraten: “Die kommen so gut wie nicht vor.”
(apa/red)