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Ex-Giftmüll-Lager: Global 2000 ortet Versäumnisse der Wiener Behörden

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 ortet im Fall eines ehemaligen Giftmüll-Lagers in Wien-Simmering Versäumnisse der Wiener Behörden.

Das Lager war nach Warnungen von Global 2000 im Sommer des Vorjahres von der Stadt Wien geräumt worden. Jedoch bereits Anfang der 90er Jahre hätte die Behörde ausreichend Hinweise auf gesetzeswidrige Praktiken vorgefunden, versicherte Helmut Burtscher, Chemiker von Global 2000, am Dienstag vor Journalisten.

Nach der Wegbringung und Entsorgung von 1.400 Tonnen Giftmüll vom Betriebsgelände der in Konkurs gegangenen Entsorgungsfirma hätten sich in den Folgemonaten Informationen über die Vorgeschichte, die zu dieser Giftmüllhinterlassenschaft geführt hätten, gehäuft. Aus Zeugenaussagen von Anrainern und ehemaligen Mitarbeitern der Entsorgungsfirma, anhand von Dokumenten, die Global 2000 zugespielt wurden sowie durch Hinweise aus der Öffentlichkeit habe man sich ein Bild über die „Machenschaften“ der Firma in den letzten 20 Jahre machen können, meinte Burtscher.

So seien nach Aussagen von ehemaligen Mitarbeitern ab Mitte 2004 – genau ein Jahr vor dem Konkurs – die eingehenden Giftmüllmengen dramatisch angestiegen, während sich der Zustand der Anlage zusehends verschlechtert habe. Die Geschäftsführung habe die Mitarbeiter, die darauf verwiesen, dass derartig große Mengen nicht abgearbeitet werden könnten, damit vertröstet, dass große Teile des Mülls nach Seyring abtransportiert würden. Dies sei aber nicht geschehen. Die Lieferungen seien vielmehr Teil der rund 3.000 Tonnen Giftmüll geworden, welche die Firma nach dem Konkurs zurückgelassen habe.

Die Entsorgungsfirma habe zudem Giftmüll illegal gelagert, was sich bis in die 90er Jahre zurückverfolgen lasse. Zum Zeitpunkt des Konkurses hätten nach Recherchen von Global 2000 rund 200 Tonnen Giftmüll die maximal erlaubte Lagerfrist von einem Jahr überschritten. Es sehe außerdem danach aus, als habe die Firma Abfall-Begleitscheine regelmäßig umgeschrieben und neu datiert, um den „alten“ Müll als „neuen“ zu deklarieren, meinte Burtscher.

Global 2000 habe bereits im Vorjahr die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, hieß es. Die Verantwortlichen der ehemaligen Entsorgungsfirma zur Rechenschaft gezogen werden, forderte Global 2000.

Die Umweltschutzorganisation ortete aber auch mangelhaftes Kontrollverhalten der städtischen Umweltschutzabteilung MA22. So habe etwa eine behördliche Kontrolle vom 18. November 1992 grobe Sicherheitsmängel wie lagernde Giftfässer ohne Zuordnungs- oder Begleitscheinnummer festgestellt. Trotzdem sei nach Auskunft der MA22 bis zur nächsten behördlichen Kontrolle vier Jahre vergangen.

Die Umweltschutzabteilung wies die Vorwürfe am Dienstag in einer Aussendung zurück. Die zuständigen Behörden der Stadt Wien hätten die Entsorgungsfirma in all den Betriebsjahren strengstens kontrolliert, viel öfter, als gesetzlich vorgesehen. Auch die jüngste Warnung von Global 2000 hinsichtlich einer Gefährdung des Grundwassers wies man zurück. Die Bodenproben der angrenzenden Flächen der Firma würden eindeutig belegen, dass eine Gefährdung für das Grundwasser ausgeschlossen sei, hieß es bei der MA22.

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